Staaten stehen einer Investorenbefragung von Fitch Ratings zufolge wohl vor größeren Problemen bei der Refinanzierung ihrer Schulden als Banken oder riskante Unternehmen. Bei der vierteljährlichen Umfrage unter Investoren sehen 70 Prozent der Befragten die größten Refinanzierungschwierigkeiten bei den Staaten, wie Fitch mitteilte. Lediglich 8 Prozent waren der Ansicht, dass die Herausforderungen für Finanzinstitute mit Investment-Grade-Level größer seien, und nur 6 Prozent betrachten spekulative Kreditgeber als ihre Hauptsorge. Fast die Hälfte der Umfrageteilnehmer (46 Prozent) betrachten infolge der Griechenland-Krise Staatsanleihen bei ihren Investmententscheidungen als ihre am wenigsten bevorzugte Anlageklasse. Die überwältigende Mehrheit (90 Prozent) fürchtet, dass die Schuldenkrise der Staaten die europäischen Kreditmärkte gefährden könne.
"Staatsanleihen haben von der Flucht in die Sicherheit und Liquidität auf dem Hochpunkt der Finanzkrise profitiert", sagte David Riley, Group Managing Director for Sovereign Ratings bei Fitch. "Jetzt betrachten die Investoren die Rekordstaatsverschuldung als das größte Risiko für die Marktstabilität und die Wirtschaftserholung." Fitch zufolge müssen die europäischen Staaten 2010 Mittel über 2,2 Bill. EUR bzw. 19 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aufnehmen, um ihre Defizite zu finanzieren und ihre bestehenden Schulden zu revolvieren. Die Ratingagentur geht davon aus, dass das Vertrauen der Investoren schwach bleiben wird, bis die europäischen Regierungen - einschließlich Großbritanniens - ihren fiskalischen Konsolidierungskurs auch umsetzten und die Wirtschaftserholung gesichert sei.
Laut den aktuellen Zahlen des europäischen Statistikamts Eurostat ist die Neuverschuldung der EU-Staaten im vergangenen Jahr deutlich angestiegen. So nahm in den 16 Ländern der Eurozone das Staatsdefizit auf 6,3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes nach 2,0 Prozent im Jahr 2008 zu. EU-weit lag die Neuverschuldung der öffentlichen Haushalte sogar bei 6,8 Prozent nach 2,3 Prozent im Vorjahr. Der Gesamtschuldenstand der Staaten erhöhte sich in der Eurozone von 69 auf knapp 79 Prozent. Der Stabilitäts- und Wachstumspakt sieht bekanntermaßen für die Neu- bzw. Gesamtverschuldung eine Obergrenze von drei bzw. 60 Prozent vor. Die höchsten Defizitquoten in der Eurozone wiesen im vergangenen Jahr Irland (14,3 Prozent), Griechenland (13,6 Prozent) und Spanien (11,2 Prozent) auf, wobei Eurostat die griechischen Zahlen nach wie vor nur unter Vorbehalt angibt, da die Zweifel an der Qualität der gelieferten Daten noch nicht ausgeräumt werden konnten. Das deutsche Defizit lag nach Angaben der europäischen Statistikbehörde bei 3,3 Prozent, der Gesamtschuldenstand erreichte 73,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
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Kommentare zu diesem Beitrag
Dann müssten die Leute bei den Ratingagenturen aber anfangen wirklich zu arbeiten!!!!
Ihre Modelle auf Substanz, Plausibilität, Kongruenz und Transparenz ändern. Im Prinzip das gesamte Geschäftsmodell neu erfinden.
Niemand zahlt gerne Geld und hören will, dass es seinem Unternehmen schlecht geht (dafür bezahlt man ja für Ratings), damit man gesagt bekommt:
Ihr seid janz doll
Letzte Woche waren ein paar Leutchen von Fitch, Moodys, usw zufällig alle beim Griechen abends Essen,...
Hatte den Herrschaften nicht geschmeckt, dann wurde am nächsten Tag gesagt,
Triple-B, oders....
PI-mal-Daumen, das ist deren Politik.
Erst wenn der ganzen Welt die Infos klar sind, kommen die aus ihren Löchern gekrochen und sagen: Uns ist aufgefallen, dass es in gewiisen Regionen der Eurozone.......Ich könnt kotzen