Wie sich unser Miteinander durch künstliche Intelligenz verändert

Machtwechsel der Intelligenzen


Günter Cisek (2021): Machtwechsel der Intelligenzen – Wie sich unser Miteinander durch künstliche Intelligenz verändert, Springer Vieweg Verlag, Wiesbaden 2021, 161 Seiten, ISBN: 978-3-658-31862-8. Rezension

Er war überrascht, als die Polizei Tausende Kilometer vom Verbrechensort entfernt ihn mit den Handschellen abführte. Hatte er doch besondere Sorgfalt darauf verwendet, sich unbemerkt in der Stadt zu bewegen und sein Gesicht zu verbergen. Doch hatte er nicht berücksichtigt, dass die öffentlich installierten Kameras jede Person und damit jedes Gesicht aufzeichnen. Die von den Sicherheitsbehörden eingesetzte Gesichtserkennungstechnologie ermöglicht einen biometrischen Gesichtsabgleich von rund 100 Millionen Abgleichen pro Sekunde. 

So ähnlich könnte künftige Verbrechensbekämpfung erfolgen. Ein allumfassendes System mit eng vernetzten Datenbanken, wo laufend Daten über das Verhalten von Unternehmen und Personen aus allen Lebensbereichen gesammelt werden. Mit den so erstellten Datenbeständen und Anwendungen werden Algorithmen erstellt, die es ermöglichen, in kurzer Zeit den Aufenthaltsort gesuchter Personen zu ermitteln. Vor allem totalitäre Staaten und Systeme werden sich dieser Technologie bedienen. 

Die Welt von heute ist im Umbruch. Das Tempo und der Umfang sind jedoch intensiver, als wir es bisher in der Geschichte kannten. Digitalisierung und Globalisierung sind die maßgeblichen Treiber der Veränderungen. Die Blaue Stunde der Informatik oder wie sich unser Miteinander durch künstliche Intelligenz  verändert, ist Gegenstand der Erörterung des vorliegenden Bandes. Der Autor, ehemals Wirtschaftsprofessor der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt, vertritt die Auffassung, dass die Armen auf der Strecke bleiben. Ein Grund ist, dass das Zeitalter der Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz (KI) keine dummen Jobs mehr bieten. Konsequenterweise bedeutet dies auch, wer in der Bildung nicht mithalten kann, wird es künftig schwerer haben, einen gut bezahlten Job in der Industrie zu erhalten. Gesellschaftliche Umbrüche und Implikationen lassen sich nicht vermeiden. Die sogenannte Mittelschicht gerät zunehmend unter Druck. Algorithmen werden künftig mehr und mehr den Arbeitsalltag bestimmen und viele heute gut bezahlte Arbeitsplätze werden durch Roboter bzw. durch die Software ersetzt. 

Der Autor versteht es, in acht Kapiteln auf 161 Seiten dem am gesellschaftlichen Leben interessierten Leser allgemein verständlich zu beschreiben, wie KI funktioniert und wie sie alle Lebensräume verändern kann. Von der Geschichte der KI über ihre Techniken und ihre vielfältigen Anwendungsfelder bis zu ihren ethisch-philosophischen Implikationen werden alle relevanten Aspekte dargestellt. Dabei stehen wir mit der Anwendung der KI-Technologie erst am Anfang. 

Drei kurz beschriebene Aspekte sollen hier als Beispiele dienen: Sprache in Form der persönlichen Kommunikation und somit soziale Präsenz, wird durch das "Chatten" ersetzt. Weitere Änderungen wird es durch den Einsatz von Software im Rahmen der Virtual Reality geben. Unterschiede zwischen Realität und Scheinwelt werden mehr und mehr verwischt. Roboter, sowohl in der industriellen Produktion als auch im Haushalt, die selbständig Lösungen erarbeiten, werden unseren Alltag bestimmen. Weitere detaillierte beschriebene Beispiele ließen sich aufführen.   

Die Veränderungen unseres Lebens durch KI, so der Autor, wird uns nicht "versklaven" sondern auch "zahlreiche Lebenserleichterungen und neue Erlebnisformen in der Gesellschaft" und dem Miteinander bieten. Bei vielen Fragen stehen wir erst am Anfang der Entwicklung und die gesellschaftlichen Konsequenzen sind noch nicht absehbar. 

Das Buch ist ein Einstiegsbuch für Leser, die sich bisher noch nicht mit dem Thema Künstliche Intelligenz beschäftigt haben. Aktuelle Beispiele beschreiben die aktuellen Anwendungen der KI in der Industrie und Gesellschaft. Das wir hier erst am Anfang einer neuen Epoche stehen wird allein dadurch schon deutlich, dass die Potenziale bei weitem noch nicht ausgeschöpft sind. Die im Buch aufgeführten Links zum Weiterlesen wurden per Stichprobe getestet und es gab keine Beanstandung. Größere Sorgfalt wäre beim Lektorat wünschenswert gewesen. 

[ Bildquelle Titelbild: Springer Verlag ]
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