Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, hat sich vorsichtig optimistisch zu den Wachstumsperspektiven des Euroraums geäußert. "Es gibt Anzeichen für eine Stabilisierung an den Finanzmärkten und bei der gesamten Wirtschaftsaktivität, wenn auch auf niedrigem Niveau", sagte Draghi am späten Montagabend in Berlin.
Seiner Aussage nach hat sich der Markt für die Bankrefinanzierung verbessert und die Kreditvergabe der Banken stabilisiert. Hauptursache der Stimmungsverbesserung sind nach Angabe des EZB-Präsidenten "die Maßnahmen des Eurosystems", besonders die Dreijahrestender. Deren Liquidität führt nach Draghis Worten jedoch nicht zu einem erhöhten Inflationsdruck. Die EZB habe außerdem "eine ganze Palette an Werkzeugen, um überschüssige Liquidität zu abzusaugen, wenn es in der Zukunft nötig sein sollte".
Der EZB-Chef verteidigte das Risikomanagement der Zentralbank auch gegen Kritik seitens der Deutschen Bundesbank, die gegen gelockerte Bedingungen für Kreditpfänder Position bezogen hat. Die EZB sei "sehr vorsichtig" und berechne "hohe Risikoabschläge" auf die Sicherheiten niedriger Bonität.
Der oberste europäische Währungshüter lobte erneut die EU-Staats- und Regierungschefs für ihre "Verpflichtung auf finanzielle Stabilität". Die neue Regierungen in Spanien und Italien hätten Entschlossenheit gezeigt, haushalts- und volkswirtschaftliche Ungleichgewichte anzugehen.
Bei der Frage nach den umstrittenen Target2-Salden betonte Mario Draghi, es sei der Job der Regierungen, finanzielle Ungleichgewichte ins Lot zu bringen und nicht die "Aufgabe der Geldpolitik".
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Kommentare zu diesem Beitrag
Erstmal wurden EK-Lücken geschlossen bzw. Risiko-Assets verkauft, also Gewinn eingefahren.
Inflation ist eher ein Thema in der Nicht-Eurozone - Asien, Schweizer Franken, Südamerika
"...Die EZB habe außerdem "eine ganze Palette an Werkzeugen, um überschüssige Liquidität zu abzusaugen, wenn es in der Zukunft nötig sein sollte...."
Dann soll Draghi mal drei Maßnahmen nennen.
Er muss den Einlagerungszins negativ setzen
Die sehr lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) hat bisher weder Inflation noch Inflationsrisiken spürbar verstärkt. Vorläufige Verbraucherpreisdaten aus Deutschland sprechen für einen Inflationsrückgang im Euroraum im März. Zudem ist die Kreditvergabe im Währungsgebiet so schwach, dass auch mittelfristig kaum Inflationsrisiken auszumachen sind. Die EZB kann ihre Politik niedriger Zinsen und hoher Liquiditätsversorgung also fortsetzen, was die Kapitalmärkte freuen dürfte.
Nach Mitteilung des Statischen Bundesamts (Destatis) ging die am harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) gemessene Inflation in Deutschland im März auf 2,3 von 2,5 Prozent im Vormonat zurück. Angesichts des hohen Gewichts Deutschlands im europäischen Index lässt das eine ähnliche Entwicklung für den Euroraum erwarten, dessen Inflationsdaten Eurostat am Freitag veröffentlichen wird. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte prognostizieren einen Teuerungsrückgang von 2,7 auf 2,5 Prozent.
Dass der Inflationsdruck im März trotz gestiegener Ölpreises gesunken ist, begründet Commerzbank-Volkswirtin Ulrike Rondorf mit einem Basiseffekt: "Da der Ölpreis auch im vergangenen Frühjahr durch die Revolutionen im Nahen Osten spürbar zugelegt hatte, verhindern die höheren Energiepreise lediglich einen deutlicheren Rückgang der Inflationsraten und führen nicht zu einem weiteren Anstieg." Rondorf erwartet, dass die EZB mit Rücksicht auf die Peripherieländer die Zinsen im Euroraum länger niedrig lassen wird, als dies aus deutscher Sicht angemessen wäre. Deswegen "dürfte die Inflation auch tatsächlich langfristig höher ausfallen als im letzten Jahrzehnt", prognostizierte sie.
Dieses Risiko sieht auch Postbank-Volkswirt Thilo Heidrich. Aktuell bewege sich die Inflationsrate in Deutschland nahe dem von der EZB verfolgten Ziel von knapp 2 Prozent, doch erwartet er, dass dies nicht lange so bleibt. "Denn mit einer stärker werdenden Konjunktur und anziehenden Löhnen sollten auch die Verbraucherpreise steigen. Unsere Inflationsprognose von jahresdurchschnittlich 2,5 Prozent für Deutschland hat damit weiterhin Bestand", sagte Heidrich.
UniCredit-Volkswirt Andreas Rees wies auf das Problem hin, dass die deutschen Konsumenten die Inflation höher einschätzten, als sie vom offiziellen Verbraucherpreisindex wiedergegeben werde. "Die wahrgenommene Inflation liegt gegenwärtig bei 4 Prozent", sagte er und warnte, dass dies die Konsumneigung der bekanntermaßen preissensiblen deutschen Haushalte beeinträchtigen könnte.
Die EZB dürfte auf solche deutschen Animositäten um so weniger Rücksicht nehmen, als eine aus ihrer Sicht wichtige Messgröße der mittelfristigen Inflationsrisiken weiterhin sehr niedrig ist. Die Geldmenge M3 stieg im Februar mit einer Jahresrate von 2,8 Prozent, Referenzwert der EZB für ein inflationsfreies Wachstum sind 4,5 Prozent. In dieser Hinsicht besonders beruhigend ist aus Sicht der EZB, dass die in M3 enthaltene Kreditvergabe an den privaten Sektor noch schwächer als im Vormonat wuchs.
Einer Fortführung von Niedrigzinspolitik und hoher Liquiditätsversorgung steht damit nichts im Weg. Damit könnten sich auch die vom billigen und reichlichen Geld angetriebenen Kursgewinne an den Aktien- und Anleihenmärkten fortsetzen. Der DAX hat seit Jahresbeginn bereits 20 Prozent zugelegt. Auch die Notierungen spanischer und italienischer Staatsanleihen erholten sich deutlich. "Der EZB-Rat dürfte den heutigen Daten entnehmen, dass sich der Bankensektor im Ergebnis verschiedener Maßnahmen auf einem Weg langsamer Besserung befindet", fasste Julian Callow, Volkswirt bei Barclays Capital, seinen Eindruck zusammen.