Markt und Praktiken unseriöser Kreditvermittlung


Beinahe jedem sind schon einmal Anzeigen im Fernsehen, Tageszeitungen oder Internet aufgefallen, die für Menschen mit finanziellen Schwierigkeiten so genannte "Schufa-freie" Kredite versprechen. Doch was steckt wirklich dahinter? In einer aktuell veröffentlichten Studie wurden der Markt und die Geschäftspraktiken von Anbietern "Schufa-freier" Kredite untersucht sowie die juristischen Hintergründe beleuchtet. Resümee der Studie: Über die Angebote "Schufa-freier" Kredite geraten die Menschen meist noch tiefer in die Schuldenfalle.

Geldforderungen statt Kreditauszahlung

"In vier von fünf Fällen versuchen die Anbieter, die Antragsteller durch dubiose Methoden zur Zahlung von Geldbeträgen zu bewegen, in den übrigen Fällen melden sich die Anbieter erst gar nicht beim Antragsteller. Kommt ein Kontakt zustande, werden in allen untersuchten Fällen angebliche Kosten- oder Auslagenerstattungen geltend gemacht oder Versicherungen angeboten. Diese Zahlungen führen aber nicht zu einer Kreditvergabe. Im Gegenteil: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein beantragter "Schufa-freier" Kredit überhaupt zur Auszahlung kommt, liegt bei unter zwei Prozent", berichtet der Schuldnerberater Christian Maltry, der für die Studie das Vorgehen verschiedener Anbieter untersucht hat. Darüber hinaus weist Maltry auf häufig irreführende Werbeversprechen hin: "Auch in diesem Markt werden keine Kredite ohne Bonitätsprüfung angeboten. Obwohl die Angebote als "Schufa-frei" bezeichnet werden, werden von den Anbietern häufig Bonitätsauskünfte eingeholt. Es gibt zum Beispiel Anbieter, die von den Antragstellern eine Schufa-Eigenauskunft verlangen."

Praktiken meist rechtswidrig oder strafbar - Rechtsverfolgung schwierig

Vorsichtige Schätzungen in der Studie gehen davon aus, dass in Deutschland jährlich etwa 394.000 Menschen von den Praktiken unseriöser Kreditvermittler betroffen sind. Jeder dieser betroffenen Verbraucher wird dabei von den Anbietern mit Forderungen von rund 380 Euro konfrontiert. Insgesamt entsteht so eine jährliche Schadenssumme von rund 150 Millionen Euro. Die juristischen Gesichtspunkte der verschiedenen Praktiken wurden von dem Wirtschaftsrechtler Prof. Dr. Hugo Grote begutachtet. "Die Praktiken sind meistens rechtswidrig oder strafbar", stellt er fest. "Die besondere Problematik in diesen Fällen ergibt sich aber daraus, dass die illegalen Praktiken durch die Ordnungs- und Strafverfolgungsbehörden nur unzureichend verfolgt werden. Darüber hinaus ist es für die betroffenen Verbraucher besonders schwierig, die widerrechtlich geforderten und gezahlten Beträge zurück zu erhalten. Durch raffinierte Methoden der Anbieter werden die Menschen getäuscht und eingeschüchtert. Der Weg zu einem Rechtsanwalt oder vor Gericht kommt für sie oft aus ökonomischen Gründen nicht in Frage. Insofern handelt es sich um eine besonders verwerfliche Vorgehensweise: Die Opfer sind nicht nur besonders wehrlos, sondern auch besonders empfindlich gegenüber Vermögenseinbußen", fasst er das Problem zusammen.

Schutz durch Aufklärung und Sensibilisierung

Die Studie zur unseriösen Kreditvermittlung wurde von der Schufa Holding AG in Auftrag gegeben. Der Vorstandsvorsitzende Rainer Neumann erläutert die Hintergründe: "Aus unserer Sicht ist die Aufklärung der Verbraucher ein elementarer Aspekt bei Finanzfragen. Als Unternehmen, das bei der Kreditvergabe als Mittler eine besondere Position zwischen Verbrauchern und der Wirtschaft einnimmt, sehen wir uns in einer besonderen gesellschaftlichen Verantwortung. Deshalb unterstützen wir die Wissenschaft und Politik seit vielen Jahren fachkompetent bei der Analyse und Bewertung zu Fragen rund um Ver- und Überschuldung. Um unserem Anspruch der Unterstützung und Aufklärung Rechnung zu tragen, haben wir die Studie zu den "Schufa-freien" Krediten in Auftrag gegeben. Die mitunter erschreckenden Ergebnisse zeigen einmal mehr, wie wichtig finanzielle Aufklärung ist."

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