Marktumschau: Finanzkrise drückt auf die Ergebnisse


Die IKB Deutsche Industriebank AG hat im ersten Halbjahr 2007/08 einen Konzernverlust von 1 Mrd. EUR verbucht. Trotz des Verlustes in den Monaten April bis September 2007 werde an der Prognose für das Gesamtjahr festgehalten, teilte die Mittelstandsbank bei der zuvor mehrfach verschobenen Bilanzvorlage mit. Verluste bei den Portfolioinvestments führten im ersten Halbjahr zu einem negativen Fair-Value-Ergebnis von -2,0 Mrd EUR und einem negativen Finanzanlageergebnis von -1,0 Mrd. EUR, hieß es zur Erläuterung. Das positive Ergebnis aus der Risikoübernahme durch den Bankenpool bezifferte die IKB auf 2,2 Mrd. EUR. Obwohl der Finanzkonzern mit weiteren Belastungen durch die internationale Finanzmarktkrise rechnet, wurde die Prognose für den operativen Konzernverlust für das Gesamtjahr von 0,2 Mrd. EUR bestätigt. Eine Woche vorher hatte das Institut mitgeteilt, dass der Gesamtjahresverlust deutlich geringer als die bislang angenommenen 0,8 Mrd. EUR ausfallen werde. Die Mittelstandsbank IKB war im Sommer 2007 bekanntlich durch das Engagement ihrer Investmenttochter Rhineland Funding am kriselnden US-Markt für bonitätsschwache Immobilienkredite (Subprime) in eine bedrohliche Schieflage geraten. Die KfW als Großaktionärin und der deutsche Bankensektor hatten daraufhin eine milliardenschwere Rettungsaktion für das Institut gestartet, um Schaden vom Finanzsektor abzuwenden.

Gleichwohl leiden auch andere Kreditinstitute unter den Auswirkungen der Kreditkrise, auch wenn es die IKB und die SachsenLB am härtesten getroffen hat. Letztere ist in einer Notrettungsaktion unter dem Dach der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) untergekommen, die für das erste Quartal voraussichtlich einen Fehlbetrag im niedrig dreistelligen Millionenbereich verzeichnen wird. Die Kreditmärkte hätten sich von Januar bis März schlechter entwickelt als im zweiten Halbjahr 2007, sagte der Vorstandsvorsitzende des Stuttgarter Instituts, Siegfried Jaschinski, während der Bilanzpressekonferenz. Für das laufende Jahr wollte der LBBW-Vorstandsvorsitzende wegen der anhaltenden Finanzmarktkrise keine Prognose abgeben: "Das ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt kaum möglich." Zwischen Januar und Mitte April sei es in der Gewinn- und Verlustrechnung zu Belastungen bei strukturierten Produkten von rund 250 Mio. EUR gekommen, so Jaschinski. Außerdem habe das Institut bei Kreditausfallversicherungen Wertkorrekturen von rund 200 Mio. EUR vorgenommen. In der Neubewertungsrücklage hätten außerdem vorübergehende Bewertungsverluste bei strukturierten Produkten mit rund 650 Mio. EUR zu Buche geschlagen. Der überwiegende Teil der Bewertungsverluste sei nur vorübergehend, beruhigte Jaschinski. Man werde den größten Teil der Wertkorrekturen im Laufe der Zeit, spätestens bei Endfälligkeit der Papiere, wieder aufholen. Seit Ausbruch der Finanzmarktkrise im Sommer 2007 habe die LBBW lediglich 50 Mio. EUR an tatsächlichen Verlusten hinnehmen müssen. Ende Februar hatte die LBBW strukturierte Finanzprodukte im Volumen von 21,4 Mrd. EUR in ihren Büchern stehen. Das Engagement beinhaltet forderungsbesicherte Wertpapiere (Asset-backed Securities) von 18,1 Mrd. EUR, synthetische Strukturen von 1,9 Mrd. EUR und für 1,4 Mrd. EUR Handelsfinanzierungen. Das indirekte Subprime-Exposure belief sich auf 556 Mio. EUR. Niemand könne sagen, wann die Finanzmarktkrise ende, so Jaschinski weiter. Gegenüber den Tiefstständen im März hätten sich die Kurse für viele Produkte zwar verbessert, ob dies aber eine nachhaltige Trendwende sei, lasse sich noch nicht abschätzen. Es scheine aber, als ob das Schlimmste an den Finanzmärkten überstanden sei. Nach der Übernahme der SachsenLB und der Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP) schloss Jaschinski weitere Übernahmen von deutschen Landesbanken vorerst aus. "Mit Neuausrichtung und Integration von Sachsen Bank und LRP sind wir gut beschäftigt, so dass wir in diesem Jahr keine großen Integrationsvorhaben mehr angehen können."

Auch außerhalb der Kreditwirtschaft machen sich die aktuellen Finanzmarkturbulenzen bemerkbar. So haben das laufende Sanierungsprogramm und die Finanzkrise die BMW AG zu Jahresbeginn ausgebremst. Trotz steigender Umsätze aus anhaltend guten Verkäufen brach der Gewinn des Münchener Automobilherstellers im ersten Quartal deutlich ein. Unter dem Strich verdiente BMW 17 Prozent weniger als von Januar bis März 2007. Zuvor hatte BMW eingeräumt, von der internationalen Finanzkrise stärker betroffen zu sein als bislang erwartet. Konjunkturschwäche und Kreditklemme hätten den Preisverfall bei Gebrauchtwagen vor allem in den USA zuletzt weiter beschleunigt, teilte der Konzern mit. BMW verkauft auf dem US-Markt deutlich mehr als in Deutschland und musste daher im ersten Quartal für Leasingfahrzeuge, faule Kredite und Zahlungsverzögerungen zusätzlich 236 Mio. EUR zurücklegen.

Die Notwendigkeit, Abschreibungen vorzunehmen, ist beileibe kein deutsches Spezifikum, sondern zieht sich durch die Finanzindustrie weltweit. Die britische HBOS plc stärkt derzeit nach schmerzhaften Abschreibungen ihre Kapitalbasis. Zudem will die Hypothekenbank wegen des laufenden Kapitalbedarfs die Ausschüttungsquote senken. Im Rahmen einer Bezugsrechteemission sollen 4 Mrd. GBP eingenommen werden. Die Dividenden-Ausschüttungsquote will die größte Hypothekenbank Großbritanniens auf 40 Prozent im laufenden Jahr senken. Für 2007 berichtete die Bank mit Sitz in Edinburgh eine Ausschüttungsquote von 46 Prozent. "In den kommenden Jahren will der Board eine progressive Dividendenpolitik betreiben. Die Dividenden sollen dabei im Einklang mit dem zugrundeliegenden Ergebnis steigen", teilte die HBOS weiter mit. Die Halbjahresdividende soll zudem nicht in bar, sondern in Aktien ausgezahlt werden. Bislang habe man rund 2,84 Mrd. GBP abgeschrieben, so die HBOS weiter. 2007 lag der Wert bei 227 Mio GBP. Trotz der schwierigen Marktbedingungen ist laut HBOS das Geschäft seit Ende 2007 "zufriedenstellend" verlaufen. CEO Andy Hornby sagte, die Bank rechne zukünftig mit schwierigeren Marktbedingungen. Der Erlös aus der Kapitalerhöhung soll sicherstellen, dass die HBOS auch bei einem weiteren Konjunkturabschwung von starken Kennziffern profitiere. Nachdem in der vergangenen Woche der britische Wettbewerber Royal Bank of Scotland eine Kapitalerhöhung von 12 Mrd. GBP angekündigt hatte, machten am Markt Gerüchte die Runde, die HBOS würde wohl nachziehen. Großbritannien, die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt, leidet unter einem Rückgang auf dem Häusermarkt. Im März fielen die Häuserpreise um 2,5 Prozent im Vergleich zum Vorquartal, was den stärksten Rückgang in fast 16 Jahren darstellte.

Auch die schwedische Nordea Bank AB hat wegen Kreditverlusten im ersten Quartal ein niedrigeres Nettoergebnis verzeichnet. Der Nettogewinn sank auf 687 Mio. EUR, wie die nach Marktkapitalisierung größte skandinavische Bank mit Sitz in Stockholm mitteilte. Die Kreditverluste beliefen sich auf 21 Mio. EUR. Im Vorjahr war noch ein positiver Betrag von 13 Mio. EUR angefallen. Das operative Ergebnis verringerte sich um 4,7 Prozent auf 1,87 Mrd. EUR. Die Nettozinseinnahmen stiegen um 18 Prozent. Die Provisionseinnahmen sanken hingegen um 7 Prozent während die Gewinne aus Investments um 4 Prozent rückläufig waren. Nordea sieht sich bei der Erreichung ihrer langfristigen Ziele im Plan, wie CEO Christian Clausen berichtete. Die Marktturbulenzen hätten bislang nur einen begrenzten Einfluss auf die Aktivitäten von Nordea gehabt. Die Bank geht jedoch davon aus, dass sich die skandinavischen Märkte der weltweiten wirtschaftlichen Abschwächung nicht entziehen können. Nordea erwartet weiter hohe Kundenaktivitäten in den meisten Bereichen und verwies dabei auch auf das robuste Kreditwachstum; dies dürfte für den Rest des Jahres jedoch niedriger ausfallen, dabei aber auf weiter hohem Niveau bleiben. Der Ausblick für 2008 wurde bestätigt. So soll das risikoadjustierte Ergebnis um 5 Prozent bis 10 Prozent steigen.

[Textquelle: RISIKO-MANAGER.com]

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