Umgang mit systemischen Risiken

Mit Basel III auf dem richtigen Weg


Mit Basel III auf dem richtigen Weg News

Auf dem Feld der Finanzmarktregulierung sind nun schon in erheblichem Maße Lehren aus der Finanzkrise gezogen und Reformen auf den Weg gebracht worden, wenngleich die Agenda noch nicht abgearbeitet ist. Mit der Einigung auf neue Eigenkapital- und Liquiditätsregeln (Basel III) ist in diesem Jahr aber ein großer und wichtiger Schritt gemacht worden. Basel III wird nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität des Eigenkapitals von Banken deutlich erhöhen. Viele Institute müssen die steigenden Anforderungen nun durch Einbehalt von Gewinnen und gegebenenfalls durch Kapitalerhöhungen erfüllen. In unserem Finanzstabilitätsbericht gehen wir von – grob kalkuliert – 50 Milliarden Euro bis 2018 aus. Angesichts der langen Übergangsfristen bei der Einführung von Basel III ist eine Überforderung des Finanzsektors allerdings ebenso wenig zu befürchten wie eine Verknappung des Kreditangebots auf breiter Front. Nach der Krise sollte indes jedem klar geworden sein, dass eine verbesserte Bankenregulierung nicht ausreicht, um unser Finanzsystem krisenfest zu machen. Wir brauchen gewissermaßen eine zweite Verteidigungslinie, die den Systemzusammenhang stärker in den Blick nimmt.

Zu dieser makroprudenziellen Dimension der Regulierungsreform zählt insbesondere ein kluger Umgang mit den systemisch relevanten Finanzinstituten ("SIFIs"), also den Banken, die zu groß oder zu vernetzt sind, als dass man sie ohne Weiteres scheitern lassen könnte ("too big to fail"). Hierzu hat der G20-Gipfel in Seoul Mitte November das vom Finanzstabilitätsrat (FSB) vorgeschlagene Rahmenwerk angenommen, Details stehen jedoch noch aus. Wichtig ist, dass hier international abgestimmt vorgegangen wird, um die Möglichkeiten von "Regulierungsarbitrage" zu minimieren. Das gilt übrigens auch für die Basel III-Regeln, die nun weltweit in nationales Recht umgesetzt werden müssen, damit überall die gleichen Spielregeln gelten. Für die makroprudenzielle Analyse wird ab dem kommenden Jahr der neu ins Leben gerufene Europäische Systemrisikorat (ESRB) eine wichtige Rolle spielen. Organisatorisch bei der EZB angesiedelt, soll dieser die Expertise der Zentralbanken in der EU, der EU-Kommission, der nationalen Aufsichtsbehördn und der ebenfalls neuen europäischen Aufsichtsinstitutionen bündeln. Ziel ist es, Risiken für das Finanzsystem frühzeitiger zu erkennen und entgegenzutreten, wobei die Umsetzung der Empfehlungen des ESRB weitgehend bei den Nationalstaaten verbleibt.

 
Autor: Professor Dr. Axel A. Weber ist Präsident der Deutschen Bundesbank

[Die Ausführungen entstammen einem Vortrag des Autors in der Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbank in Berlin am 8. Dezember 2010.]


[Bildquelle: iStockPhoto]

Kommentare zu diesem Beitrag

Markus /14.12.2010 00:00
So sehr ich die Verbesserungen des Eigenkapitals durch Bael-III begrüße, ist man noch lange nicht am Ziel....

Zu einen müssen die Anforderungen nach gutem Eigenkapital weiter steigen (in Umfang und Höhe), um die Risikotragfähigkeit der Finanzinstitute zu erhöhen und den Steuerzahler nicht für die Unfähigkeit der Institute zahlen zu lassen.

Banken und Finanzinstitute dürfen sich auch mal selber retten, genauso wie die Anteilseigner mit ins Boot genommen werden müssen, wenn´s malwieder eng wird.

Das ist Marktwirtschaft. Das Totschlagargument Pensionsfonds usw. zieht vor diesem Hintergrund nicht, weil man sich bewußt sein muss, dass man nur Renditen anbieten kann, die tatsächlich realisierbar sind.

Diese Fehl-Ideologie investiert sein zu müssen, um bessere Renditen zu erwirtschaften ist nicht mehr Mainstream.

Substanz ist Trumpf. Eigenheim, Effizienz, usw.

Vor diesem Hintergrund ist es völliger Schwachsinn von systemrelevanten Banken zu sprechen. Die Welt wird auch ohne Goldman, JP Morgan, HSBC, Deutsche usw. existieren.

Mit welcher Logik müssen diese Institute einen Sonderstatus erhalten.
Nur damit das Schröpfen der Steuerzahler über Bond-Spekulation--> in Folge der EZB-FED-Intervention weitergehen kann.

Notwendig sind die Haftungsansprüche und Verantwortungen zu straffen sowie die Transparenz zu erhöhen.

Ausserbilanzielle Geschäfte müssen endlich entsprechend deklariert werden und mit höheren EK-Anforderungen ausgestattet werden.

Weiterhin ist es ratsam den OTC-Handel auf standardisierte Plattformen zu bringen. Stück für Stück...

Letzlich können so Fehlentwicklungen rechtzeitiger antizipiert werden, was sich in entsprechenden Kursverläufen ausdrücken wird.

Last but not least: Die Ratingagenturen in die Tonne kloppen....
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