Mittelständische Betriebe: Gar nicht risikoavers


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Der Mittelstand in Europa allgemein und in Deutschland im Speziellen wird gemeinhin als risikoscheu und  wenig strategisch orientiert dargestellt. Zum Teil ist dies natürlich auf größen- und strukturbedingte Hemmnisse zurückführen, zum Teil aber auch auf eine kulturell begründete „diffuse Scheu“ vor dem Eingehen unternehmerischer Risiken, wie es in einem Positionspapier der Bundesregierung heißt. Zahlreiche Förderprogramme und Initiativen zielen darauf ab, die Gründungsintensität, die Innovationsstärke und die Investitionsneigung insbesondere in dem beschäftigungsintensiven Zweig der Erweiterungsinvestitionen zu erhöhen.

Nach wie vor ist jedoch die Gründungsintensität in Deutschland vergleichsweise gering und Sätze wie: „Ein Unternehmer stellt erst dann Leute ein, wenn er genügend Aufträge hat, sie zu beschäftigen“ werden oft kolportiert. 

Creditreform befragte knapp 4.000 Unternehmen, wie sie sich selbst beurteilen und von welchen Faktoren ihre Risikobereitschaft abhängt. Immerhin bezeichnet sich mehr als ein Drittel der Befragten als risikobereit (34,0 Prozent). Die Mehrheit der Unternehmer (36,5 Prozent) hält sich allerdings für risikoneutral. Nach eigenen Angaben risikofreudig sind nur 7,8 Prozent der Befragten, aber gut jeder zehnte Unternehmer (10,8 Prozent) sieht sich selbst als geradezu risikoscheu (Tab.1).

Tab. 1: Risikoneigung bei unternehmerischen Entscheidungen

Die meisten risikofreudigen Unternehmer kommen aus dem Großhandel: 10,6 Prozent der Unternehmen dieser Branche schätzen sich selbst als risikofreudig ein, und nur 4,5 Prozent haben „risikoscheu“ bei der Frage nach der Risikoneigung angekreuzt.  Eine umgekehrte Tendenz findet sich im Einzelhandel: Hier bezeichnen sich gerade einmal 4,6 Prozent der Befragten als risikofreudig, aber knapp jedes zehnte Unternehmen (9,6 Prozent) als risikoscheu.

Tab. 2: Einfluss des konjunkturellen Aufschwungs auf die Investitionspläne

 

Konjunktur spielt nur untergeordnete Rolle für Investitionspläne

Der Investitionsstau löst sich langsam auf: Im Frühjahr 2007 zeigen insgesamt 58,5 Prozent der kleinen und mittelständischen Betriebe die Bereitschaft zu mehr Investitionen. Das entspricht einem Anstieg von über 10 Prozentpunkten gegenüber 2006.  

 

Knapp ein Drittel der befragten Unternehmer (30,3 Prozent) nimmt die konjunkturelle Erholung zum Anlass, Investitionen zu tätigen. Allen voran das Verarbeitende Gewerbe: Hier machen 33,6 Prozent der Befragten ihre Investitionsentscheidung vom prognostizierten dauerhaften Aufschwung abhängig. Gut jedes fünfte Unternehmen (21,5 Prozent) aber misstraut dem konjunkturellen Klima und sieht von Investitionen ab. Insbesondere die Betriebe aus dem Bau haben in den vergangenen Jahren einiges an Schreckensmeldungen verkraften müssen und geben sich zurückhaltend (32,3 Prozent gehen davon aus, dass der Aufschwung nicht von Dauer sein wird) in Bezug auf Investitionen, die zunächst einmal Geld kosten, ehe sie dem Unternehmen erhoffte Mehreinnahmen bringen.

Tab. 3: Einfluss des konjunkturellen Aufschwungs auf die Personalplanung

Völlig unabhängig von konjunkturellen „Witterungseinflüssen“ trifft allerdings eine Mehrheit von 44,8 Prozent der Unternehmen ihre Investitionsentscheidungen. Insbesondere im Handel vertraut man mehr auf die eigene Leistungsfähigkeit des Unternehmens (49,9 Prozent).

Ähnliches gilt auch für die Personalentscheidungen, wobei hier die konjunkturellen Rahmenbedingungen eine etwas größere Rolle spielen als bei den Investitionen. Insgesamt wollen 22,9 Prozent der befragten mittelständischen Betriebe innerhalb der kommenden sechs Monate ihren Personalbestand aufstocken. Davon geben 32,2 Prozent an, dass ihnen die wirtschaftliche Erholung in Deutschland Raum für Neueinstellungen ermöglichte. Vorne liegen  - mit jeweils 33,4 Prozent  - die Wirtschaftsbereiche Bau und Handel. Dagegen ermöglichte der Aufschwung nur jedem fünften Unternehmen aus dem Einzelhandel (20,5 Prozent) mehr Neueinstellungen.

 

 

21,6 Prozent halten sich mit Mehreinstellungen noch zurück, weil sie nicht an die Nachhaltigkeit des Aufschwungs glauben. Wie bei den Investitionsplänen gibt es auch hier im Baugewerbe die meisten Skeptiker (30,9 Prozent). Für die Personalplanung keine Rolle spielt die Konjunktur dagegen bei der Mehrheit der Unternehmen aus dem Handel und dem Dienstleistungsgewerbe. 48,3, bzw. 45,1 Prozent gaben hier an, auf andere Faktoren zu achten.

Download der kompletten Analyse:

 

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