Es dürfte nicht viele Themen geben, denen die Unternehmen derzeit größere Aufmerksamkeit widmen als dem Risikomanagement. Zumindest wurde dieser Eindruck auf dem diesjährigen "Forum International" des US-amerikanischen Softwareherstellers SAS Institute bestätigt. Von den rund 170 Vorträgen und Workshops, die zwischen dem 21. und 23. Juni 2005 im Kongresszentrum Lissabon präsentiert wurden, beschäftigte sich annähernd ein Viertel direkt oder indirekt mit Fragen des Risikomanagements.
Nach den Keynotes von Wim Duisenberg, dem ehemaligen Präsidenten der Europäischen Zentralbank sowie den SAS-Topmanagern James Goodnight und Art Cooke, konnten Risikomanagement-Interessierte bereits am ersten Konferenztag von zahlreichen Vorträgen profitieren. So wurde beispielsweise in der Reihe "Regulation, Compliance and Financial Intelligence" die Herausforderungen im Zusammenhang mit den neuen Regelwerken (insbesondere natürlich Basel II) ausgiebig diskutiert. Beiträge wie "Dealing with the complexities of Basel II Compliance" der Banca Nazinale del Lavoro eröffneten den Teilnehmern die Möglichkeit, einen Blick über den Tellerrand des eigenen Unternehmens und des eigenen Landes zu werfen und von den Erfahrungen eines international renommierten Bankhauses zu profitieren
Der zweite Konferenztag folgte einer eher branchenorientierten Struktur.
Aus der Perspektive des Risikomanagements erwiesen sich insbesondere die Conference-Streams "Banking" und "Insurance" zu aktuellen Entwicklungen in der Bank- und Versicherungswirtschaft als ergiebige Quellen des Informations- und Erfahrungsaustausches. Aufgrund der aktuell hohen Bedeutung des Themas wurde mit der Vortragsreihe "Regulatory Compliance in Banking" den Fragestellungen der Compliance mit den neuen regulatorischen Bestimmungen im Bankenbereich (Basel II, Sarbanes-Oxley-Act, Geldwäsche etc.) wiederum ein eigener Conference-Stream gewidmet. Hier waren unter anderem Vorträge zu "Impact of new regulations in the Financial Industry on Processes and Systems" (Fortis Bank), "Fraud Detection at KBC" (KBC Bank & Insurance Group" oder "The Focus of Finance: Financial Transparency for better Management (OJSC Mobile TeleSystems) platziert. Daneben nahmen Risikomanagement-Themen auch im Bereich "Public Sector" breiten Raum ein, wo vor allem Fragestellungen im Zusammenhang mit der Betrugsbekämpfung thematisiert wurden (etwa im Rahmen der Beiträge "Fraud Prevention in the Agricultural Sector of the European Union" der AgrarMarkt Österrreich und "Fighting against Fraud at OLAF" des Anti-Fraud Office der Europäischen Kommission).
Am dritten Konferenztag standen schließlich eher technische Aspekte im Vordergrund. Allerdings kam auch hier die fachliche Seite nicht zu kurz. Allen voran ist in diesem Zusammenhang die Reihe "Risk and Fraud in Finance" hervorzuheben, in der sich unter anderem Themen wie "Loss Distribution Approach in Measuring Operational Risk" (Banca Lombarda e Piemontese) fanden.
In Anbetracht der Tatsache, dass die Konferenz von einem der größten Software-Anbieter veranstaltet wurde, waren insbesondere zwei Umstände der Veranstaltung recht überraschend: zum einen wies der Kanon der Vorträge ein breites fachliches Spektrum auf. Somit konnten nicht nur technisch beziehungsweise IT-Interessierte von der Veranstaltung profitieren, sondern auch die rein an Fachthemen orientierten Besucher kamen voll und ganz auf ihre Kosten. Die Tatsache, dass fast alle Vorträge von hochkarätigen Praktikern gehalten wurden, trug außerdem maßgeblich dazu bei, dass die Teilnehmer profunde Einblicke in internationale "Best Practices" erhielten. Zum anderen war es erfreulich, dass der Kongress nicht zur Verkaufsveranstaltung für Software missriet. Vielmehr war das SAS Forum International – im Gegensatz zu manch vergleichbarer Veranstaltung – klar an den Bedürfnissen des Fachpublikums ausgerichtet. So stand selbst bei Vorträgen von SAS-Verantwortlichen (wie etwa in den Beiträgen "Trends in Enterprise Risk Management and Corporate Governance", "Capital Planning under Basel II and Economic Capital" oder "Key Risk Indicators for Measuring Operational Risk") die Vermittlung von fundierten Fachinformation jederzeit klar im Vordergrund.
Insgesamt vermittelte das SAS Forum International auf fast durchweg hohem Niveau ein breites Spektrum an Themen. Da Fragestellungen des Risikomanagements in den nächsten Monaten sicher nicht an Bedeutung verlieren werden, bleibt nur zu hoffen, dass diesem Themenkomplex auch bei zukünftigen Veranstaltungen wieder breiter Raum gewährt wird. Dementsprechend sollten sich Risikomanager bereits den Zeitraum vom 16. bis 18. Mai 2006 blockieren. Dann nämlich findet das nächste SAS Forum International in Genf statt.