Aufseher nehmen Ratingagenturen und Hedgefonds an die Leine

Neue Regeln für Ratingagenturen und Hedgefonds


Erst vor wenigen Tagen hatten sich die Staats- und Regierungschefs der 20 führenden Industrienationen und Schwellenländer (G-20) bei ihrem Treffen in London auf ein Maßnahmenpaket als Reaktion auf die internationale Finanz- und Wirtschaftskrise vorgelegt. Die G-20-Staaten wollen dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und anderen internationalen Finanzorganisationen über eine Billionen US-Dollar bereitstellen, um die Krise zu bekämpfen. Das Kapital des IWF soll auf 750 Mrd. US-Dollar verdreifacht werden und mit zusätzlichen Mitteln aus vereinbarten IWF-Goldverkäufen werde insgesamt ein Stützungsprogramm von 1,1 Bill. US-Dollar aufgelegt, "um Kreditmärkte, Wachstum und Arbeitsmärkte in der Weltwirtschaft wiederherzustellen", so die G-20 in der Abschlusserklärung ihres Treffens.

Zur Frühwarnung vor weiteren Krisen soll ein Financial Stability Board (FSB), dem alle G-20-Länder angehören, als Nachfolgeinstitution des bisherigen Financial Stability Forums (FSF) mit einem starken Mandat versehen werden. Für die größten internationalen Finanzinstitute soll es zudem Aufsichtskollegien geben, in denen die nationalen Aufseher ihre Tätigkeiten abstimmen.

Registrierung und Regulierung von Hedgefonds und Ratingagenturen

Die Staats- und Regierungschefs verständigten sich bei dem zweiten Weltfinanzgipfel, dessen Maßnahmen eine Wiederholung der weltweiten Finanzkrise verhindern sollen, auf einen Katalog zahlreicher Einzelmaßnahmen, unter anderem auch zur Regulierung von Hedgefonds, neuen Regeln für Managerbezüge und Anforderungen für Ratingagenturen. Um künftige Krisen zu vermeiden, sollen Regulierung und Aufsicht auf alle systemisch wichtigen Finanzinstitutionen, -instrumente und -märkte ausgedehnt werden. "Wir haben vereinbart, dass alle systemisch wichtigen Finanzinstitutionen, -märkte und -instrumente Gegenstand eines angemessenen Maßes an Regulierung und Aufsicht sein sollten", betonten die Staats- und Regierungschefs in einer Zusatzerklärung zu ihrem Abschlusskommunique. Hedgefonds oder deren Manager müssten registriert werden und "Aufsicht oder Regulierern angemessene Informationen auf einer laufenden Basis" bereitstellen. Für Ratingagenturen sind künftig eine umfassende Aufsicht und Registrierung vorgesehen. Die Vergütungsstrukturen für Manager sollen sich nach dem Willen der G-20 künftig in Übereinstimmung mit "langfristigen Zielen und umsichtiger Risikonahme" befinden.

Zulassungspflicht für Fondsmanager

Nach Informationen der "Financial Times Deutschland" (FTD) plant Binnenmarktkommissars Charlie McCreevy (Foto) eine Zulassungspflicht für Fondsmanager, die in der Europäischen Union tätig sind und 250 Millionen Euro oder mehr verwalten. Mit der Initiative folge die Brüsseler Behörde der Vorgabe der großen Industrie- und Schwellenländer (G20), keine wichtigen Finanzakteure mehr unbeaufsichtigt zu lassen, schreibt die FTD. Manager von Rohstoff-, Immobilien- und Spezialfonds für Profianleger müssten sich McCreevys Plänen zufolge in Zukunft registrieren lassen. "Die politische Aufmerksamkeit richte sich auf Hedgefonds und Private Equity", heiße es in dem Entwurf. "Doch es wäre kurzsichtig, eine Gesetzesinitiative auf diese beiden Kategorien alternativer Investments zu beschränken."

Dem Entwurf zufolge werde von Fondsmanagern erstmals verlangt, Risikokapital zu hinterlegen, um so die eigene Risikotragfähigkeit zu erhöhen. Wer definierte Anforderungen zum Risikomanagement nicht einhalte, dem drohe Lizenzentzug. Fondsmanager, die ihren Einsatz mit Fremdkapital verdoppelten, müssten den Aufsehern melden, wer ihre fünf größten Gläubiger sind und wie hoch die Schulden ausfallen.

Basierend auf dem Bericht sollen die Daten im sogenannten Rat für Systemrisiken ausgewertet werden – einem neuen Gremium, das bei der Europäischen Zentralbank angesiedelt sein solle. Bei Risiken solle die jeweilige nationale Aufsicht eingreifen. Die Fonds selbst und ihre Anlagestrategien wolle McCreevy indes nicht regulieren. Stattdessen sollten die Fondsmanager ihr Risikomanagement verbessern. Auch soll es Offenlegungspflichten gegenüber Aufsehern, Investoren und der Öffentlichkeit geben. Beispielsweise müssten Beteiligungsfirmen Bilanzen sowie Gewinn-und-Verlust-Rechnungen ihrer Portfoliounternehmen publizieren, wenn diese mehr als 250 Mitarbeiter und 50 Millionen Euro Umsatz haben.

 [Eigener Text basierend auf RISIKO-MANAGER.COM]

Kommentare zu diesem Beitrag

Wolfgang /07.04.2009 22:51
Wodurch unterscheiden sich dann Hedgefonds noch von "normalen" Fonds? Hoffentlich hat Mr. McCreevy beachtet, dass die meisten Hedgefunds in Steueroasen und Gebieten ohne besondere Kapitalmarktregulierung sitzen. Von den Offshoreplätzen der Hedge-Fonds-Branche dominieren die Kaimaninseln (63 % der Fondsgelder), gefolgt von den Britischen Jungferninseln (13 %) und den Bermudas (11 %). Wird man sich dort für die beabsichtigte Regulierung überhaupt interessieren?
Swissbanker /08.04.2009 06:54
Wir benötigen vor allem global abgestimmte Regeln für Hedgefonds. Hierzu gehört auch eine grenzüberschreitende Kooperation der nationalen Aufsichtsbehörden. Ansonsten werden die Hedgefonds auf den globalen Märkten Lücken finden und weiterhin Aufsichtsarbitrage betreiben. Übrigens sind diese Forderungen nicht neu, sondern werden diskutiert seit es Hedgefonds gibt ...
Pat /09.04.2009 20:24
Leider wird die Leine nix nützen ... die Hedgefonds und Ratingagenturen werden auch diesmal erstens schneller sein und zweitens cleverer als die Herren aus der Politik. Und es gibt jede Menge Schlupflöcher ... davon leben viele Volkswirtschaften ;-)
Risk Academy

Die Intensiv-Seminare der RiskAcademy® konzentrieren sich auf Methoden und Instrumente für evolutionäre und revolutionäre Wege im Risikomanagement.

Seminare ansehen
Newsletter

Der Newsletter RiskNEWS informiert über Entwicklungen im Risikomanagement, aktuelle Buchveröffentlichungen sowie Kongresse und Veranstaltungen.

jetzt anmelden
Lösungsanbieter

Sie suchen eine Softwarelösung oder einen Dienstleister rund um die Themen Risikomanagement, GRC, IKS oder ISMS?

Partner finden
Ihre Daten werden selbstverständlich vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.