Risikomanager gehören eindeutig zu den Gewinnern der aktuellen Finanzkrise – wie auch aller Krisen zuvor. So fordert jüngst der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Gruppe der zwanzig wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G-20) die Finanzmarktteilnehmer auf, ihr Risikomanagement zu professionalisieren. Und auch die Aufsichtsbehörden wurden ermahnt, für mehr Transparenz und eine klare und einheitliche Bewertungspraxis von Risiken zu sorgen. Der IWF wies in diesem Kontext vor allem darauf hin, dass Risiken mit Kapital unterlegt werden müssen. Viele Finanzinstitute hatten im Zuge ihrer Subprime-Engagements ihre Risiken in rechtlich unanbhängige Offshore-Zweckgesellschaften gegründet und so die gesetzliche Eigenmittelunterlegung unterlaufen.
Doch nicht nur Banken werden in der Folge der Finanzkrise ihr Risikomanagement professionalisieren. Auch viele Industrie- und Handelsunternehmen wurden davon überrascht, als sich die US-amerikanischen Hypothekenrisiken auf Welttournee begaben. Nur die wenigsten Unternehmen hatten dieses Szenario in ihren Frühwarn- und Risikomanagement-Systemen antizipiert.
Compliance als Treiber für Risikomanagement
Und eines ist hinsichtlich der Zukunft sicher: Das Fahrwasser wird für Unternehmen unruhig bleiben. Die Prozesse sind komplexer und die Reaktionszeiten kürzer geworden. Kostendruck und ein zunehmender Wettbewerb sind weitere Klippen in der globalen, stürmischen See. Um am Markt überleben zu können, müssen Unternehmen Chancen und Risiken in ihrer Unternehmenssteuerung zeitnah berücksichtigen und ihr Risiko-Chancen-Profil optimieren, um den Unternehmenswert zu erhöhen. Kurzum: Professionelle Risikomanager sind am Markt mehr gefragt denn je und werden in den nächsten Jahren ein reichhaltiges Betätigungsfeld finden.
Der zunehmende regulatorische Druck (Solvency II, SolvV, BilMoG etc.) wird diese Entwicklung noch zusätzlich befruchten. Neben Banken, Versicherungen und Kapitalanlagegesellschaften werden auch Wirtschaftsprüfer, Unternehmensberater und große Industrie- und Handelskonzerne Risikomanager nachfragen. Und basierend auf der Interdisziplinarität des Themas sind die gesuchten Kompetenzen vielfältig. Im Bereich der Entwicklung von mathematisch-stochastischen Methoden haben vor allem Mathematiker, Physiker und Chemiker exzellente Karrierechancen. Doch auch Betriebswirte, Volkswirte, Juristen sowie Absolventen der geisteswissenschaftlichen Fächer werden ein breites Betätigungsfeld im Risikomanagement finden.
Soziale, analytische und kommunikative Fähigkeiten
Neben ausgeprägten fachlichen Kompetenzen (etwa im Bereich der stochastischen Modellierung oder der Analyse von makroökonomischen Trends) sollten Risikomanager vor allem auch ausgeprägte soziale, analytische und kommunikative Fähigkeiten mitbringen. Risikomanagement ist ohne Kommunikation nicht vorstellbar. In dem Kontext ist auch ein "dickes Fell" vorteilhaft, da Risikomanagement nicht selten Entscheidungen konterkariert, die beispielsweise der Vertrieb favorisiert. So muss man sich als zukünftiger Risikomanager bewusst sein, dass man im Unternehmen nicht nur Freunde haben wird. Die Anzahl der Freunde steigt jedoch rasant, wenn man den Klippen in der globalen, stürmischen See erfolgreich ausgewichen ist.
Neuer Master-Studiengang Risiko- und Compliancemanagement gestartet
Die Fachhochschule Deggendorf haben gemeinsamen mit dem Kompetenzportal RiskNET und der TÜV SÜD Akademie den Master-Studiengang Risiko- und Compliancemanagement initiiert. Am vergangenen Freitag starteten 15 Studenten mit dem ersten Semestergang. Der weiterbildende Studiengang ist ein wichtiger Schritt zur Professionalisierung des Risiko- und Compliancemanagements in der Praxis. Ziel ist eine optimale Verknüpfung von Theorie und Praxiswissen, um so den wissenschaftlichen Nachwuchs bestmöglich auf die Anforderungen im Bereich Risikomanagement und Compliance vorzubereiten.
Studenten und Dozenten des Master-Studiengangs Risiko- und Compliancemanagement
Für diesen Studiengang entschieden sich die Fachhochschule Deggendorf (Hochschule für angewandte Wissenschaften), das Kompetenzportal RiskNET und die TÜV SÜD Akademie weil am Markt ein hoher Bedarf an qualifizierten Risikomanagern und Compliance-Experten herrscht. Die FH Deggendorf ist laut dem aktuellen Hochschulranking des Magazins "karriere" die beste Fachhochschule im Bereich Wirtschaftswissenschaften in Deutschland. RiskNET ist - basierend auf einer wissenschaftlichen Studie (Pfahler/Kalwait/Wallasch) - das führende Kompetenz- und Wissensportal rund um die Themen Risikomanagement und Controlling.
Das Studium richtet sich an interessierte Absolventen und behandelt unter anderem alle relevanten Grundlagen im Bereich Betriebswirtschaft, Recht, Risiko- und Compliancemanagement, außerdem Wissens- und Qualitätsmanagement. Besonders vertieft werden Themen wie Risiken in den Bereichen Steuern, Finanzen, Personal, IT. Darüber hinaus werden die am Markt vorherrschenden Programme für Risikomanagement behandelt, genauso wie etwaige Möglichkeiten, Risiken durch Versicherungen vom Unternehmen abzuwälzen. Auch die Themen Krisenmanagement und Sanierungsmaßnahmen werden berücksichtigt.
Der Master of Arts ist berufsbegleitend über drei Semester zu absolvieren und ermöglicht den Studenten größtmögliche Flexibilität: Neben Präsenzphasen können die Inhalte bei freier Zeiteinteilung per E-Learning bearbeitet werden.
Konkrete Tipps für (zukünftige) Risikomanager:
>> Schubladendenker sind im Risikomanagement fehl am Platz!
>> Wichtig ist daher eine eher interdisziplinäre Ausbildung, die es ermöglich auch komplexe Zusammenhänge zu analysieren.
>> Keine Angst vor quantitativen, mathematischen Methoden!
>> Risikomanager müssen konfliktbereit sein und sollten kommunikationsstark sein, da Risikomanagement nicht selten zu kontroversen Diskussionen führt!
[Bildquelle: RiskNET GmbH, unten: Fachhochschule Deggendorf]
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Weitere Informationen bzgl. Ziele des Studiengangs, wesentliche Inhalte und Zulassungsvoraussetzung finden Sie unter: http://www.fh-deggendorf.de/weiterbildung/risiko/index.html