Die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute haben vor deutlichen Auswirkungen auf das Wachstum in Deutschland gewarnt, sollte es zu einem harten Brexit ohne Austrittsabkommen kommen. "Man muss davon ausgehen, dass es mehrere Zehntel Prozentpunkte beim deutschen Bruttoinlandsprodukt ausmachen würde, was den Handelseffekt betrifft", sagte der Vizepräsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), Oliver Holtemöller.
Hinzu könnte nach seinen Angaben noch eine weitere negative Auswirkung auf das allgemeine Wirtschaftsklima kommen. "Wenn sich die wirtschaftliche Stimmung durch den Brexit verschlechtern sollte, dann kann das über den geschilderten Effekt hinausgehen", erklärte der IWH-Chefökonom bei einer Pressekonferenz der führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute zu deren neuem Frühjahrsgutachten. Darin erwarten sie für 2019 einen Zuwachs des BIP um 0,8 Prozent und für 2020 um 1,8 Prozent.
Komme es zu einem No-Deal-Brexit, dürfte das Wirtschaftswachstum in diesem und im kommenden Jahr "deutlich niedriger ausfallen als in dieser Prognose ausgewiesen", erklärten die Forscher in ihrem Gutachten. Diese Prognose sei am vergangenen Freitag abgeschlossen worden, sagte Holtemöller. Damals sei man davon ausgegangen, dass es der Politik gelingen werde, "einen Weg zu finden, der harte Handelsbeschränkungen so erträglich wie möglich gestaltet". Die seitdem in London eingetretene Entwicklung sei aber schwer abzuschätzen.