Viele deutsche Unternehmen sind aus Sicht der Bundesbank nicht für den bevorstehenden EU-Austritt Großbritanniens gewappnet. "Die Finanzaufsicht und die Banken haben große Anstrengungen unternommen, um sich auf einen harten Brexit vorzubereiten", sagte Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling im Gespräch mit dem Handelsblatt. "Sorgen macht mir allerdings, dass sich viele Unternehmenskunden der Institute bisher nur unzureichend mit den Folgen des Brexits für ihre Finanzgeschäfte beschäftigt haben."
Viele Verträge müssten angepasst werden, damit Geschäfte auch nach einem harten Brexit fortgesetzt werden könnten, mahnte Wuermeling. Die Institute hätten deshalb alle Kunden angeschrieben. "Aber die Rückmeldungen waren nach Aussagen vieler Banken bisher verhalten", berichtet der Bundesbank-Vorstand. "Wir appellieren daher an alle Unternehmen und Privatkunden, auf entsprechende Aufforderungen von Banken spätestens jetzt zu reagieren. Im schlimmsten Fall können wichtige Vertragsbeziehungen nicht fortgesetzt und notwendige Transaktionen nicht getätigt werden."
Zufrieden ist Wuermeling dagegen mit den meisten Banken, die im Zuge des Brexits eine Niederlassung in Deutschland auf- oder ausgebaut haben. Die Finanzaufsicht habe viele neue Lizenzen erteilt und werde bis Ende März noch weitere Verfahren abschließen, sagte Wuermeling. "Bei einigen kleineren Instituten wird es dagegen noch etwas länger dauern - sie werden deshalb erst mit einer gewissen Verzögerung von Frankfurt aus operieren können. Diese Institute haben entweder ihre Anträge oder die nötigen Unterlagen zu spät eingereicht."