Ökonomie-Nobelpreisträger sehen skeptisch in die Zukunft


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Mehrere Ökonomie-Nobelpreisträger sind der Ansicht, dass die Finanzkrise noch lange nicht ausgestanden ist. "Die Finanzkrise ist nicht unter Kontrolle und könnte noch viel schlimmer werden", sagte Clive Granger, der die höchste Auszeichnung für Wirtschaftswissenschaftler im Jahr 2003 erhielt, dem "Handelsblatt" im Vorfeld des Mitte der Woche in Lindau beginnenden dritten Ökonomie-Nobelpreisträgertreffens. Noch handele es sich überwiegend um eine Finanzkrise. "Sollte diese aber in großem Stil auf Realwirtschaft und Arbeitsmarkt übergreifen, dann wird es richtig ungemütlich", warnte Granger. Sein Kollege Myron Scholes, Nobelpreisträger des Jahres 1997, ist ähnlich skeptisch: "Die Finanzkrise ist noch nicht ausgestanden. Die Schwäche des Finanzsektors wird die Weltwirtschaft noch eine Weile belasten", sagte Scholes. Daniel McFadden, der 2001 den Nobelpreis erhielt, ist ebenfalls  sehr besorgt". "Die rückläufige Kreditvergabe wird eine Kaskade von Unternehmenspleiten nach sich ziehen. Das wird die Investitionen und das Verbrauchervertrauen massiv belasten."

Erst vor wenigen Tagen hatte Walid Chammah, Co-Präsident der US-Investmentbank Morgan Stanley, eine Fortsetzung der Finanzkrise bis zum  Jahr 2010 nicht ausgeschlossen. In laufenden Jahr 2008 sehe er kein Ende mehr, sagte Chammah dem "Handelsblatt". Der Manager erwartet "noch mehr Verluste" und "mehr Pleiten von kleinen US-Regionalbanken". Die Renditesituation der Banken schätzt Chammah jetzt als schwieriger ein. Renditen von 20 % bis 25 % würden für zwei bis drei Jahre schwer zu erzielen sein. "Ich rechne in der Branche mit Renditen von 15 % bis 20 %", so Chammah. Der Banker prognostiziert auch weitere Kapitalmaßnahmen angeschlagener Institute. Dabei würden Staatsfonds, Hedgefonds, normale Fonds und Finanzinvestoren eine wichtige Rolle spielen. "Es gibt in jedem Fall ausreichend Interesse für Finanzaktien, nur will jeder natürlich in der Talsohle kaufen", sagte Chammah.

Konkurs einer großen US-Bank erwartet

Auch der frühere Chefökonom des Internationalen Währungsfonds(IWF), Kenneth Rogoff, sieht die Branche noch lange nicht über dem Berg und erwartet in den nächsten Monaten wegen der globalen Finanzkrise den Konkurs einer großen US-Bank. "Wir werden nicht nur den Untergang von mittelgroßen Banken sehen", sagte Rogoff. "Es wird ein Mordsding sein, eine der großen Investmentbanken oder eine Großbank." Die US-Wirtschaft sei trotz aller Hoffnungen noch nicht über den Berg. "Ich würde sogar sagen, das Schlimmste steht uns noch bevor", erklärte Rogoff, der in den Jahren 2001 bis 2004 beim IWF arbeitete.

Einzig der Mathematiker und Spieltheoretiker John Forbes Nash, Preisträger des Jahres 1994, gibt sich gelassener. Aus historischer Perspektive betrachtet seien "Finanzkrisen eher die Regel als die Ausnahme", sagte Nash der Zeitung. "Menschen, die für wichtige Finanzentscheidungen verantwortlich sind, sollten auf so etwas vorbereitet sein. Dafür sollten sie zu einem gewissen Grad so denken wie intelligente Glücksspieler", empfiehlt der Spieltheoretiker. Über die politischen Schlussfolgeren, die aus der Krise gezogen werden sollten, sind die Nobelpreisträger uneins. Granger und McFadden sprechen sich für eine bessere staatliche Aufsicht über die Finanzmärkte aus. "Das Prinzip 'je freier, desto besser' sollte auf Märkten nur dann angewendet werden, wenn es zutrifft", sagte McFadden. "Märkte mit unvollständigen Informationen und Asymmetrien brauchen sorgfältige Regulierung, damit sie effizient und stabil sind." Myron Scholes dagegen warnt vor zu vielen staatlichen Eingriffen in die Finanzmärkte. Der Trend gehe derzeit klar in Richtung  mehr Regulierung. "Ich habe nicht die Hoffnungen, dass dies in einer guten Politik mündet", betonte Scholes.

[Eigener Text basierend auf diversen Pressemeldungen / Bildquelle: Wikipedia]

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