In der sich rapide verändernden Unternehmenswelt, geprägt von Transformation, Krisen und steigenden regulatorischen Anforderungen, stehen Führungskräfte zunehmend in der Pflicht, Entscheidungen auf Basis umfassender und aktueller Informationen zu treffen. Prof. Dr. Josef Scherer argumentiert, dass die Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) ein integraler Bestandteil dieser Informationsbasis sein sollte. Die sogenannte Business Judgment Rule (BJR) aus dem Aktiengesetz schützt Entscheidungsträger vor Haftung, wenn sie auf Grundlage "angemessener Information" handeln – ein Konzept, das durch KI erheblich bereichert werden kann.
Gemäß der aktuellen Rechtsprechung sind Geschäftsführer und Vorstände dazu verpflichtet, sämtliche verfügbaren Informationsquellen auszuschöpfen. Angesichts des technischen Fortschritts wird der Einsatz von KI (bzw. Artificial Intelligence, AI) zur Risiko- und Chancenanalyse bereits als anerkannter Standard betrachtet. Diese digitale Unterstützung ermöglicht eine präzisere Entscheidungsfindung, indem KI-gestützte Datenanalysen Risiken früher erkennbar und kalkulierbar machen.
Präventive Risikoüberwachung und Haftungspflicht: Die jüngsten Entscheidungen des Bundesgerichtshofs (BGH) betonen die Verantwortung, Risikomanagementsysteme einzusetzen, die auch Krisenszenarien und potenzielle Haftungsrisiken frühzeitig identifizieren. Fehlerhaftes Management oder unzureichende Überwachung führen zunehmend zur persönlichen Haftung der Entscheidungsträger – selbst bei aktuell stabilen Unternehmen, die durch Krisenmanagement auf künftige Risiken vorbereitet sein müssen.
Führungskräfte und Organe sind somit angehalten, in ihre Entscheidungsfindung modernste Technologien einzubinden, um ihrer Sorgfaltspflicht nachzukommen und die Unternehmensstabilität langfristig zu sichern.