Die Städte Pirmasens (Rheinland-Pfalz) und Wilhelmshaven (Niedersachsen) weisen deutschlandweit die höchste Quote an Insolvenzverfahren Natürlicher Personen auf. Während bundesweit in den ersten neun Monaten diesen Jahres durchschnittlich 73 Insolvenzverfahren pro 100.000 Einwohner eröffnet wurden, waren es in Pirmasens mit 269 fast viermal und in Wilhelmshaven mit 226 Fällen etwa dreimal so viel. Auf den weiteren Plätzen folgen der Landkreis Holzminden mit 210 sowie die Städte Mönchengladbach mit 204 und Frankfurt (Oder) mit 199 Pleiten pro 100.000 Einwohner. Das geht aus der ersten bundesweiten Insolvenz-Landkarte hervor, die von Seghorn Inkasso vorgestellt wurde.
Besonders auffällig ist die hohe Quote der Insolvenzen in manchen Regionen Niedersachsens. Während Niedersachsen im Vergleich mit den anderen Bundesländern mit einem Durchschnitt von 100 Verfahren pro 100.000 Einwohner nur auf dem vierten Platz liegt, finden sich unter den zehn Landkreis-Schlusslichtern der bundesweiten Tabelle allein fünf Kreise aus Niedersachsen. Außer Wilhelmshaven und Holzminden gehören noch Hildesheim (178 / Platz 7), Delmenhorst (164 / Platz 9) und Celle (164 / Platz 10) zu den von den Insolvenzen Natürlicher Personen besonders stark betroffenen Regionen. Die bundesweit geringste Quote findet sich dagegen im Landkreis Olpe mit 15 Verfahren pro 100.000 Einwohner. Auffällig ist, dass unter den zehn Landkreisen mit der geringsten Quote allein sechs in Bayern liegen. Es sind die Landkreise Haßberge (20 / Platz 438), Kitzingen (22 / Platz 437), Rhön-Grabfeld (23 / Platz 436), Main-Spessart (24 / Platz 435) und Neustadt an der Aisch (26 / Platz 433).
Arbeitslosigkeit ist keine vorrangige Ursache für die Pleite
Die Zahl der eröffneten Insolvenzverfahren Natürlicher Personen ist in den ersten drei Quartalen des Jahres 2004 weiter gestiegen. Hierzu dürfte vor allem die Verfahrenskosten-Stundung beigetragen haben, die im Gegensatz zur früheren Regelung jedem redlichen Schuldner den Weg in die Insolvenz und damit in vielen Fällen auch in die spätere Restschuldbefreiung ermöglicht. Die eigentlichen Ursachen für eine Überschuldung und die folgende Insolvenz sowie die regionalen Unterschiede der Insolvenz-Häufigkeit sind jedoch noch wenig untersucht worden.
Während man vor der Erarbeitung der Insolvenz-Landkarte zunächst davon ausging, dass vor allem eine hohe Arbeitslosen- und eine hohe Sozialhilfequote auch zu einer hohen Quote bei den Insolvenzen führen müssten, wurde diese These inzwischen relativiert. „Arbeitslosigkeit und der damit verbundene Rückgang an verfügbarem Einkommen ist zwar oftmals ein Aspekt auf dem Weg zu einer steigenden Verschuldung. Aber erst die tief greifende Änderung der Lebenssituation, beispielsweise durch den kompletten Wegfall eines Einkommens als Folge einer Scheidung, einer Trennung, eines Todesfalles oder aber die Aufgabe des Arbeitsplatzes nach der Geburt eines Kindes, scheinen wirklich treibende Faktoren in Richtung Überschuldung zu sein“, hob Seghorn-Geschäftsführer Stephan Jender bei der Präsentation der Insolvenz-Landkarte hervor.
In etwas stärkerem Zusammenhang mit der Insolvenz-Quote scheint dagegen der Anteil der Sozialhilfe-Empfänger zu stehen. „Das wird auch daran liegen, dass nach der drastischen Veränderung der Lebenssituation oder nach längerer Arbeitslosigkeit der Bezug von Sozialhilfe schon das Vorliegen einer Armutssituation auch offiziell dokumentiert“, argumentiert Jender. Bei diesen Aussagen zu den Ursachen der Überschuldung handelt es sich jedoch um erste Einschätzungen. Eine wirklich repräsentative Untersuchung darüber, wie es eigentlich zur Verschuldung und zur Insolvenz kommt, liegt bisher nicht vor. Erfahrungsgemäß sprechen allerdings Schuldner über dieses Thema nur ungern, wodurch die Ursachenforschung erschwert wird.
Das ausführliche Insolvenz-Ranking auf Stadt- und Landkreisebene sowie die Insolvenzlandkarte stehen unter www.seghorn.de zum Download bereit.
Kontakt: Seghorn Inkasso GmbH / Stephan Jender / Tel.: 0421 - 4391 360 / Fax: 0421 - 4391 316