Ein Blick auf die aktuelle Risikolandkarte des jährlich veröffentlichten Global Risk Report verdeutlicht eins: Die Komplexität und Interaktion der globalen Risiken hat in den vergangenen Jahrzehnten rapide zugenommen. Krisenherde brodeln überall auf der Welt. Das World Economic Forum (WEF) stuft geopolitische Konflikte als einen der größten Risikofaktoren ein. Nach Ansicht der 900 Entscheidungsträger des WEF-Netzwerkes stellt das Risiko eines internationalen Konflikts in den nächsten zehn Jahren die größte Bedrohung für die Stabilität unseres Globus dar.
Doch wie hoch ist das individuelle politische Risiko für Unternehmen? Hört man den Begriff "politische Risiken", denkt man in erster Linie an Krieg und Terror. Aus der Unternehmensperspektive ist die Definition politischer Risiken allerdings breiter: Protektionismus, wirtschaftliche Sanktionen oder Änderungen in der Regulatorik sind häufig politisch motiviert und damit für Unternehmen relevante Risiken für den Geschäftserfolg. Insbesondere für exportstarke Unternehmen stellt sich daher die Frage, welchen Einfluss die weltweiten politischen Gefahren auf ihre Wertschöpfung und ihren Gewinn haben.
Der internationale Versicherungsbroker Funk hat nun mit der "Funk Political Risk Map" ein Werkzeug entwickelt, mit dem Unternehmen einen Überblick über die weltweite politische Risikolage gewinnen. Die Political Risk Map passt sich dabei dynamisch an die individuellen Risiken des Nutzers an. Sie berücksichtigt für den Ländervergleich folgende vier Faktoren, die der Nutzer selbst gewichten kann:
- Das Eigentumsrisiko bezieht sich auf Sachwerte im Ausland. Es ist insbesondere bei (Produktions-)Standorten, in denen hohe Sachinvestitionen getätigt wurden, von Bedeutung.
- Das Transferrisiko bezeichnet Währungsrestriktionen sowie Kapital- und Zahlungsverkehrsbeschränkungen, mit denen Staaten Unternehmen beispielsweise hindern, lokale Gewinne in die Heimatmärkte zu transferieren.
- Das operative Risiko beinhaltet unter anderem politisch initiierte Vertragsverletzungen.
- Das Korruptionsrisiko ist ein zusätzlicher Indikator für politische Unsicherheit in den Ländern.
So können zum Beispiel Unternehmen, die vergleichsweise viele Auslandsstandorte besitzen, das Eigentumsrisiko entsprechend höher gewichten. Bedient ein Unternehmen dagegen primär staatliche Kunden im Ausland, kann der Nutzer dem Korruptionsrisiko eine stärkere Gewichtung geben.
Sobald die Gewichtung vorgenommen wurde, errechnet die Karte das individuelle Risiko für das Unternehmen in dem jeweiligen Land. Ab einem Risiko-Wert von etwa 40 Prozent empfiehlt es sich, gemeinsam mit Experten die Möglichkeiten einer Risikotransferlösung zu prüfen und gegebenenfalls zu konzipieren.
Die Political Risk Map basiert auf Daten von Institutionen wie Kreditversicherern, öffentlichen Institutionen wie der Weltbank oder NGOs wie Transparency International. Sie ist auf Deutsch und Englisch verfügbar und wird laufend aktualisiert.