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Positive Nebeneffekte von Solvency II


Positive Nebeneffekte von Solvency II News

Solvency II soll die Versicherungsaufsicht in Europa ab 2013 vereinheitlichen und grundlegend verändern. Laut einer Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC bestehen von Seiten der Versicherungswirtschaft allerdings erhebliche Zweifel daran, dass die nationalen Aufsichtsbehörden den Zeitplan einhalten können. So glauben gut 40 Prozent der 115 befragten internationalen Unternehmen nicht, dass die für sie zuständige Behörde bereits zum Start von Solvency II über die erforderlichen Ressourcen verfügt. Problematisch erscheint insbesondere die externe Prüfung und Genehmigung der Modelle, welche die Unternehmen zur Erfüllung der Kapitalanforderungen von Solvency II entwickelt haben: Nur 22 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass die Aufsichtsbehörden die internen Verfahren und Modelle bis zum Starttermin überprüfen können.

Verbesserungsbedarf bei Kooperation zwischen Assekuranz und Aufsicht
"Um den Zeitplan einhalten zu können, müssen Versicherungswirtschaft und Aufsichtsbehörden enger zusammenarbeiten. Dabei ist eine vertiefte Kooperation auch im wirtschaftlichen Interesse der Unternehmen. Anderenfalls könnte die Situation eintreten, dass die mit erheblichen Investitionen ausgearbeiteten internen Modelle von den Aufsichtsbehörden letztlich nicht akzeptiert werden", warnt Alexander Hofmann, Leiter des Bereichs Versicherungen bei PwC.

Der Studie zufolge stehen europaweit derzeit allerdings nur 26 Prozent der Gesellschaften in ständigem Kontakt mit den Aufsichtsbehörden, jeweils neun Prozent diskutieren ihre Maßnahmen zur Anpassung an Solvency II immerhin einmal pro Quartal bzw. pro Halbjahr. Demgegenüber tauscht sich jeder dritte Befragte seltener als einmal jährlich mit der Aufsicht aus, knapp jeder zehnte hat noch nie das Gespräch mit dem Regulierer gesucht.

Assekuranz sieht eigene Zeitpläne nicht gefährdet

Obwohl erst knapp jeder zweite Versicherer mit der konkreten Umsetzung begonnen hat, sieht sich die Mehrzahl der Unternehmen bei der Solvency-II-Implementierung im Zeitplan. Dabei ist den Studienautoren zufolge allerdings zu berücksichtigen, dass einige der befragten Gesellschaften ihren Stammsitz außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraumes haben und die Richtlinie daher nicht verpflichtend anwenden müssten. Die meisten Befragten geben an, dass die Umsetzung im Unternehmen entlang des so genannten "Drei-Säulen-Ansatzes" von Solvency II erfolgt. Die Versicehrer orientieren sich also an den quantitativen und qualitativen Anforderungen sowie den Berichtspflichten und weniger an ihren Geschäftsbereichen.

"Aus unserer Erfahrung ist es wichtig, die unterschiedlichen Geschäftsbereiche bei der Umsetzung frühzeitig mit einander zu verbinden und vor allem eine ausreichende Projektkommunikation sicherzustellen. Bei den Versicherungen bestehen meist zahlreiche parallele Umsetzungsprojekte, die mehr oder weniger im Zusammenhang mit Solvency II stehen. Wer es schafft, dies optimal in den nächsten Monaten unter einem Projektprogramm zu verzahnen, wird hieraus erhebliche Vorteile ziehen können", kommentiert Julia Schüller, Partnerin im Versicherungsbereich und Spezialistin für Aufsichtsrecht und Risikomanagement.

Branche sieht positive Nebeneffekte der neuen Regulierung

Obwohl die Umsetzung von Solvency II aus Sicht der Assekuranz in erster Linie eine Reaktion auf die Vorgaben des Gesetzgebers ist, sehen viele Befragte auch positive Nebeneffekte. So wollen über 80 Prozent der Befragten die Implementierung auch zur Verbesserung ihres Risikomanagements nutzen und knapp zwei Drittel der Versicherungsunternehmen erwarten sich aus der Umsetzung auch Erkenntnisse für einen effizienteren Kapitaleinsatz. Wettbewerbsvorteile dank Solvency II sehen allerdings nur rund 25 Prozent der Befragten.

Als kritische Erfolgsfaktoren werden neben der Überzeugung des Vorstands für die Umsetzung von Solvency II vor allem die Verfügbarkeit hochqualifizierter Mitarbeiter sowie entsprechender Daten und deren Qualität genannt.

In Deutschland mache sich der Studie zufolge die frühzeitige Umsetzung der MaRisk VA bezahlt, da hierdurch schon zu einem frühen Zeitpunkt der Gesamtvorstand in die Verantwortung für das Risikomanagement gezogen werde. Trotzdem dürften vor allem die eigene Risiko- und Solvabilitätsbeurteilung (ORSA) für die Unternehmen eine nicht zu unterschätzende Hürde darstellen. Auch für Unternehmen mit internem Modell würden diese Anforderungen sowie vor allem auch Aspekte des zukünftigen Reportings in den nächsten Monaten noch einige Ressourcen bei der Umsetzung binden.


[Bildquelle: iStockPhoto]


Kommentare zu diesem Beitrag

Leo /11.01.2011 14:13
Aua, Finger verbrannt! Wie bei Kindern muss es auch bei Unternehmen erst weh tun. Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob wirklich SII der Treiber war. DIe MaRisk sicherlich ... aber vor allem auch die Erfahrungen nach den massiven Kapitalanlageverlusten in den Jahren 2001 ff.
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