Die Postbank AG hat im dritten Quartal die Finanzkrise mit voller Wucht zu spüren bekommen und ein überraschend hohes Engagement bei der untergegangenen US-Bank Lehman Brothers enthüllt. In der Folge muss das Institut rote Zahlen schreiben, die Dividende wird gestrichen und wegen der Belastungen aus der Krise wird nun auch eine Kapitalerhöhung über rund eine Mrd. Euro angekündigt. Die Jahresprognose wurde im Zuge der Bereinigung ebenfalls gesenkt. Die überraschende Fülle an Hiobsbotschaften quittierte der Aktienmarkt prompt mit massiven Kursverlusten. Die Postbank-Aktien verloren rund ein Viertel ihres Börsenwertes. "Das hohe Exposure bei Lehman ist eine negative Überraschung", sagte Analyst Heino Ruland von FrankfurtFinanz. Das Kernkapital werde nun von der Post aufgebessert, die damit die Lasten aufbringen müsse. Die Belastungen im Zuge der Finanzkrise betragen rund eine Mrd. Euro. Hiervon fällt allein die Lehman-Insolvenz mit 364 Mio. Euro ins Gewicht. Das Rettungspaket der Bundesregierung soll aber nicht in Anspruch genommen werden, wenn auch Vorstandsvorsitzender Wolfgang Klein die schnelle Einigung der Politik auf die Hilfsmaßnahmen in Frankfurt als eine Großtat bezeichnete. Er kritisierte, die Diskussion um eine Teilnahme am Rettungspaket werde in Deutschland zu ideologisch geführt. "Knecht Ruprecht wurde in Deutschland erfunden", sagte der Postbank-Chef. Wenn eine Bank die Hilfe der Regierung in Anspruch nimmt, sei das für ihn keine Frage von Scham, sondern der Notwendigkeit. Mit Blick auf die Scheu der Privatbanken, die Hilfe zu nutzen, sagte Klein, er könne sich ein gemeinsames Vorgehen vorstellen. Wie dies genau aussehen könnte, führte er jedoch nicht aus.
Das Inkrafttreten des Rettungsschirmes für die deutsche Finanzwirtschaft hat nach Einschätzung des Bundesfinanzministeriums (BMF) bereits zu einer Belebung des zuvor ins Stocken geratenen Interbankenmarktes geführt. Seitdem seien keine Finanzinstitute mehr "aufgrund eines nicht mehr funktionierenden Interbankenmarktes wieder anstellig geworden", sagte der Sprecher von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück. "Das ist ein deutliches Zeichen dafür, dass wir eine Belebung erfahren, und dass eine deutliche Beruhigung im Markt eingezogen ist", erklärte Torsten Albig bei einer Pressekonferenz in Berlin. Kritik an einer zögerlichen Inanspruchnahme des Paketes sei "weder berechtigt noch nachvollziehbar" und zeuge "nur von völligem Unverständnis der Wirkungsweise des Paketes", betonte Albig. Schon die Existenz des Rettungsschirmes sei eine den Markt stabilisierende Maßnahme. "Seitdem es diesen Schirm und die Diskussion gibt, erleben wir keine hektischen Rettungsmaßnahmen, sondern eine ganz klar erkennbare Beruhigung im Markt", so Albig.
Gleichwohl hat sich die Postbank für den privatwirtschaftlichen Weg entschieden. Im vierten Quartal plant die Bank eine 1 Mrd. Euro schwere Kapitalerhöhung, die von der Deutschen Post AG garantiert wird. Die Deutsche Post verpflichte sich, den gemäß ihrer Beteiligung in Höhe von 50 % plus einer Aktie auf sie entfallenden Anteil der geplanten Emission von 54,8 Mio. Aktien zum Bezugspreis zu zeichnen. An den Kaufabsichten der Deutschen Bank ändert sich nichts, auch wenn die Bank wegen der Kapitalerhöhung mehr Aktien kaufen muss, um den anvisierten Anteil von 29,75% zu erreichen. Die Kapitalerhöhung wird den Preis um rund 300 Mio. Euro nach oben schrauben. Ein Sprecher der Bank sagte, die die Deutsche Backe werde wie geplant den Postbank-Anteil kaufen. Zur Geschäftsentwicklung im nächsten Jahr äußerte sich Klein sehr vorsichtig. Sowohl die Postbank als auch die gesamte Branche müssten sich auf ein schwieriges Jahr einstellen, sagte er. Von der Finanzkrise sieht sich die Postbank selbst hart betroffen. Personelle Veränderungen seien aber nicht geplant, sagte Klein. Für die Finanzkrise könne niemand persönlich verantwortlich gemacht werden.
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