Der europäische Markt für Versicherungen ist überwiegend von fallenden Prämien geprägt. Grund hierfür ist ein generelles Überangebot an Zeichnungskapazitäten. Dies ist ein zentrales Ergebnis des „Versicherungsmarkt-Reports Europa/Mittlerer Osten“, den der Versicherungsmakler Marsh jüngst veröffentlicht hat. Trotz steigender Schäden werden demnach auch Sachversicherungen günstiger. Dies liegt vor allem daran, dass es in Europa zahlreiche Versicherer gibt, die von den Hurrikanschäden in den USA nicht betroffen waren. Für bestimmte Regionen und Risiken bleiben die Kapazitäten jedoch knapp und die Prämien steigen.
In Einklang mit dem europaweiten Trend war auch der deutsche Haftpflichtversicherungsmarkt zuletzt von sinkenden Prämien geprägt. Dies trifft jedoch nicht auf die Versicherung von Produktrückrufkosten und von Chemie- und Pharmarisiken zu. Am stärksten fielen die Preise der Sachversicherungen und der Finanzdienstleister-Versicherungen. Auch Kfz-Versicherungsprämien sanken erneut um etwa zehn Prozent.
Die Preisrückgänge erscheinen insofern überraschend, als dass der kurz- und mittelfristige Schadentrend weiterhin nach oben zeigt. Das sinkende Prämienniveau ist demnach nicht auf sinkende Risiken zurückzuführen, sondern auf einen intensiveren Wettbewerb. Dies gilt insbesondere für das Segment der D&O-Versicherungen für Mittelständler. Hier sorgten im letzten Jahr vor allem der Markteintritt von Dual und die Einführung von neuen
D&O-Bedingungswerken durch die CHUBB und VOV (ein Zusammenschluss
hauptsächlich deutscher Versicherungsgesellschaften) für weiter fallende Prämien.
Im Markt für Finanzdienstleister-Versicherungen erwiesen sich dagegen die zusätzlichen Kapazitäten von Zürich und Liberty als Preisdrücker. Offensichtlich wollen die beiden Anbieter mit ihrer aggressiven Zeichnungspolitik die Vormachtstellung der Marktführer AIG und CHUBB brechen.