Die Stresstests für den europäischen Bankensektor sollten nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) veröffentlicht werden, damit das Vertrauen in den Sektor zurückkehrt. Banken und Regulierer müssten das Vorgehen detailliert darstellen und die Ergebnisse mitteilen, sagte die IWF-Vertreterin in Europa, Silvia Sgherri, bei einer Konferenz in Brüssel. "Die Hauptsache ist, das Vertrauen wieder herzustellen", betonte sie. Zuvor hatte der unabhängige Ausschuss der europäischen Bankenaufseher erklärt, er bereite gegenwärtig eine Beurteilung der systemischen Risiken für das Bankensystem in der Region vor. Dabei würden auch Stresstests durchgeführt, hatte die Vorsitzende des Committee of European Banking Supervisors (CEBS), Kerstin Jochnick, gesagt. Die Ergebnisse, die im September vorliegen dürften, seien jedoch vertraulich.
EZB-Direktoriumsmitglied Gertrude Tumpel-Gugerell hatte zuvor die geplante Schaffung eines Europäischen Rates für Systemrisiken (ESRC) unter Beteiligung der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie der EU-Zentralbanken (ESZB) öffentlich vorgestellt. Die EZB sei bereit, sich dieser Aufgabe zu stellen, sagte Tumpel-Gugerell auf einer Konferenz in Berlin. "Die Unterstützung des ESRC durch die EZB und das ESZB in logistischer sowie analytischer Hinsicht würde die Ausschöpfung von vorhandenem Wissen und ebensolchen Kenntnissen in Bezug auf zwei traditionelle Zentralbankaktivitäten, nämlich die monetäre Analyse und die Analyse der Finanzstabilität, ermöglichen", sagte sie laut Redetext. Tumpel zufolge könnten die Ansichten der Aufsichtsbehörden in diesen Prozess integriert werden, beispielsweise indem sichergestellt werde, dass diese Stellen immer dann adäquat im ESRC vertreten seien, wenn dies als sinnvoll erachtet werde. Der Erfolg eines solchen Unterfangens hänge allerdings von einigen Voraussetzungen ab, die sorgfältig betrachtet werden sollten. "Entscheidend für die Effektivität des ESRC ist der Zugang der Zentralbanken zu Daten und Informationen, die für die Risikobewertung und die Überwachung von Schwachstellen des EU-Finanzsystems relevant sind", sagte die Österreicherin.
Der ESRC werde effiziente und effektive institutionelle Mechanismen benötigen, die den angemessenen Informationsaustausch mit mikroprudenziellen Aufsichtsbehörden und den europäischen Behörden gewährleisten. Zudem sollten die Risikowarnungen in konkrete Empfehlungen zu makroprudenziellen Maßnahmen umgesetzt werden, die Folgemaßnahmen der betreffenden Behörden erforderlich machen. Hierfür wären adäquate Überwachungs- und Durchsetzungsmechanismen nötig. Die Empfehlungen des ESRC sollten sich in erster Linie auf die aufsichtlichen Maßnahmen der zuständigen Aufsichtsbehörden beziehen. "Sie sollten sich weder mit Geldpolitik befassen, da dies gegen die Grundsätze des EG-Vertrags verstoßen würde, noch mit Finanzpolitik, da hier bereits die bestehenden Verfahren der EU im Hinblick auf die Überwachung der Wirtschaft greifen", sagte das EZB-Direktoriumsmitglied. Der nächste Schritt ist Tumpel zufolge nun die Veröffentlichung eines konkreten Vorschlages der EU-Kommission zur Diskussion im Ecofin im Juni. "Lassen Sie mich daher abschließend noch mal betonen, dass die EZB - in Zusammenarbeit mit den nationalen Notenbanken, den Aufsichtsbehörden und der Europäischen Kommission - bereit ist, die erwähnten neuen Aufgaben im Hinblick auf die Systemaufsicht zu übernehmen", sagte sie.
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