Private Equity: Balance zwischen Rendite und Risiko


In den vergangenen Jahren nahm die Bedeutung alternativer Anlageklassen weltweit zu, so dass diese einen signifikanten Einfluss auf die Volkswirtschaft und das Finanzsystem haben. Seit wenigen Monaten steht der rasant gewachsene Markt für private Unternehmensbeteiligungen (Private Equity) vor einem Wendepunkt. Die zunehmende Risikoscheu der Kreditinvestoren erlaubt es den Beteiligungsgesellschaften derzeit immer seltener, die Übernahmen zu günstigen Konditionen zu finanzieren. Der deutsche Markt für fremdfinanzierte Unternehmensübernahmen durch Risikokapitalgeber (Leveraged Buyouts, LBOs) ist seit Juli sogar beinahe gänzlich zum Erliegen gekommen. "LBO-Risiken sind durchaus vergleichbar mit Subprimerisiken", so Gerrit Frohn, Executive Director der Morgan Stanley Bank AG, im Rahmen einer Veranstaltung des International Bankers Forum (IBF) in Düsseldorf. Insofern wird die derzeitige Risikoaversion kaum ernsthaft verwundern. In der Tat hat sich nach Berechnungen der Deutschen Bundesbank der Risikogehalt von LBO-Transaktionen in den vergangenen Jahren merkbar erhöht, blieb aber zuletzt dennoch leicht unter dem europäischen Durchschnitt. Für die Stabilität des Finanzsystems stellt der LBO-Markt allerdings kein erhöhtes Risiko dar. Banken, die Kredite für LBO-Investitionen bereitstellen, sind vor allem dem so genannten "Warehousing Risk" ausgesetzt, also das Risiko, dass bis zum Verkauf ein Wertverlust eintritt. Zum anderen ist offen, ob es den Banken immer gelingt, die Risiken weiterzureichen und ob die Banken über Kreditgewährungen an institutionelle Anleger einen Teil der übertragenen Risiken weiterhin indirekt tragen.

Heterogener Private Equity-Markt

Zudem fällt es schwer, von einem einheitlichen Private Equity-Markt zu sprechen, denn inländische Investoren betätigen sich vor allem im Segment der kleinen und mittleren Unternehmen,  während ausländische Finanzinvestoren an kleinteiligem Geschäft weniger Interesse zeigen. Dagegen entwickelt beispielsweise die WGZ Initiativkapital GmbH, einer Tochtergesellschaft der WGZ-Bank AG in Düsseldorf, Eigenkapitallösungen für Unternehmen mit einem Jahresumsatz ab 20 Mio. Euro. Grundvoraussetzung für eine Beteiligung ist, dass sämtliche unternehmerische Aktivitäten in der Gesellschaft gebündelt sind, an der sich die WGZ Initiativkapital beteiligen soll. "Wir arbeiten nur mit Unternehmen zusammen, die über ein qualifiziertes und erfahrenes Management verfügen, sich in einer stabilen Gesamtsituation befinden, eine gute Marktpositionierung aufweisen und attraktive Zukunfts- bzw. Wachstumsperspektiven besitzen", so Geschäftsführer Dr. Jörg Blumentritt. Sein Unternehmen will sich nicht auf bestimmte Branchen festgelegen, sondern orientiert sich primär an den Perspektiven und der Attraktivität des einzelnen Investments. Eine andere Kategorie sind dagegen die großen Fondsgesellschaften. Die ersten Private-Equity-Fonds entstanden in den siebziger Jahren in den USA und in Großbritannien. In Deutschland sind sie seit Mitte der neunziger Jahre aktiv. Ihr Geschäft ist die Übernahme, der Umbau und Wiederverkauf von Unternehmen durch den Einsatz von Eigenkapital (daher „Equity“). Entweder werden die gekauften Unternehmen für eine gewisse Zeit von der Börse genommen oder sind dort noch gar nicht notiert gewesen (daher „Private“).

Verbesserungen der internen Strukturen und Prozesse

Dieses Engagement, das allzu oft durch die Heuschreckendiskussion fälschlich oder verzerrt dargestellt wird, ist zwar "keine diakonische Veranstaltung", wie Dr. Hanns Ostmeier vom Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften sagt, aber ebenso wenig ein Horrorszenario für Mitarbeiter und Manager betroffener Unternehmen. Stefan Schreiter, Chef des Dualen System Deutschland (DSD), dessen Unternehmen von dem US-amerikanischen Hedgefonds Kohlberg Kravis Roberts (KKR) übernommen wurde, kann jedenfalls wenig schlechtes berichten. Seit Schreiter mit KKR zusammenarbeitet sei zwar der Meetingsaufwand erheblich gestiegen, aber dafür erhebliche und tiefgreifende Verbesserungen der internen Strukturen und Prozesse (Personal- und Mittelallokation, Kosteneffizienz, Controlling, IT) unter Nutzung des Know-hows von Kohlberg Kravis Roberts realisiert worden. Trotz eines Umsatzrückgangs von 7,5 Prozent auf 1,46 Milliarden Euro würden dem Management keine Daumenschrauben angelegt, sondern konstruktiv an einer tragfähigen Strategie gearbeitet.

State Street führt Private-Equity-Index ein

Trotz der steigenden Bedeutung von Private Equity als eine selbständige Anlageklasse gibt es bislang wenige Forschungsaktivitäten zu ihrem Ertrags- und Risikoprofil. Grund sind vor allem die fehlenden Vergleichsdaten. „In der Branche bemüht man sich seit geraumer Zeit um eine zuverlässigere Quelle für Vergleichszahlen, um die Wertentwicklung von Private-Equity-Investments einander gegenüberstellen und – noch wichtiger – Peer-Group-Analysen durchführen zu können“, so William Pryor, Senior Vice President der State Street Corporation. „Damit steht Private-Equity-Investoren ein Vergleichsmaßstab und eine weitere Transparenzebene zur Verfügung, an dem sie ihre Private-Equity-Beteiligungen messen können.“ Der Finanzdienstleistunger für institutionelle Investoren hat jüngst einen Private Equity Index eingeführt, in den Daten von über 1.300 Private-Equity-Fonds mit einem Fondsvolumen von insgesamt über 1,1 Billionen Dollar einfließen. Damit ermöglicht der Index Private-Equity-Investoren, ihre eigene Performance mit der ihrer Wettbewerber innerhalb einer breiten und repräsentativen Auswahl von Investments zu vergleichen. Im Gegensatz zu anderen Indizes verlässt sich der State Street Private Equity Index bei der Berechnung von Renditen nicht auf die Cashflow-Informationen, die von den Verantwortlichen der jeweiligen Fonds freiwillig zur Verfügung gestellt werden. Infolgedessen vermittelt der Index ein ebenso akkurates wie objektives Bild der Private-Equity-Beteiligungen aller Fonds. Insgesamt sind über 4.000 Investments im Wert von über 150 Milliarden US-Dollar im Index vertreten.


Risk Academy

Die Intensiv-Seminare der RiskAcademy® konzentrieren sich auf Methoden und Instrumente für evolutionäre und revolutionäre Wege im Risikomanagement.

Seminare ansehen
Newsletter

Der Newsletter RiskNEWS informiert über Entwicklungen im Risikomanagement, aktuelle Buchveröffentlichungen sowie Kongresse und Veranstaltungen.

jetzt anmelden
Lösungsanbieter

Sie suchen eine Softwarelösung oder einen Dienstleister rund um die Themen Risikomanagement, GRC, IKS oder ISMS?

Partner finden
Ihre Daten werden selbstverständlich vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.