Quants: Wunderwaffe oder Computersklave


Von Computermodellen gesteuerte Fonds stehen in jüngster Zeit im Fokus. Eine Entschuldigung für das teilweise unterdurchschnittliche Abschneiden dieser systematischen Ansätze war schnell gefunden: Quants litten unter Zwangsverkäufen von Hedge Fonds. Dieser vorgeschobene Grund ist nicht neu - wenn etwas stark fällt, dann sind es die Hedge Fonds gewesen. Das Wiederholen dieser Erklärung macht sie aber noch lange nicht richtig. Eine weitere landläufige These über quantitativ gemanagte Fonds ist, dass diese Fonds besser als der Markt laufen, defensiver aufgestellt sind und damit ein besseres Risiko-Rendite-Profil aufweisen. Wie bei allem im Leben stimmen diese Verallgemeinerungen meist nicht. Eine Analyse der Faktoren, die computergesteuerte Fonds beeinflussen, ist nötig. Neben der Titelselektion (quantitative Auswahl der Aktien/Algorithmus) spielt bei der Analyse von Quant-Fonds die Portfoliokonstruktion (Asset Allokation) eine sehr wichtige Rolle.

Sie galten als Geheimwaffe, doch nun kehrt Ernüchterung ein

Da jeder Fondsmanager einen anderen Algorithmus und damit einen anderen Ansatz zur Selektion von Aktien hat, lassen sich diese Fonds auch nicht über einen Kamm scheren. Richtig ist, dass Quants anhand von Aktienmultiples (Kurs-Gewinn-Verhältnis, Kurs-Cash-Flow etc.) riesige Datenmengen durchforsten und anhand von Datenkränzen (Beziehungen zwischen Kennzahlen) Kauf- und Verkaufentscheidungen treffen. Der eine Ansatz ist in der Lage Finanzaktien zu analysieren, ein anderer Manager winkt bei Buchwerten von Banken ab. Der Ölpreis spielt eine gewichtige Rolle bei der Bewertung von Exxon, Total und Eni, was zu einem systematischen Untergewicht von Öltiteln führen kann, wenn der computergesteuerte Ansatz ohne Prognosen für den Ölpreis auskommen muss. Das eine Modell hat einen Blick auf das Preismomentum von Aktien. Ein anderer verlässt sich stärker auf harte Free Cash Flow-Zahlen. Ein Großteil der Kunst liegt auch in der Datengüte der eingekauften, oft nochmals bereinigten Bilanzkennzahlen. Und natürlich lassen sich Manager nicht in ihr System blicken. Das ist nur allzu verständlich.

Werner Hedrich ist Leiter Fondsresearch bei Morningstar Deutschland.


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