Einer aktuellen Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) zufolge hat die Finanzkrise die globale Versicherungsindustrie tief verunsichert. Waren im Jahr 2007 noch 21 Prozent der befragten Brancheninsider der Ansicht, dass die Versicherungswirtschaft gut auf die kommenden Herausforderungen vorbereitet sei, sagten dies bei der aktuellen Folgestudie "Insurance Banana Skins Survey 2009" nur noch vier Prozent. Knapp elf Prozent halten die Branche sogar explizit für schwach aufgestellt, während in der zurückliegenden Umfrage lediglich drei Prozent dieser Auffassung waren. Für die aktuelle Ausgabe der Studie befragten PwC und das CSFI (Centre for the Study of Financial Innovation) im November und Dezember 2008 über 400 Versicherungsmanager und Branchenbeobachter aus 39 Ländern.
Finanzrisiken werden wichtiger, Umweltrisiken verlieren an Bedeutung
Standen vor zwei Jahren noch die Themen Überregulierung, Naturkatastrophen und Managementqualität an der Spitze der Risiko-Skala, rückten in diesem Jahr vor allem die Renditeentwicklung und die Sorge um eine ausreichende Verfügbarkeit von Kapital in den Blickpunkt. Dementsprechend gab es große Bewegungen in der Rangliste der größten Risiken, die sich im Jahr 2009 folgendermaßen darstellt (die Zahl in Klammern bezeichnet jeweils die Platzierung des Jahres 2007):
- Renditeentwicklung (11)
- Aktienmärkte (13)
- Kapitalverfügbarkeit (26)
- Makroökonomische Trends (-)
- Überregulierung (1)
- Risikomanagement (14)
- Sicherheit der Rückversicherung (27)
- Komplexe Investments (19)
- Fehlannahmen der Versicherungsstatistik (8)
- Langfristige Verbindlichkeiten (7)
Gegenüber den direkten und indirekten Gefahren der Finanzkrise sind Umweltrisiken damit deutlich in den Hintergrund gerückt. So fielen die möglichen Folgen von Naturkatastrophen in der Risikobeurteilung der Versicherer vom zweiten Rang auf Platz 22. Der Klimawandel liegt nur noch auf Rang 28, nachdem er im Jahr 2007 noch den vierten Platz erreicht hatte. Die Umweltverschmutzung allgemein fiel von Platz 21 auf Platz 34.
Auch strukturelle Veränderungen in der Versicherungswirtschaft machen den Befragten derzeit offensichtlich weniger Kopfzerbrechen als in der Vergangenheit. So liegen die Herausforderungen durch neue Wettbewerber nur noch auf Rang 32 (nach Rang zehn im Jahr 2007), Risiken bei der Abwicklung von Zusammenschlüssen und Übernahmen stagnieren auf Platz 31 der Skala.
Regulierung bleibt Reizthema
Auch wenn die Sorge vor strengeren staatlichen Regeln und Auflagen gegenüber den akuten finanziellen Problemen verblasst, bleibt die Regulierung auf Rang fünf des Rankings ein Reizthema. Im Jahr 2007 hatte dieser Aspekt noch den Spitzenplatz belegt. "Viele Versicherungsmanager fürchten eine staatliche Überreaktion auf die Finanzkrise. Eine Verschärfung der Eigenkapitalvorschriften wäre angesichts der ohnehin herrschenden Kapitalknappheit für viele kleinere Gesellschaften problematisch", betont Werner Hölzl, Mitglied des Vorstands und Leiter des Bereichs Insurance bei PwC.
Bemerkenswert ist nach Ansicht der Studienautoren u. a. die Tatsache, dass die Risikowahrnehmung in den drei Sparten Lebens-, Sach- und Rückversicherung weitgehend übereinstimmt. Selbst bei den Rückversicherungsunternehmen, die bei Naturkatastrophen in der Regel für einen Großteil der versicherten Schäden aufkommen müssen, spielten Umweltrisiken in der aktuellen Umfrage eine untergeordnete Rolle.
Die Studie "Insurance Banana Skins Survey 2009" steht auf der Website von PricewaterhouseCoopers unter www.pwc.de als kostenloser Download zur Verfügung.