Rettung in letzter Sekunde: Dominoeffekt im Bankensektors verhindert


Rettung in letzter Sekunde. Laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" hätte die gestern bekannt gewordene Schieflage der Mittelstandsbank IKB weitere Kreditinstitute in Turbulenzen stürzen können. Nur ein Eingreifen der Bundesregierung habe das Schlimmste verhindert.

Die Krise am US-Immobilienmarkt hat jüngst die IKB Deutsche Industrie Bank AG schwer getroffen: Das Düsseldorfer Finanzinstitut musste eine Gewinnwarnung und den Rücktritt des Vorstandssprechers bekannt geben. Analysten sprechen von einem Vertrauensbruch, da das Unternehmen noch vor knapp zwei Wochen seine Ziele bekräftigt und erklärt hatte, dass das Engagement am US-Hypothekenmarkt nur einen geringen Beitrag ausmacht. Entsprechend enttäuscht reagierten auch die Investoren. Die Refinanzierung des von der IKB geführten Conduits "Rhineland Funding" habe gefährdet erschienen, und die IKB sei Gefahr gelaufen, aus ihren Liquiditätslinien für "Rhineland Funding" in Anspruch genommen zu werden, hieß es in einer Mitteilung der im MDAX gelisteten Bank. "Rhineland Funding" und in geringerem Maße auch die IKB selbst seien in strukturierten Portfolioinvestments engagiert, zu denen auch US-Immobilienkredite aus dem Subprime-Bereich gehören. Mit Wirkung zum 30. Juli 2007 werde die KfW in die Liquiditätslinien gegenüber dem "Rhineland Funding" eintreten und darüber hinaus die IKB gegen Risiken abschirmen, die aus bestimmten Portfolioinvestments resultieren. Dies soll gewährleisteten, dass die IKB ein bonitätsstarkes Bankinstitut, insbesondere für den deutschen Mittelstand, bleibt. Dafür übernimmt die KfW die Verpflichtung für eine Liquiditätslinie, die die IKB dem US-Investmentvehikel "Rhineland Funding Capital Corporation" zu Verfügung stellt, teilte die KfW in einem Dokument an die US-Börsenaufsicht SEC mit. Diese Verpflichtungen würden derzeit rund 8,1 Mrd. Euro betragen. Die KfW hat bei der Übernahme dieser Verpflichtungen auch einige Kreditrisiken aus dem Portfolio übernommen.

Zu laxe Kreditstandards und nicht adäquates Risikomanagement


In den vergangenen Tagen hatten Risikomanagement-Experten zu laxe Kreditstandards und ein unübersichtliches Marktumfeld kritisiert. So bemängelte der Chefvolkswirt des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Axel Nitschke, eine in vielen Fällen zu laxe Risikobewertung bei Engagements am Immobilienmarkt. "In den letzten Jahren wurde angesichts des niedrigen Zinsniveaus eine intensive Kreditvergabepolitik forciert, wobei man von dem einen oder anderen Risiko nicht in erforderlichem Ausmaß Kenntnis genommen hat", sagte er. In einer Phase der Niedrigzinsen sei oft in puncto Risikobewertung keine ausreichende Sensibilität vorhanden. "Die Usancen verbessern sich angesichts steigender Zinsen schon wieder", betonte Nitschke aber. Dies sei ein positiver Aspekt der Krise. Hier werde noch eine höhere Sensibilität erwartet.

Carsten-Patrick Meier, Ökonom des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), sieht potenzielle Gefahren im größeren Rahmen, nachdem in den vergangenen Jahren zunehmend neue Finanzinstrumente eingeführt worden seien. "Das große Problem ist, dass wir das ganze System noch nicht verstehen", erklärte der Ökonom.

Furcht vor dem Dominoeffekt

Ein Zusammenbruch der IKB hätte auch die KfW selbst in Mitleidenschaft gezogen. Insidern zufolge drohten der staatlichen Förderbank, die an der IKB mit 38 Prozent beteiligt ist, Ausfälle von bis zu 1,1 Milliarden Euro.

Die Bundesregierung und die staatliche Finanzaufsicht befürchteten zudem, dass die Krise auf weitere Banken überschwappen könnte.
Um dies zu verhindern, verständigten sich das Finanzministerium und die BaFin am Wochenende, dass die KfW bei der IKB einspringt. Zudem drängten sie IKB-Chef Stefan Ortseifen zum Rückzug. An dem Gespräch nahmen auch Finanzminister Peer Steinbrück (SPD), Bafin-Chef Jochen Sanio und KfW-Vorstandssprecherin Ingrid Matthäus-Maier teil, so die Süddeutsche. Steinbrück hatte für die Verhandlungen eigens seinen Urlaub unterbrochen. Wie die "Süddeutsche Zeitung" weiter berichtet, haben Bundesregierung und BaFin befürchtet, dass die Krise auf weitere Banken und die gesamten Finanzmärkte überschwappen könnte. Um dies zu verhindern, hätten sich das Finanzministerium und die BaFin am Wochenende verständigt, dass die KfW bei der IKB einspringt.

Ratingagenturen stufen die IKB herunter

Auch die internationalen Ratingagenturen Moody's und Fitch senkten am Dienstag ihre Noten für die Kreditwürdigkeit der IKB. Fitch Ratings hat das Individual-Rating der IKB Deutsche Industriebank AG einen Tag nach der Entlassung Ortseifens gesenkt. Wie die Ratingagentur am Dienstag mitteilte, stuft Fitch das Individual-Rating der Bank nun mit 'C' ein. Zuvor hatte die Agentur die Bonität von IKB mit 'B/C' bewertet. Fitch begründete den Schritt mit der Gewinnwarnung der Düsseldorfer Bank. Das lang- und kurzfristige Emittentenausfallrisiko (IDR) 'A+' mit stabilem Ausblick bzw. 'F1' wurde hingegen bestätigt. Fitch begründete dies mit den Garantien von Hauptaktionär KfW. Auch Moody's Investors Service prüft das langfristige Kredit- und Depositrating 'Aa3' der IKB auf eine mögliche Herunterstufung. Gleichzeitig wurde das Finanzstärke-Rating auf 'C' von 'C+' reduziert. Das Rating bleibe für eine weitere Herunterstufung unter Beobachtung, hieß es.


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