Die Wahrscheinlichkeit, dass die deutsche Wirtschaft in den kommenden drei Monaten in einen Abschwung gerät, liegt bei 35,3 Prozent. Das haben neue Berechnungen des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung ergeben. Der von dem Institut erhobene Konjunkturindikator, der die aktuellsten verfügbaren Daten über die Wirtschaftslage bündelt, hat sich im März im Vergleich zu seinem Stand von 34 Prozent vom Februar leicht erhöht.
Damit zeigt das nach dem Ampelsystem arbeitende Frühwarnsystem laut dem Institut weiter "gelb-rot", was eine Situation erhöhter konjunktureller Unsicherheit mit einer Rezessionswahrscheinlichkeit von über 30 Prozent signalisiere. Das Rezessionsrisiko beruht nach Analyse des IMK maßgeblich auf einem andauernden Rückgang der Industrieproduktion, zuletzt rückläufigen Auftragseingängen im produzierenden Gewerbe sowie einer fortgesetzten Verschlechterung bei Stimmungsindikatoren wie dem Ifo-Index.
Leicht positive Signale kommen laut den Forschern hingegen von den Finanzmärkten. Das gelte unter anderem für die Börsenkurse und die Zinsforderungen für Unternehmensanleihen. Deshalb sei der "Finanzmarktstress", den das IMK mit einem zusätzlichen Indikator misst, zwischen Februar und März von 27,9 auf 20,7 Prozent gesunken.
"Klar ist, dass der längste wirtschaftliche Aufschwung im vereinigten Deutschland angesichts von Brexit, Trump und schwächerer Konjunktur in China erheblichen außenwirtschaftlichen Gegenwind bekommt", konstatierte der wissenschaftliche Direktor des IMK, Gustav Horn. "Es ist aber keineswegs ausgemacht, dass der Aufschwung damit ans Ende kommt." Die aktuelle Datenlage deute nicht akut auf eine Rezession hin. Die Binnennachfrage, die sich auf wachsende Beschäftigung, spürbar steigende Löhne und stärkere öffentliche Investitionen stütze, sei "nach wie vor intakt".