Die Fortdauer der Kreditkrise lässt im Bankensektor die Sorge vor einem weltweiten Wirtschaftsabschwung wachsen. Das geht aus einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) mit dem Centre for the Study of Financial Innovation (CSFI) hervor. Der so genannte "Banking-Banana-Skins-Index" listet regelmäßig die aus Sicht von Bankern, Aufsichtsbehörden und Branchenbeobachtern größten Gefahren für den Sektor auf. Spielten makroökonomische Risiken in der letzten Umfrage im Jahr 2006 kaum eine Rolle (Indexrang 14), liegt die Rezessionsgefahr 2008 an fünfter Stelle.
"Die weltweite Kreditkrise hat die Risikowahrnehmung in der Bankenbranche in kurzer Zeit auf den Kopf gestellt. So ist ein Liquiditätsengpass nach Einschätzung der Befragten derzeit die größte Gefahr für die Branche, gefolgt von einer Ausweitung der Kreditkrise und der Entwicklung der Risikoprämien. Während das Kreditrisiko schon in früheren Umfragen im Index weit vorn lag, tauchten die beiden anderen Risiken bislang noch nie im 'Banking-Banana-Skins-Ranking' auf", kommentiert Markus Burghardt, Partner bei PwC und Leiter des Bereiches Financial Services.
Insgesamt erreichte der Risikoindex 2008 den höchsten Stand seit zehn Jahren. Gleichzeitig glaubt nur noch knapp jeder vierte Befragte, dass die Banken gut für die identifizierten Risiken gewappnet sind. In der vorangegangenen Umfrage waren noch 64 Prozent dieser Ansicht. Für den "Banking-Banana-Skins-Index" wurden im Februar und März dieses Jahres 376 Banker und Branchenkenner aus 38 Ländern befragt. Knapp 60 Prozent der Antwortgeber sind selbst bei einer Bank beschäftigt.
Riskantes Risikomanagement
Die Kreditkrise hat das Vertrauen in das Risikomanagement der Banken erschüttert. Ein mögliches Versagen der Sicherungssysteme liegt im Index 2008 auf Rang sechs - in der vorangegangenen Umfrage lag dieses Risiko erst auf dem zehnten Platz. Bemerkenswert ist, dass die befragten Banker die Risiken des Risikomanagements kaum geringer einschätzen (Rang 6) als Branchenbeobachter (Rang 4) und Aufsichtsbehörden (Rang 5). "Die Umfrage spiegelt die derzeitige Marktsituation wider und unterstreicht den Vertrauensverlust der Märkte in die Risikomanagementsysteme der Banken. Die Banken nehmen die Kreditkrise zum Anlass, ihre Systeme effizienter zu gestalten", erläutert Burghardt. Mittlerweile schätzen die Befragten das Verlustrisiko durch außer Kontrolle geratene Händler ("Rogue Trader") deutlich höher ein als in der vorhergehenden Umfrage (Rang 14 gegenüber 27).
An Schrecken verloren hat hingegen die vielfach kritisierte Überregulierung. Das Thema rutschte im Risiko-Index vom ersten auf den achten Rang. Dennoch fürchten viele Befragte, dass die Kreditkrise neue, überstürzt eingeführte Regeln und Richtlinien bringen könnte, die mehr Bürokratie statt größerer Sicherheit bringen.
Geldsorgen in Emerging Economies
Während Befragte aus Industriestaaten und Schwellenländern die Sorgen um Liquiditätsengpässe und die Ausweitung der Kreditkrise teilen, fürchten letztere zudem einen Anstieg ihrer Refinanzierungskosten. So liegt die Zinsentwicklung im Risiko-Ranking der Umfrageteilnehmer aus Schwellenländern auf dem siebten Platz, das Wechselkursrisiko auf dem zehnten Platz. Keines dieser Risiken ist im Ranking für die Industrieländer vertreten. Hier spielen Überregulierung (Platz 8) und Risikomanagement (Platz 6) eine gewichtigere Rolle.
Risiken nach dem "Banking-Banana-Skins-Index 2008"
Rang in 2008 / Risiko/Risikoursache [in Klammern Rang in 2006]
1 Liquiditätsengpass [-]
2 Kreditrisiko [2]
3 Volatile Risikoprämien [-]
4 Entwicklung bei Derivaten [3]
5 Makroökonomische Trends [14]
6 Risikomanagement [10]
7 Entwicklung der Aktienmärkte [12]
8 Überregulierung [1]
9 Zinsentwicklung [5]
10 Entwicklung von Hedge Funds [7]
11 Betrug [11]
12 Rohstoffpreisentwicklung [4]
13 Wechselkursentwicklung [13]
14 Verluste durch 'Rogue Trader' [27]
15 Abhängigkeit von IT-Systemen [6]
[Bildquelle: Frank Romeike/RiskNET GmbH]