Bei der zentralen deutschen Meldestelle für Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung sind auch im vergangenen Jahr wieder deutlich mehr Verdachtsfälle angezeigt worden als im Jahr zuvor. Im Jahr 2018 stieg die Zahl der bei der Financial Intelligence Unit (FIU) eingegangenen Verdachtsmeldungen um 29 Prozent auf 77.252. Seit dem Jahr 2008 habe sich das jährliche Meldeaufkommen verelffacht, gab der Zoll bekannt, bei dem die zentrale Melde- und Analysestelle angesiedelt ist.
Gründe für den starken Anstieg seien insbesondere eine Senkung der Hemmschwelle für die Abgabe einer Meldung durch die rechtliche Veränderung der vormaligen "Verdachtsanzeige" in eine gewerberechtliche Meldeverpflichtung sowie eine intensive Sensibilisierung der Verpflichteten, vor allem im Finanzsektor. Den Angaben zufolge ist wie bereits im Vorjahr der Finanzsektor die meldestärkste Gruppe mit über 98 Prozent der eingegangenen Meldungen.
Die Meldungen des Nichtfinanzsektors seien im Vergleich zum Vorjahr zwar von 398 auf 597 gestiegen, dennoch sei die Anzahl der Meldungen des Nichtfinanzsektors aus Sicht der FIU nach wie vor gering. Sie habe daher ihre Anstrengungen verstärkt, "die Verpflichteten dieses Sektors in Bezug auf Verdachtsmomente für Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zu sensibilisieren".
Die Opposition übte angesichts der neuen Zahlen Kritik an der Regierung. "Die FIU bleibt ein Krisenherd der Geldwäschebekämpfung", sagte Linken-Fraktionsvize Fabio De Masi. "Der Berg unbearbeiteter Meldungen hat nach zwei Jahren einen Höchststand." Dies sei ein Sicherheitsrisiko, denn es gehe auch um Terrorgelder. De Masi forderte einen "Masterplan Geldwäsche" anstatt einer Umsetzung der Minimalvorgaben der neuen EU-Geldwäscherichtlinie, wie sie Finanzminister Olaf Scholz (SPD) anstrebe.