Basierend auf einer aktuellen Studie hat sich die Zahl der tropischen Stürme auf dem Atlantik im vergangenen Jahrhundert mehr als verdoppelt. Auf der Website der Zeitschrift "Philosophical Transactions of the Royal Society of London" wird – mit Bezug auf die Untersuchungen der beiden Forscher Greg Holland und Peter Webster, darauf hingewiesen, dass der Anstieg in zwei Sprüngen erfolgt sei. Die skizzierte Entwicklung falle gleichzeitig auch mit der Erwärmung des Oberflächenwassers im Atlantik zusammen.
In der Golfregion gab es im Zeitraum von 1905 bis 1930 durchschnittlich sechs tropische Wirbelstürme pro Jahr, von denen sich vier zu Hurrikanen verstärkten. Zwischen den Jahren 1931 und 1994 entwickelten sich auf dem Atlantik zehn tropische Stürme und fünf Hurrikane. Für die Dekade von 1995 bis 2005 registrierten die Forscher im Jahresdurchschnitt 15 tropische Stürme und acht Hurrikane.
Auf diese Entwicklungen weisen seit einigen Jahren auch immer wieder die Rückversicherer hin. So schreibt die Münchener Rück in einer Studie, dass sich die bis dato höchste Schadenbelastung der Assekuranz aus Hurrikanen im Nordatlantik, vor allem in den USA und der Karibik, im Jahr 2004 auf 30 Milliarden US-Dollar belief. Im Jahr 2005 summierten sich die versicherten Schäden aus tropischen Wirbelstürmen in dieser Region mit über 83 Milliarden US-Dollar auf weit mehr als das Doppelte. Allein Hurrikan Katrina hat die private Versicherungswirtschaft voraussichtlich rund 45 Milliarden US-Dollar gekostet.
Ein Rekord folgt dem nächsten
Auch meteorologisch folgte dem Ausnahmejahr 2004, das von vier großen Hurrikanschadenereignissen in Florida geprägt war, die aktivste Wirbelsturmsaison seit 1851, seit die Zugbahndaten aufgezeichnet werden: 27 benannte Tropenstürme wurden 2005 gezählt. Der bisherige Rekord waren 21 im Jahr 1933. Spitzenwerte wiesen in den vergangenen Jahren ebenfalls die Intensitäten auf, also die Windgeschwindigkeiten: Drei der zehn stärksten jemals registrierten Hurrikane im Nordatlantik entwickelten sich im Jahr 2005. Hurrikan Wilma erreichte mit 882 hPa den historisch tiefsten Kerndruck – und damit wahrscheinlich die höchsten Windgeschwindigkeiten in der Karibik seit 1851.
Hinzu kam, dass sich in jüngster Vergangenheit außergewöhnliche Sturmereignisse auf der ganzen Welt häuften. 2005 setzte sich dieser Trend fort. Mit Hurrikan Vince bildete sich der bisher östlichste und nördlichste tropische Wirbelsturm in der Nähe der Insel Madeira. Seine Zugbahn lief auf das europäische Festland zu – am 11. Oktober erreichte Vince die spanische Küste. Ende November überquerte Tropensturm Delta die Kanarischen Inseln; nie zuvor war ein tropischer Wirbelsturm in diesem Gebiet aufgetreten.
Aufwärtsbewegung in der Folge der Klimaerwärmung
"Wir befinden uns derzeit in einer Aufwärtsbewegung", sagte Holland vom National Center for Atmospheric Research in Boulder (US-Staat Colorado). „Die Häufigkeit der Stürme stabilisiert sich zunächst. In der Folge gibt es wieder einen Ausschlag nach oben, wenn nichts gegen die Klimaerwärmung getan werde“, so Holland weiter. Für chaotische Systeme – wie das Klima – sei es normal, dass es Veränderungen eher in Sprüngen gibt als in graduellen Trends.
Zeitraum | Tropische Wirbelstürme | davon Hurrikane |
1900 bis 1930 | 6 | 4 |
1930 bis 1995 | 10 | 5 |
1995 bis 2005 | 15 | 8 |
Durchschnittliche jährliche Zahl von tropischen Wirbelstürmen, die stark genug waren, um von Meteorologen mit einem Namen versehen zu werden. Quelle: Holland, Webster, 2007.
[Bildquelle: NASA / Textquelle: Eigene Recherchen sowie MunichRe, Philosophical Transactions of the Royal Society of London, Spiegel Online]