Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Prognosen für das globale Wachstum gesenkt. Für 2018 und 2019 rechnet der IWF jetzt nur noch mit Zuwächsen von jeweils 3,7 Prozent, wie die Sonderorganisation der UN in ihrem neuen World Economic Outlook (WEO) mitteilte. Im April waren für beide Jahre noch um 0,2 Prozentpunkt höhere Wachstumsraten veranschlagt worden. "In Anbetracht der seither zu beobachtenden Entwicklungen erscheinen diese Zahlen jedoch als zu optimistisch", erklärte IWF-Chefvolkswirt Maurice Obstfeld. "Das Wachstum hat ein Plateau erreicht."
Und es gebe "Wolken am Horizont", warnte Obstfeld. Das Wachstum habe sich als weniger ausgewogen erwiesen als erhofft. Nicht seien nur einige Abwärtsrisiken eingetreten, die der letzte WEO identifiziert habe, auch die Wahrscheinlichkeit weiterer negativer Schocks sei gestiegen. "In mehreren wichtigen Volkswirtschaften wird das Wachstum zudem durch eine Politik unterstützt, die langfristig nicht nachhaltig erscheint", erklärte Obstfeld.
Das Wachstum in den USA, das von einem prozyklischen Fiskalpaket getragen werde, setze sich mit robuster Dynamik fort und treibe die US-Zinsen nach oben. Das US-Wachstum werde jedoch zurückgehen, sobald Teile des Fiskalpakets auslaufen. Für 2018 hielt der IWF die US-Wachstumsprognose bei 2,9 Prozent, senkte sie jedoch für 2019 um 0,2 Punkt auf 2,5 Prozent.
Ein Faktor für die Abwärtsrevision seien auch die Zölle und Gegenzölle gewesen, mit denen sich die USA und China gegenseitig überzogen haben, erklärte der IWF. Deshalb sei auch für China die Wachstumsprognose für 2019 um 0,2 Punkt auf 6,2 Prozent gesenkt worden. Die Prognose für 2018 hielt der IWF bei 6,6 Prozent aufrecht.
Steigende Risiken für Weltwirtschaft
Die Wachstumsprognosen für Deutschland kappte der IWF spürbar. Für 2018 und 2019 werden jetzt nur noch jeweils 1,9 Prozent vorhergesagt. Im April waren es für dieses Jahr noch 0,3 Punkt und für nächstes Jahr noch 0,2 Punkt mehr. Die Eurozone muss sich ebenfalls ein niedriges Wachstum einstellen. Für 2018 wurde die Prognose um 0,2 Punkt auf 2,0 Prozent reduziert, für 2019 blieb sie bei 1,9 Prozent.
Obstfeld warnte vor steigenden Risiken für die Weltwirtschaft. "Mit ihren weitgehend niedrigen Kerninflationsraten können sich die entwickelten Volkswirtschaften nach wie vor an günstigen finanziellen Bedingungen erfreuen. Dies gilt nicht für Schwellen- und Entwicklungsländer, in denen sich die finanziellen Rahmenbedingungen in den letzten sechs Monaten deutlich verschärft haben."
Schwellen- und Entwicklungsländer litten unter der allmählichen Straffung der US-Geldpolitik und Handelsrisiken. In Ländern wie Argentinien, Brasilien, Südafrika und die Türkei seien die Kapitalzuflüsse gebremst, die Währungen geschwächt und die Aktienmärkte gedrückt. Die hohen Schuldenstände von Unternehmen und Staatsanleihen, die sich in den Jahren lockerer Finanzbedingungen aufgebaut haben und die vom jüngsten Fiscal Monitor dokumentiert werden, stellten eine potenzielle Bruchstelle dar.