Risikoabschirmung für die IKB


Die IKB Deutsche Industriebank AG sieht nach der von der KfW-Bankengruppe zugesagten Unterstützung ihren Liquiditätsbedarf für die nächsten zwölf Monate gedeckt. Mit dieser Nachricht gelang es der Mittelstandsbank am Donnerstag, die Sorge um ihre Zukunft weitgehend zu zerstreuen. Zum Zeitpunkt der Mitteilung am Nachmittag hatte der IKB-Aktienkurs mit fast 40 Prozent im Minus gelegen. Dank der Ad-hoc-Meldung erholten sich die Titel jedoch um 10 Prozent und schlossen 28 Prozent unter dem Vortagesstand bei 12,31 Euro. Die Bank teilte mit, die staatliche KfW-Bankengruppe übernehme alle Risiken der Mittelstandsbank aus dem von der IKB geführten Conduit Rhineland Funding. Die KfW werde darüber hinaus erwartete mögliche Verluste von bis zu eine Mrd. Euro aus risikobehafteten Positionen aus der Bilanz der IKB schultern. Mit dieser Risikoabschirmung erfahre die IKB eine nachhaltige Risikoentlastung. Außerdem stünden der Bank Geld- und Kreditlinien in gewohntem Umfang zur Verfügung.

Spekulationen über Bankenkrise aus der Luft gegriffen

Die IKB hatte am Montag eine Gewinnwarnung und den Rücktritt des Vorstandssprechers bekannt gegeben, weil die Refinanzierung des "Rhineland Funding" vor dem Hintergrund von Engagements in strukturierten Portfolioinvestments unter anderem aus dem Subprime-Bereich in den USA gefährdet erschien (RiskNET und RISIKO MANAGER berichtete). Die KfW war in die Liquiditätslinien gegenüber dem "Rhineland Funding" eingetreten. Auch die Privatbanken, Sparkassen und Volksbanken waren mit zur Rettung der IKB eingesprungen. Bei Branchenbeobachtern war die Befürchtung einer Bankenkrise aufgekommen, die mit der IKB-Hilfe abgewendet worden sei. Der Bankenverband und die Deutsche Bundesbank traten dieser Einschätzung allerdings entgegen. "Mit der gemeinsamen Abschirmung möglicher Risiken bei der IKB ist eine tragfähige Lösung gefunden worden, um die Bank zu stabilisieren und Marktstörungen zu verhindern", erklärte der Geschäftsführende Vorstand des Bankenverbandes, Prof. Dr. Manfred Weber. "Vor diesem Hintergrund halte ich Spekulationen über eine drohende Bankenkrise für völlig aus der Luft gegriffen," so Weber.

Schwierigkeiten noch nicht ausgestanden

Das Geschäft mit Hypothekenkrediten an Schuldner mittelmäßiger und schlechter Bonität (Subprime) in den USA beunruhigt derzeit die Finanzmärkte weltweit. Hypothekenbanken hatten auch zahlungsschwachen Kunden den Kauf von Häusern und Wohnungen ermöglicht. Die Hypothekenbanken ihrerseits nutzten die Kredite als Sicherheit für Wertpapiere und verkauften diese weiter. Durch die steigenden Zinsen in den USA gerieten Schuldner von Subprime-Krediten in Zahlungsnot. Mehrere US-Hypothekenbanken gerieten dadurch bereits in Schwierigkeiten. Trotz der Hilfszusagen sind die Schwierigkeiten für die IKB jedoch noch nicht abgeschlossen. Die Bank teilte aufgrund der besonderen Vorkommnisse mit, die für den 30. August 2007 angesetzte Hauptversammlung in das das vierte Jahresquartal zu verschieben. Der Vorstand habe zudem PwC mit einer umfassenden Sonderprüfung beauftragt, insbesondere betreffend der Zweckgesellschaft "Rhineland Funding".

Weitere personelle Konsequenzen bei der IKB

Unterdessen wurde Winfried Reinke, Geschäftsführer der IKB Credit Asset Management GmbH, Düsseldorf, mit Wirkung vom 1. August 2007 von seinen Aufgaben entbunden. Die Personlie steht ebenfalls in Zusammenhang mit den durch die Krise am US-Immobilienmarkt ausgelösten Verlusten bei der IKB. Die IKB Credit Asset Management betreibt die Anlage und Abschlussvermittlung von Finanzinstrumenten, die Finanzportfolioverwaltung sowie die Erbringung von erlaubnisfreien Anlageberatungsleistungen. Das beratene Conduit "Rhineland Funding" war Auslöser der Schwierigkeiten. Laut einem unbestätigten Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" könnte es auch an der Aufsichtsratsspitze der IKB noch zu personellen Veränderungen kommen. Der Aufsichtsratsvorsitzende Ulrich Hartmann soll seinen Posten abgeben und seinem seinem bisherigen Stellvertreter, Detlef Leinberger, Platz machen.

Risikokapital zu beschaffen wird schwieriger

Der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Prof. Dr. Norbert Walter (Bild links), hat derweil vor möglichen Negativ-Folgen der aktuellen Subprime-Krise auf das Wirtschaftswachstum in Deutschland und im Rest der Welt gewarnt. "Es wird eindeutig schwieriger werden, Risikokapital zu bekommen", sagte Walter gegenüber der Presse. Dies treffe Unternehmen, die in neue Geschäftsfelder investieren wollten oder kreditfinanziert umstrukturieren wollten. "Daraus ergibt sich ganz klar ein Dämpfer für die Investitionstätigkeit." Allerdings seien die übrigen Aufschwungkräfte grundsätzlich weiter robust. "Es wird also keinen dramatischen Konjunktureinbruch geben, sondern eher eine zögerliche Abschwächung", so der Volkswirt. Für Prof. Dr. Peter Bofinger (Foto rechts) von der Universität Würzburg und Mitglied im Sachverständigenrat deuten die aktuellen Probleme am US-Hypothekenmarkt darauf hin, dass es möglicherweise ähnliche Schwierigkeiten in einigen Ländern der Euro-Zone geben könnte. "In Spanien, Griechenland und Portugal war das Kreditwachstum zuletzt astronomisch", sagte Bofinger der FTD. Wenn sich dort nun die Kreditvergabe abschwäche, werde dies auch den Konsum und damit das Wachstum dort bremsen. "Das wiederum würde auch den deutschen Export belasten."

 

[Bildquelle: Deutsche Bank]

Risk Academy

Die Intensiv-Seminare der RiskAcademy® konzentrieren sich auf Methoden und Instrumente für evolutionäre und revolutionäre Wege im Risikomanagement.

Seminare ansehen
Newsletter

Der Newsletter RiskNEWS informiert über Entwicklungen im Risikomanagement, aktuelle Buchveröffentlichungen sowie Kongresse und Veranstaltungen.

jetzt anmelden
Lösungsanbieter

Sie suchen eine Softwarelösung oder einen Dienstleister rund um die Themen Risikomanagement, GRC, IKS oder ISMS?

Partner finden
Ihre Daten werden selbstverständlich vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.