Risikoabsicherung bei Auslandsengagements


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Für das Jahr 2007 sagt die Coface geringfügig steigende Länderrisiken und ein sich verlangsamendes Wirtschaftswachstum in den Industrienationen voraus, das mit einem höheren Risikoniveau in einzelnen Branchen einhergeht. Während die Länderratings für Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Japan und die USA (alle 'A1') ebenso unverändert bleiben wie die Risikobewertungen für Griechenland, Italien und Portugal ('A2'), stuften die Coface-Analysten vor allem die wichtigsten Branchenbewertungen herab. So wurde das Rating für die europäische Bauwirtschaft von 'A-' auf 'B+' zurückgenommen, für die US-amerikanische Industrie sogar um zwei Stufen auf 'B' reduziert. Darüber hinaus kommt der merkbare Anstieg von branchenspezifischen Risiken in der Herabstufung der europäischen Automobilindustrie sowie der ITK-Branche auf 'B-' zum Ausdruck. Für die Unternehmen der Schwellenländer sorgt dagegen insbesondere ein Anstieg der Fremdwährungsverbindlichkeiten für ein höheres Risikoniveau, das - so warnt die Coface - die Gefahr einer Kettenreaktion berge. "Sorgen bereitet uns dabei allen voran die Entwicklung in der Türkei und Ungarn", sagt Benoit Claire (Foto), Vorstandsvorsitzender der Coface Deutschland. Erst kürzlich ist u.a. mit Blick auf den Verschuldungsgrad der Unternehmen die Türkei auf 'B', Ungarn auf 'A3' zurückgenommen worden. Für die deutsche Wirtschaft sieht Claire hingegen keine nennenswerten Wechselkursrisiken (siehe unten, Devisen-Outlook). "Hier dürfte die Herausforderung der nächsten Zeit darin liegen, den Kundenstamm zu erhalten bzw. auszubauen, im Hinblick auf die Zahlungsfähigkeit zu analysieren sowie die Risiken eines Auslandsengagements abzusichern", meint Gerome Cazes, Managing Director der Coface Group in Paris. Dabei spielt auch eine Rolle, den traditionell antizyklischen Einsatz von Kreditversicherungen als Schutz gegen Forderungsverluste zu überwinden und auch in wirtschaftlich prosperierenden Zeiten nicht auf aktives Credit Management zu verzichten. Unternehmen sollten diesen Prozess auslagern, die IT-Systeme anpassen und das Know-how der Mitarbeiter fortentwickeln, rät Deutschland-Chef Benoit Claire. Integrierte Lösungen erlaubten auch den modularen Gebrauch von Finanzierungs- und Risikomanagement-Dienstleistungen. Zwar werde die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland nach Schätzungen der Coface 2007 auf 30.000 bis 35.000 Fälle sinken, doch sei es für eine Entwarnung noch zu früh, so Claire.

Zahlungserfahrungen von rund 44 Millionen Unternehmen

Im Hinblick auf die makroökonomischen Risiken spielen allen voran die Entwicklungen auf den globalen Rohstoffmärkten eine zentrale Rolle. Obwohl sich die Weltwirtschaft derzeit in ihrer stärksten Wachstumsphase seit den 1970er Jahren befindet, warnen Ökonomen vor den weltweiten Ungleichgewichten, insbesondere dem stetig wachsenden Handelsbilanzdefizit in den USA. Die Coface, einer der drei weltweit größten Kreditversicherungsunternehmen, erstellt für insgesamt 154 Staaten Länderratings, die das kurzfristige durchschnittliche Zahlungsausfallrisiko aller in einem Land erfassten Unternehmen widerspiegeln und liefert damit einen Indikator, inwieweit Auslandsengagements ökonomischen, politischen und finanziellen Risiken ausgesetzt sind. Neben volkswirtschaftlichen Analysen setzen sich die Länderratings auch aus mikroökonomischen Aspekten zusammen, die in einer Datenbank mit Zahlungserfahrungen von rund 44 Millionen Unternehmen weltweit gesammelt werden. Über das länderübergreifende Netzwerk CreditAlliance können Teilnehmer aus 93 Ländern auf das einheitliche Credit Risk Management Tool (Common Risk System) zugreifen. Das Prinzip ist relativ einfach: Die Kreditversicherung leistet bei der Überwachung der Außenstände und Forderungseingänge Unterstützung. Darüber hinaus wird die Bonität der Abnehmer überprüft. Hier kooperiert die Coface mit einer Reihe von Wirtschaftsauskunfteien, was gewährleistet, dass negative Bonitätsveränderungen zeitnah mitgeteilt werden. Im Gegenzug meldet der Kunde ausbleibende oder verspätete Zahlungen an den Versicherer. Hinzu kommt eine weitere Komponente: Das unternehmensspezifische Kundenportfolio, das jeweilige Länderrating der Auslandsaktivitäten sowie die durchschnittlichen Branchenratings bestimmen maßgeblich die Höhe der Versicherungsprämie. Niedrige Länderratings ziehen deshalb in der Regel Risikoabschläge nach sich. Gleichwohl können über Nicht-Zahlungs-Deckungen (Protracted Defaults) auch jene Auslandsaktivitäten abgesichert werden, die mit hohen politischen Risiken verbunden sind. Zusätzlich lassen sich wirtschaftliche Risiken über Einzelabsicherungen für Projekte absichern.

 

Exkurs: Devisen-Outlook

Was sich zuletzt andeutete, ist nun amtlich: Der Euro hat seinen Höhenflug beendet und befindet sich wieder in der alten Handelspanne um 1,25 USD. Diese hatte das Geschäft bereits im vergangenen Jahr über weite Strecken dominiert. US-Arbeitsmarktdaten und EZB-Sitzung haben einen Prozess des Umdenkens zugunsten des Dollars eingeleitet bzw. forciert, der für diese Entwicklung maßgeblich verantwortlich ist. Galt die US-Währung noch zu Beginn des Jahres als zum „Abschuss freigegeben“, so gerät nun mehr und mehr der Euro ins Fadenkreuz. Vor allem die starken US-Arbeitsmarktdatenkönnen als Scharnier einer Trendwende betrachtet werden. Mit dem deutlich über Erwartung liegenden Stellenzuwachs und der Aufwärtsrevision des Vormonatswerts erwiesen sich die Befürchtungen einer Bauchlandung der US-Wirtschaft als unbegründet. Zwar deuteten bereits einige der vorangegangenen US-Daten in diese Richtung, doch mit den Zahlen vom Arbeitsmarkt dürften auch die letzten Zweifler überzeugt worden sein, zumal der starke Anstieg der Stundenlöhne eine eindrucksvolle Bestätigung der von der US-Notenbank betonten Inflationsrisiken lieferte. Dieses Bild wurde dann durch die Einzelhandelsumsätze und Importpreise sogar noch verstärkt. Sollten die US-Erzeuger- und Verbraucherpreise diese Tendenz bestätigen, wird das Pendel wohl noch stärker zugunsten des Dollar ausschlagen. Gerade die Inflationsrisiken werden auch im Beige Book betont. „Da sich das US-Inflationsgespenst noch nicht vertreiben lässt und das Beige Book trotz vorhandener Wachstumsrisiken das Szenario einer weichen Landung der US-Wirtschaft hervorheben könnte, dürfte der Dollar leichten Auftrieb erfahren“, meinen die Devisenanalysten der DZ Bank. Dies gilt um so mehr, als die EZB mit ihren Aussagen Raum für allerlei Spekulationen eröffnet hat. Zwar wird davon ausgegangen, dass im März eine erneute Anhebung erfolgt, doch ist damit das System der bisherigen zweimonatigen Erhöhungen durchbrochen. Wichtiger noch ist eine gewisse Unsicherheit, die sich in den Äußerungen von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet widerspiegelt. Die Betonung mittelfristig günstiger Konjunkturaussichten bei zugleich längerfristigen Abwärtsrisiken deutet an, dass die EZB behutsam vorgehen und mit Zinsanhebungen nicht über das Ziel hinausschießen will. Da die Fed zunächst aber stillhalten dürfte, hat das Szenario eines kontinuierlich zusammenlaufenden Zinsspread zwischen USA und Euroraum an Wahrscheinlichkeit eingebüßt. Für den Euro ergibt sich damit auch angesichts der verschlechterten charttechnische Lage weiteres Abwärtspotenzial.

 

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