Unter den insgesamt 414 beobachteten Konflikten zählen die Politikwissenschaftler des Heidelberger Instituts für Internationale Konfliktforschung (HIIK) 45 hochgewaltsame Konflikte, das heißt Auseinandersetzungen, die sich durch massiven Einsatz organisierter Gewalt auszeichnen sowie gravierende Folgen nach sich ziehen. Darunter waren 20 Konflikte, die die Konfliktforscher als Kriege einstuften. Zwei Kriege fanden in Asien und Ozeanien und einer in den Amerikas statt. Europa blieb erneut von Kriegen verschont, allerdings wurde ein Anstieg in der Zahl der gewaltsamen Krisen beobachtet. Dazu zählten die Forscher den Oppositionskonflikt in der Ukraine sowie neu entstandene Konflikte in Griechenland. Mit insgesamt 17 Kriegen waren der Vordere und Mittlere Orient und das Sub-Saharische Afrika die großen Kriegsschauplätze des Jahres 2013.
Die Hälfte aller Kriege finden südlich der Sahara statt
Während die Kriege um nationale Macht in Afghanistan, Irak, Syrien und dem Jemen unvermindert andauern, erreichten die Auseinandersetzungen zwischen der neuen ägyptischen Regierung und den Muslimbrüdern kriegerische Ausmaße. Neben dem Oppositionskonflikt in Syrien zeigte sich im Laufe des Jahres zunehmend eine Spaltung der Regimegegner. Im Norden des Landes eskalierten die Kämpfe um die Vorherrschaft in den Kurdengebieten zu einem Krieg. Durch Millionen Flüchtlinge, transnationale Gewaltakteure und Grenzzwischenfälle destabilisierte der syrische Bürgerkrieg erneut die gesamte Region. Mit insgesamt elf Kriegen fanden über die Hälfte aller Kriege weltweit im Afrika südlich der Sahara statt. Dies war die höchste Anzahl an Kriegen in der Region seit Beginn der Beobachtung. In diesem Kontext weisen die Autoren aber darauf hin, dass der enorme Anstieg in der Zahl der hochgewaltsamen Konflikte in der Region zu Teilen auch auf eine sich stetig verbessernde Quellenlage zurückzuführen ist.
Allein fünf Kriege beobachtete das HIIK im Sudan und Südsudan. Im Dezember brach ein neuer kriegerischer Konflikt zwischen Anhängern des südsudanesischen Machthabers Salva Kiir und seinem ehemaligen Vizepräsidenten Riek Machar aus, bei dem bis zum Jahresende tausende Menschen ums Leben kamen. In der angrenzenden Zentralafrikanischen Republik fand durch die Eroberung der Hauptstadt Bangui durch die Séléka-Allianz ein Machtwechsel statt. In der Demokratischen Republik Kongo wurde die Rebellengruppe M23 durch gemeinsame Militäraktionen der Regierung und einer offensiven UN-Eingreiftruppe entscheidend geschwächt. In Mali gelang es der Regierung unter Mithilfe französischer Streitkräfte, die großen Städte im Norden des Landes wieder weitgehend unter ihre Kontrolle zu bringen, obgleich Kämpfe mit den sich stetig neu formierenden islamistischen Gruppen andauern. Der Krieg in Somalia hielt ebenso unverändert an wie die hochgewaltsamen Konflikte in Nigeria. Die Kämpfe zwischen der islamistischen Gruppe Boko Haram und der Regierung, die vor allem in den nordöstlichen Regionen beobachtet wurden, forderten allein in der zweiten Hälfte des Jahres über 1.200 Todesopfer.
Zwischenstaatliche Krisen mit hohem Eskalationspotenzial
In den Amerikas hielt die Gewalt zwischen dem mexikanischen Staat und den Drogenkartellen weiter an. Im Südwesten des Landes formierten sich zudem hunderte von bewaffneten Selbstverteidigungsgruppen, die den Kampf gegen Staat und Kartelle aufnahmen.
Durch die Deeskalation der Auseinandersetzungen zwischen dem Sudan und dem Südsudan wurden erstmalig seit 2010 keine hochgewaltsamen Konflikte zwischen Staaten verzeichnet. Dennoch wurden insgesamt elf zwischenstaatliche gewaltsame Krisen beobachtet, etwa die Grenzkonflikte Syriens und Israels sowie die stark angestiegene Zahl von Gefechten zwischen Indien und Pakistan.
Allerdings weisen insbesondere zwischenstaatliche Krisen unterhalb der Gewaltschwelle ein großes Eskalationspotenzial auf, so die Autoren. So wurden die Kriegsdrohungen der USA gegenüber Syrien ebenso als Krise eingestuft wie die Auseinandersetzungen um die Errichtung von Staudämmen in Zentralasien oder der Konflikt um die Senkaku/Diaoyu Inseln im Ostchinesischen Meer.
Das aktuelle Konfliktbarometer enthält zudem zum ersten Mal kartographische Darstellungsmöglichkeiten von Konfliktdynamiken auf regionale und monatliche Ebene. Das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung (HIIK) widmet sich seit 1991 der Erforschung, Dokumentation und Auswertung innerstaatlicher und internationaler politischer Konflikte weltweit. Das jährlich erscheinende "Conflict Barometer" gibt einen Überblick über die aktuelle Entwicklung gewaltsamer und nichtgewaltsamer Konflikte.
[Bildquelle oben: © birdeyefotolia - Fotolia.com / Bildquelle unten: Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung (HIIK)]