Risikobewusstsein kehrt bei US-Konsumenten zurück


Der wichtigste Gradmesser der Konjunkturdynamik in den USA, der ISM-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe, legte im Februar von 49,3 auf 52,3 Punkte zu und spiegelt damit einen deutlich gestiegenen Optimismus wider. Ist damit die im Herbst 2005 begonnene Talfahrt des Stimmungsbarometers beendet und hat die US-Konjunktur mithin den zyklischen Tiefpunkt bereits durchschritten? Oder handelt es sich beim jüngsten Anstieg nur um eine temporäre Gegenbewegung im übergeordneten Abwärtstrend? Die Antwort der Bantleon Bank AG ist eindeutig: Der Tiefpunkt im Konjunkturzyklus wurde noch nicht erreicht, der ISM-Index wird daher wieder deutlich unter die Expansionsschwelle von 50,0 fallen. Dafür spreche eine Vielzahl von Indikatoren, die erkennen lassen, dass die konjunkturelle Abwärtsspirale zuletzt neuen Schwung gewonnen hat. So zeigen die Auftragsdaten für Januar eine weiter nachlassende Investitionsdynamik bei den Unternehmen an. Mit -6,0Prozent gingen die Bestellungen ziviler Kapitalgüter (ohne den volatilen Transportsektor) so kräftig zurück wie seit drei Jahren nicht mehr.

Hohe Verschuldung der Konsumenten

Nachdem die Anlageinvestitionen bereits in zwei der vergangenen drei Quartale geschrumpft sind und Wirtschaftswachstum gekostet haben, kündigt sich folglich für das erste Vierteljahr 2007 ein erneuter Rückgang an. Daneben gewinnt die anhaltende Korrektur am Immobilienmarkt eine neue Qualität. Nicht nur, dass die Wohnbauinvestitionen der privaten Haushalte weiterhin kräftig zurückgefahren werden und damit unmittelbar das BIP-Wachstum dämpfen. Inzwischen werden auch die indirekten Belastungsfaktoren sichtbar, die mit entsprechender Verzögerung auf die Gesamtwirtschaft wirken. Allen voran ist dabei die historisch außergewöhnlich hohe Verschuldung der Konsumenten zu nennen. Zusammen mit den gestiegenen Zinsen erweist sich diese mittlerweile für viele US-Bürger als nicht mehr tragbar. Das zeigt sich nicht nur in den explodierenden Zahlungsausfällen im »Subprime«-Segment bei Hypothekenkrediten, sondern auch im Verhalten der Banken: Im 4. Quartal 2006 ist die Zahl der Institute, die ihre Kreditvergabestandards bei der Immobilienfinanzierung angehoben haben, auf den höchsten Wert seit 16 Jahren gestiegen.

Anhebung von Kreditvergabestandards bei der Immobilienfinanzierung

Da die privaten Haushalte lediglich mit Verzögerung auf die wachsende Schuldenlast reagieren, ist beim privaten Konsum folglich eine weitere Abschwächung vorgezeichnet. Dieser Ausblick trübt seinerseits das Investitionsklima der Unternehmen zusätzlich ein, so dass schließlich auch der Arbeitsmarkt - das letzte Bollwerk der US-Konjunktur - vom Abschwung eingeholt wird. Vor diesem Hintergrund kommt die US-Notenbank nicht umhin, stützend einzugreifen und bereits im Sommer die Leitzinsen (ausgehend von derzeit 5,25Prozent) zum ersten Mal zu senken sowie zwei weitere Schritte bis zum Herbst auf 4,50Prozent folgen zu lassen. Die Anleihenmärkte in den USA und in deren Windschatten auch im Euroraum erhalten dadurch erheblichen Auftrieb - unabhängig vom weltweit zurückkehrenden Risikobewusstsein, das sich eindrucksvoll in der jüngsten Aktienmarktkorrektur niedergeschlagen hat.

 

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