Trotz der eingetrübten Konjunkturlage fehlen der deutschen Wirtschaft nach einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) immer mehr Fachkräfte. 49 Prozent der mehr als 23.000 an der Umfrage beteiligten Unternehmen könnten offene Stellen längerfristig nicht besetzen, weil sie keine passenden Arbeitskräften fänden, heißt es in dem "Arbeitsmarktreport 2019" der Kammerorganisation. Dies war eine Zunahme um ein Prozentpunkt gegenüber dem Vorjahr - trotz eingetrübter Geschäftserwartungen.
"Diese Schwierigkeiten stabilisieren sich auf hohem Niveau", erklärte der DIHK. Die Organisation schätzt nach Angaben ihres stellvertretenden Hauptgeschäftsführers Achim Dercks, "dass weiterhin 1,6 Millionen Stellen längerfristig unbesetzt sind in den Unternehmen". Damit verbunden seien entsprechende Wachstumsengpässe.
"Die Fachkräfteengpässe legen nochmals leicht zu", konstatierte Dercks. Sie seien damit "weiterhin das größte Risiko" für die Betriebe in Deutschland. "Neu ist die Entkopplung vom Konjunkturverlauf." Laut der Studie ist diese zunehmende Entkopplung von Konjunkturverlauf und Personalnachfrage ein Zeichen der angespannten Fachkräftesituation in den Unternehmen. "Die Unternehmen versuchen weiter, Fachkräfte zu gewinnen und zu halten", sagte Dercks. Als Reaktion forderte er unter anderem eine Stärkung der dualen Ausbildung und eine erleichterte Zuwanderung.
Besonders stark betroffen vom Fachkräftemangel ist nach der Erhebung mit 61 Prozent die Bauwirtschaft. Dercks warnte vor erheblichen wirtschaftlichen Folgen, sollten beispielsweise Ausbau und Instandsetzung der Verkehrsinfrastruktur nicht wie erforderlich gelingen. Auch der Infrastrukturausbau für die Digitalisierung könne sich erheblich verzögern. Eine Erleichterung könnte möglicherweise vom Brexit ausgehen, da in der Bauwirtschaft viele EU-Bürger in Großbritannien tätig seien. "Es kann durchaus interessant sein für deutsche Unternehmen", konstatierte Dercks.