Staatsversagen von beträchtlichem Ausmaß hat nach Ansicht des Rendsburger Sicherheitsexperten Henryk Konhäuser einem der dreistesten Betrugsskandale jüngerer deutscher Geschichte Vorschub geleistet: das Schnellballsystem des Geldtransport-Unternehmens HEROS. Die Geschäftsleitung des bisherigen deutschen Branchenführers mit Sitz in Hannover soll bekanntlich rund 350 Millionen Euro veruntreut haben. Nach Bekanntwerden der jahrelangen Finanzmanipulationen hatte sich die Öffentlichkeit zunächst höchst elektrisiert gezeigt: Heros meldete umgehend Insolvenz an. Vier leitende Mitarbeiter, darunter Geschäftsführer Karl-Heinz Weis, fanden sich in Untersuchungshaft wieder. Rund tausend Firmen rechneten mit bis zu neunstelligen Schadenssummen. Die Versorgung der Banken mit Bargeld schien zunächst akut gefährdet, doch griffen relativ schnell die Notfallpläne der Institute.
Kollektives Versagen bei der Kontrolle und Aufsicht
So spektakulär das Thema im Februar hoch gekocht war, so schnell sackte sein Nachrichtenwert wenig später wieder gen Null. Jetzt hat der Westdeutsche Rundfunk für das ARD-Magazin „plusminus“ nachrecherchiert und ist dabei scheinbar erheblicher behördlicher Nachlässigkeit auf die Spur gekommen. In der TV-Sendung „plusminus“ am Dienstag, 16. Mai (21.50 Uhr) beleuchtet die Hintergründe und Fakten. Während der Ausstrahlung des Beitrages soll nicht nur ein unmittelbarer Zeuge der betrügerischen Vorgehensweisen zu Wort kommen. „plusminus“ stützt sich auch auf die Sachkenntnis und die begründeten Schlussfolgerungen der Rendsburger ascopert GmbH. Die bundesweit agierende Beratungsgesellschaft verfügt über ausgewiesene Fachleute in den Bereichen Risiko- und Sicherheitsmanagement sowie Wertlogistik. Geschäftsführender Gesellschafter Henry Konhäuser diagnostiziert den Heros-Skandal als „kollektives Versagen bei der Kontrolle und Aufsicht des größten deutschen Wertlogistikers“. Der Fall zeigt eindrucksvoll, welche Bedeutung dem Risikofaktor Mensch beim gesamtheitlichen Risikomanagement zukommt. Der angeschlagene Konzern soll künftig unter neuem Namen von einem amerikanischen Investor weitergeführt werden. Die Sanierung des Unternehmens wird derzeitigen Schätzungen zufolge rund ein Drittel der bisherigen 4.600 Arbeitsplätze kosten.