Ausgefeilte Risikomanagement-Strategie gewinnt an Bedeutung

Risikolandkarte der Unternehmen verschiebt sich


Eine aktuelle Studie zeigt auf, dass sich die Unternehmen weltweit verstärkt der Bedeutung einer gründlich durchdachten und widerstandsfähigen Risikomanagement-Strategie für zusammenhängende Risikobereiche bewusst werden. Die Befragten - unter ihnen mehr als 100 führende Branchenanalysten - reihten ohne große Überraschung die Folgen der Kreditkrise und die weltweite Rezession unter die bedeutendsten Geschäftsrisiken für das Jahr 2009 ein.

Damit wurden aufsichtsrechtliche und Compliance-Risiken vom Spitzenplatz des vergangenen Jahres verdrängt. Der von Ernst & Young veröffentlichte Business Risk Report 2009 zeigt ebenfalls auf, dass veraltete Geschäftsmodelle, ein verstärktes Bewusstsein hinsichtlich des Reputationsrisikos und die Verschiebung der Stärkeverhältnisse zwischen etablierten und Schwellenmärkten sowie zwischen den jeweiligen Akteuren zu einer Neubewertung der Risiken gegenüber dem vergangenen Jahr geführt haben.

Die Top-Ten-Risiken 2009 sind (in Klammern werden die Plätze in der Rangliste von 2008 aufgeführt):

  1. Die Kreditkrise (2)
  2. Regulierung und Compliance (1)
  3. Verschärfung der Rezession (neu) (Diese Kategorie umfasst makroökonomische Faktoren - einschliesslich jener Schwierigkeiten, denen die Unternehmen bei der Ertragsgenerierung und der Kostensenkung gegenüberstehen)
  4. Radikal verschärfte Umweltschutzanforderungen (9)
  5. Neue Marktteilnehmer (16) (Dazu zählen Unternehmen, die aus angrenzenden Marktsegmenten oder weit entfernten Regionen in einen bestimmten Markt eintreten)
  6. Kostensenkungen (7)
  7. Talent-Management (11)
  8. Abschluss von Allianzen und Transaktionen (7)
  9. Veraltete Geschäftsmodelle (neu)
  10. Reputationsrisiko (22)

Das durch neue Marktteilnehmer verursachte Risiko hat sich um 11 Ränge von Platz 16 im Jahr 2008 auf Platz fünf im Jahr 2009 verschoben. Neue Marktteilnehmer erobern eine Vielzahl neuer Branchen aus verschiedenen Richtungen und unterschiedlichen Gründen, unter anderem aufgrund von technischem Fortschritt und Veränderungen in lokalen Bestimmungen und Gesetzen. Die Medien-, Telekommunikations- und Technologiebranchen verzeichnen einen Trend zur Konvergenz, Banken, Versicherungs- und Vermögensverwaltungsgesellschaften stehen im Kampf um dieselben Kunden in direktem Wettbewerb zueinander und die Schwellenmärkte werden zusehends konkurrenzfähiger - dies beschert manchen Branchen einen rasanten Zuwachs an neuen Konkurrenten, die es darauf abgesehen haben, Marktanteile zu ergattern oder bereits etablierte Branchenriesen zu stürzen.

Der technologische Fortschritt sowie der Branchenwandel führen dazu, dass lang etablierte Geschäftsmodelle plötzlich nicht mehr zeitgemäss sind. Die Unternehmen sind nunmehr dazu gezwungen, ihre Unternehmensstrategien und -strukturen neu zu definieren. Dieser Trend wurde weiter beschleunigt und wird erstmals als konkretes Risiko wahrgenommen (Platz 9 auf der Liste). Durch das sinkende Vertrauen der Öffentlichkeit gerät die Reputation ganzer Branchen in Gefahr - auch dieser Trend spiegelt sich in der Rangliste wider: Das Reputationsrisiko kletterte von Platz 22 um 12 Plätze hoch auf Rang 10. Darüber hinaus stellen die Themen Klima- und Umweltschutz die Unternehmen vor eine neue Herausforderung im Hinblick auf ihren Ruf und die eigenen Marken.

Kommentare zu diesem Beitrag

NightTrader /28.01.2009 07:47
Die Banken haben noch nicht verstanden, was von der Regulierungsseite in den nächsten Jahren auf sie zukommen wird. Daher ist das Risiko "Regulierung und Compliance" auf den zweiten Platz gerutscht. Der Sammelbegriff und das Risiko Finanzkrise ist aussagelos. Was verbirgt sich dahinter? Makroökonomische Risiken mit entsprechenden Auswirkungen auf die Banken oder mikroökonomische Risiken (etwas durch Giftpapiere in den eigenen Büchern)?
Und leider haben die Banken auch immer noch nicht verstanden, dass Reputation ihr höchstes Gut ist. Wieso findet man das Risiko gerade mal auf Platz 10.
Redaktion RiskNET /28.01.2009 15:54
Der Marktwert der internationalen Finanzbranche hat sich im vergangenen Jahr halbiert und damit alle Gewinne seit dem Jahr 2003 vernichtet. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „State of the Financial Services Industry”, deren zwölfte Auflage die Unternehmensberatung Oliver Wyman auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos vorgestellt hat. Die Erhebung misst die relative mittelfristige Wertentwicklung der 400 größten börsennotierten Finanzdienstleitungsunternehmen weltweit im Shareholder Performance Index (SPI) und verknüpft diese Ergebnisse mit einer Befragung führender CEOs zu Wertsteigerungsmöglichkeiten und den bevorstehenden Herausforderungen für ihre Institute. 75 Prozent der befragten CEOs erwarten demnach keine Erholung der Kredit- und Kapitalmärkte vor 2010. 50 Prozent erwarten sogar keine makroökonomische Erholung auf das Niveau vor der Krise vor dem Jahr 2011. Universalbanken haben sich als besonders widerstandsfähig herausgestellt. 75 Prozent der Banken, die vor der Krise solide Finanzierungskennzahlen auswiesen, haben die Turbulenzen bisher überstanden. Die vorübergehende Verstaatlichung von Banken kann der Branche helfen, sofern diese gut geführt und in angemessener Zeit zurück in private Eigentümerschaft überführt werden. Nach den ad hoc ausgeführten Stabilisierungsmaßnahmen müssen staatliche Regulierungsorgane nun verstärkt zu präventiv wirkender Regulierung übergehen. Die größte Herausforderung 2009 wird die globale Koordination von Regulation sein, die durch nationale Alleingänge gefährdet ist. Als Maßnahme dafür zeigt die Studie drei unterschiedliche Wege auf: die Bildung eines IWF für Banken, eines internationalen Einlagenfonds oder eines Überwachungsgremiums zur Durchsetzung von Basel II.

Nach Ansicht der Experten wird Risikomanagement eine zentrale Rolle einnehmen. Mehr als 50 Prozent der CEOs betrachten den Ausbau ihres Risikomanagements als höchste kurzfristige Priorität. Als weitere Aufgaben von zentraler Bedeutung für die Branche nennen die Oliver Wyman-Experten die Optimierung des Forderungsmanagements, die Überprüfung des Risikoappetits der Institute sowie strategisches Kostenmanagement.
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