Aufschwung in volatilem Umfeld

Risikolandkarte: Steigende Öl- und Rohstoffpreise und geopolitische Krisen


Risikolandkarte: Steigende Öl- und Rohstoffpreise und geopolitische Krisen News

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) sieht für kommendes Jahr deutlich bessere Konjunkturperspektiven. In ihrer aktuellen Prognose erwarten die Kölner Ökonomen für 2013 einen Zuwachs des deutschen Bruttoinlandsproduktes (BIP) um zwei Prozent nach einem Plus von rund 1,25 Prozent in diesem Jahr. "Nach einem Rotsignal im Winter geht die deutsche Wachstumslokomotive wieder auf die Strecke", betonte das IW. Allerdings sei das internationale Umfeld weiter volatil.

Die konjunkturellen Perspektiven für den weiteren Verlauf dieses Jahres hätten sich "erkennbar aufgehellt", sagte IW-Direktor Michael Hüther. Das Auslandsgeschäft ziehe wieder an und die deutsche Wirtschaft profitiere von ihrer starken Präsenz auf den internationalen Märkten. Auch im internationalen Vergleich stehe Deutschland gut da. Viele Länder, ganz besonders die des Euroraums, sähen sich in diesem Jahr mit einer rezessiven Entwicklung konfrontiert. In Westeuropa sei Deutschland die Wachstumslokomotive, die ein noch stärkeres Abdriften des Euroraums verhindere.

Die Ergebnisse der Frühjahrsumfrage des Instituts untermauern laut Hüther die Einschätzung einer sich wieder belebenden Konjunktur im Verlauf dieses Jahres. 39 Prozent der 2.400 befragten Unternehmen gingen von einer steigenden Produktion im Jahr 2012 aus, nur knapp 17 Prozent erwarteten Rückgänge. "Damit zeigt sich gegenüber den Ergebnissen unserer Umfrage vom Herbst 2011 eine spürbare Stimmungsaufhellung", betonte der IW-Direktor. Der Saldo zwischen positiven und negativen Produktionserwartungen habe sich von gut 12 Prozentpunkten im Herbst 2011 auf 22 Prozentpunkte fast verdoppelt.

Allerdings betonte Hüther auch, dass die wirtschaftliche Entwicklung "in einem hochvolatilen Umfeld mit nach wie vor erheblichen konjunkturellen Risiken" stattfinde. Er nannte steigende Öl- und Rohstoffpreise, geopolitische Krisen, die besonders durch eine Zuspitzung des Atomstreits mit dem Iran drohten, und die trotz aller erkennbaren Fortschritte noch keineswegs gelösten Schuldenkrisen in Europa und den USA.

Zudem könne die notwendige Rekapitalisierung des Bankensystems zu einer Einschränkung der Kreditvergabe an die Unternehmen führen. Für Deutschland signalisierten die einschlägigen Indikatoren zwar bislang keine Kreditklemme, allerdings treffe dies nicht für einige wichtige europäische Handelspartner Deutschlands zu, was den Export in diese Länder dämpfen könnte.

In seiner Prognose erwartet das IW im nächsten Jahr einen Zuwachs der deutschen Ausfuhren um fünf Prozent und der Einfuhren um rund 5,25 Prozent, nach Steigerungen um je drei Prozent dieses Jahr. Für die privaten Konsumausgaben sehen die Kölner Ökonomen einen Zuwachs um ein Prozent in beiden Jahren.

 

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RiskNET Redaktion /23.04.2012 16:00
+++ Europas Wirtschaft startet schwach ins zweite Quartal +++

Europas Wirtschaft kann sich nicht aus der Rezession lösen. Die Aktivität in der Industrie und im Dienstleistungssektor des Euroraums nahmen im April entgegen den Erwartungen ab, wie Markit im Rahmen seiner aktuellen Einkaufsmanagerumfrage mitteilte. Besonders schwach zeigte sich erneut die Industrie, darunter die deutsche, deren Aktivität deutlich zurückging. Volkswirte befürchten nun, dass die Wirtschaft des Euroraums auch im zweiten Quartal 2012 noch schrumpfen wird. Es wäre das dritte Quartal in Folge.

Der von Markit erhobene Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft ging in erster Veröffentlichung um 1,8 Punkte 47,4 zurück und entfernte sich damit weiter von der Marke von 50 Punkten, oberhalb derer Wachstum signalisiert wird. Der Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes sackte auf 46,0 von 47,7 Punkten ab, während die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte einen Anstieg auf 48,1 Punkte prognostiziert hatten. Der Dienstleistungsindex sank auf 47,9 von 49,2 Punkten, erwartet worden war ein Anstieg auf 49,3.

ING-Volkswirt Martin van Vliet war angesichts der wieder etwas stärkeren Wirtschaftsdynamik in Asien und den USA vor allem vom Rückgang des Industrie-Index enttäuscht und warnte: "Zwar besteht unser Basisszenario weiterhin in einer langsamen Rückkehr des Wachstums in der zweiten Jahreshälfte, doch besteht wegen der anhaltenden Schuldenkrise und der negativen Wachstumsimpulse von der Finanzpolitik das Risiko einer etwas längeren Rezession."

Howard Archer von IHS Global Insight äußerte sich ähnlich pessimistisch: "Es ist nicht nur sehr wahrscheinlich, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach einem Rückgang um 0,3 Prozent im vierten Quartal 2011 im ersten Quartals 2012 erneut gefallen ist, die April-Einkaufsmanagerumfrage zeigt, dass ein dritter BIP-Rückgang in Folge wahrscheinlich ist." Archer rechte nun mit zunehmendem Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB), ihre Zinsen weiter zu senken. In jüngster Zeit hatten EZB-Offizielle dies wiederholt abgelehnt.

Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson verwies darauf, dass die deutsche Wirtschaft im April nur noch stagniert habe, während es in Frankreich wohl auch wegen der Unsicherheit über den Ausgang der Präsidentschaftswahlen zu einem beunruhigenden Abschwung gekommen sei. Dass die Aktivität auch an der Euro-Peripherie wieder beschleunigt geschrumpft sei, dürfte die Sorgen über den Einfluss der dortigen Sparprogramme verstärken, meinte er. Er sah die Gefahr einer Doppelrezession, die nun ins dritte Quartal gehen könnte.

Der Einkaufsmanagerindex der deutschen Privatwirtschaft sank im April auf ein Fünfmonatstief von 50,9 Zählern, nachdem er im März noch bei 51,6 gelegen hatte. Damit liegt die Privatwirtschaft nur noch knapp über der Wachstumsschwelle. Vor allem das neuerliche Minus bei den Auftragseingängen bereitete den Unternehmen Kopfzerbrechen. "Die Deutsche Wirtschaft steht weiter auf der Kippe zur Rezession", sagte Markit-Ökonom Tim Moore.

Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe fiel nach den Ergebnissen einer ersten Veröffentlichung auf 46,3 von 48,4 Punkten im Vormonat, wie Markit außerdem berichtete. Volkswirte hatten hingegen einen Anstieg auf 49,0 Punkte erwartet. Für den Dienstleistungssektor wurde hingegen ein unerwartet starker Anstieg auf 52,6 von 52,1 Punkten im Vormonat berichtet. Ökonomen hatten dagegen nur eine Verbesserung auf 52,3 Zähler prognostiziert.

In Frankreich sank die Aktivität vor allem wegen eines Einbruchs im Dienstleistungssektor deutlich. Der Sammelindex ging auf 46,8 Punkte von 48,7 zurück. Der Service-Index sackte auf 46,4 von 50,1 Punkten ab, während Ökonomen einen unveränderten Stand prognostiziert hatten. Im verarbeitenden Gewerbe stieg der Index auf 47,3 von 46,7 und lag damit etwas oberhalb der erwarteten 47,0 Punkte.
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