Blick hinter die Kulissen

Risikomanagement bei der METRO Group


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Die METRO Group gehört zu den weltweit größten Handelsunternehmen und steht derzeit hinter Wal-Mart und Carrefour auf Platz 3 der Top10, dicht gefolgt von Tesco. In ihren rund 2.100 Niederlassungen in 33 Ländern arbeiten rund 290.000 Beschäftigte. Die bekanntesten Marken der METRO Group sind Metro Cash & Carry, Real, Galeria Kaufhof, Media Markt und Saturn. Die Wurzeln der heutigen METRO Group reichen bis in die 60er Jahre – als von den beiden Duisburger Spar-Großhändlern Reiner und Michael Schmidt-Ruthenbeck der erste SB-Großmarkt in Essen eröffnet wurde. Später kamen die Familie Haniel und Otto Beisheim als weitere Gesellschafter hinzu. Es entstand eine der erfolgreichsten Unternehmensgründungen der Nachkriegsgeschichte. Der Sitz der Gesellschaft wurde später nach Mülheim a. d. Ruhr verlegt und befindet sich heute in Düsseldorf.

Mit Ausnahme von "Media Markt" und "Saturn" haben alle Marken der METRO Group von 2008 bis 2009 einen Umsatzrückgang verzeichnet. Der Umsatz der Gruppe ging saldiert um 3,6 % auf 65,5 Mrd. EUR zurück. Das Risikomanagement der METRO Group wurde im Jahr 2009 neu strukturiert, um eine Verbesserung der Risikoerfassung und Risikobeurteilung in den weltweit tätigen Tochtergesellschaften zu erzielen. Auf der Vorlage der Standards der METRO AG sollen weltweit einheitliche Strukturen, Prozesse und zentrale Vorgaben zur Risikosteuerung umgesetzt werden. Das Risikomanagement wird dabei als ein integraler Bestandteil einer wertorientierten Unternehmenssteuerung betrachtet. Eine wichtige Messgröße für den Unternehmenserfolg ist der EBITaC (EBIT after Cost of Capital). Daran orientiert sich der Grad der Risikobereitschaft. Risiken geht die METRO Group nur ein wenn die damit verbundenen Chancen eine angemessene, nachhaltige Steigerung des Unternehmenswertes bieten.

Jede Führungskraft ist Risikomanager

Risikomanagement wird bei der METRO Group zentral betrieben. Der Risikobeauftragte der METRO Group führt jährlich eine konzernweite Risikoinventur durch, auf deren Grundlage die Risikoberichte erstellt werden. Die Risiken und Chancen werden konzernweit in einem Bottom-Up-Verfahren über alle Führungsebenen erfasst. Alle Gesellschaften der METRO Group müssen jährlich zum Halbjahresabschluss eine eigene Risikoinventur durchführen. Dabei werden die einzelnen Risiken beschrieben und mit Hilfe zuvor festgelegter Indikatoren bewertet. Die Führungsgesellschaften der jeweiligen Vertriebslinien sowie die Querschnittsgesellschaften melden dem Risikobeauftragten der METRO AG ihr identifiziertes Risikoinventar. Ebenso reporten die Bereichsleiter der METRO AG eine Auflistung aller Risiken aus ihren Zuständigkeitsbereichen.

Grundsätzlich ist jede Führungskraft der METRO Group verpflichtet die Umsetzung und Wirksamkeit des Risikomanagements im eigenen Bereich zu überwachen. Der Risikobeauftragte fasst alle Meldungen zusammen und erstellt das Risikoportfolio der METRO AG. Er informiert regelmäßig den Vorstand über das Risikoportfolio, bei gravierenden Risiken für die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der METRO Group tritt ein Eilmeldesystem in Kraft. In solchen Fällen wird der Vorstand sofort informiert.

Szenarioanalysen zum Erkennen von Zins- und Währungsrisiken

Die eigene Liquidität wird zentral von der METRO AG überwacht. Mögliche Auswirkungen veränderter finanzwirtschaftlicher Rahmenbedingungen für den Konzern, wie Zinssatz- oder Devisenkursänderungen, werden regelmäßig in Szenarioanalysen quantifiziert. Finanzgeschäfte werden zum einen zur Deckung eines Finanzierungsbedarfs, zum anderen zur Absicherung von risikobehafteten Grundgeschäften abgeschlossen. Offene Risikopositionen wie zum Beispiel Finanzgeschäfte ohne korrespondierendes Grundgeschäft dürfen nur nach entsprechender Freigabe durch den Vorstand der METRO AG gehalten werden. Im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen könnte demnach die METRO AG Finanztransaktionen abschließen, die nicht als Hedge für ein Grundgeschäft dienen.

Ein wichtiges leistungswirtschaftliches Risiko seit Ausbruch der Finanzmarktkrise bildet das Lieferantenausfallrisiko. Als Handelsunternehmen ist die METRO Group besonders auf externe Anbieter von Waren und Dienstleistungen angewiesen. Bei Insolvenz von Lieferanten können einzelne Waren oder Warengruppen vorrübergehend nur eingeschränkt verfügbar sein. Als Vorkehrung versucht die METRO Group Abhängigkeiten von einzelnen Lieferanten zu vermeiden.

Neue Produkte und Prozesse im operativen Prozess werden von der METRO Group zunächst in einem abgegrenzten Testmarkt erprobt. Dazu dienen Future Stores. Der erste Future Store wurde in Rheinberg bei Düsseldorf eröffnet. Einige der dort getesteten Technologien hat der Handelskonzern bereits in den operativen Betrieb seiner Märkte übernommen (beispielsweise SB-Kassen, Intelligente Waagen die mittels einer Kamera das aufgelegte Obst oder Gemüse erkennen oder Info-Terminals für Kunden). Ebenso wird die Akzeptanz neuer Konsumgüter und Marken in den Future Stores erprobt.

Verknüpfung von Planung und Risikomanagement

Auf einen Planungshorizont von drei Jahren sollen Geschäftsrisiken früh erkannt werden. Um im Handelsgeschäft einen Wandel im Kundenverhalten oder den Kundenerwartungen möglichst frühzeitig zu erkennen, analysiert die konzerneigene Marktforschung Verkaufsdaten und Markt-forschungsergebnisse. Mit Hilfe von quantitativen Verfahren wie beispielsweise Zeitreihenanalysen oder Prognoserechnungen sollen Trends frühzeitig erkannt werden. Besonders die schwankende Konsumbereitschaft der Verbraucher in Abhängigkeit von politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bildet ein grundsätzliches Geschäftsrisiko der METRO Group. Für die Zukunft wird besonders das Risiko einer Konsumeinschränkung der Verbraucher in Erwartung wirtschaftlich schwieriger Zeiten betrachtet, dass sich sowohl auf den Konsum von Gegenständen des täglichen Bedarfs als auch auf größere Anschaffungen wie beispielsweise Haushalts- oder Unterhaltungselektronik niederschlagen kann.

Laut einer Prognose der englischen Marktforschungsfirma PlanetRetail für das Jahr 2012 wird die Liste der Top10 bald von einem Gipfelstürmer aus den USA bereichert werden: Costco. Ähnlich wie METRO Cash-&-Carry-Markt bietet Costco seine Produkte in riesigen Verpackungsgrößen für die Großfamilie an, ist aber im Gegensatz zu den METRO-Märkten für jedermann geöffnet. Auch der englische Konkurrent Tesco könnte bis 2012 die METRO Group von ihrem dritten Platz der Weltrangliste ablösen. Das Handelsgeschäft bleibt spannend.


[Eigener Text basierend auf veröffentlichten Informationen der METRO Group, u. a. dem Geschäftsbericht 2009; Bildquelle: METRO Group]

Kommentare zu diesem Beitrag

OekOek68 /28.05.2010 14:30
Zukunftsweisender Ansatz das Risikomanagement auf den EBIT after Cost of Capital auszurichten und damit eine wertorientierte, am Unternehmenserfolg ausgerichtete Risikobetrachtung vorzunehmen! Gefällt mir ;-)
Jo /29.05.2010 18:59
Klasse Serie (Blick hinter die Kulissen) ... Glückwunsch an die Risknet-Redaktion. Wird im Risikomanagement der METRO ein "EBIT after Cost of Capital @RISK" berechnet? Oder wie findet die Verknüpfung von Risiko und EBITaC statt?
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