Hedge Funds können sowohl aus theoretischer als auch aus praktischer Sicht als die "Königsdisziplin" der Kapitalanlage charakterisiert werden. Während auf der einen Seite Hedge Funds aufgrund günstiger Risiko-Ertrags-Verhältnisse und einer in der Regel negativen Korrelation mit der Marktentwicklung eine interessante Anlagekategorie offerieren und zur Effizienzsteigerung der Märkte beitragen, beinhalten Hedge Funds jedoch auf der anderen Seite auch ein nicht unerhebliches Destabilisierungspotenzial, insbesondere durch den Einsatz von Leverage und derivativer Finanzinstrumente. Die aktuelle öffentliche Diskussion zeigt aber vor allem, welche immensen Unkenntnisse über Hedge Funds existieren. Der folgende Beitrag dient der Versachlichung der aktuellen Diskussion um die Regulierung von Hedge Funds und skizziert die Grundlagen und Rahmenbedingungen sowie die Bedeutung eines adäquaten Risikomanagements, um insbesondere die mit Hedge Funds verbundenen systemischen Risiken zu reduzieren.
Heuschrecken und schwarze Löcher des Weltfinanzsystems
Der Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Jochen Sanio, nannte Hedge Funds "die schwarzen Löcher des Weltfinanzsystems". Franz Müntefering, Vizekanzler und Bundesminister für Arbeit und Soziales, verglich die Hedge-Funds mit Heuschrecken und stieß damit die Kapitalismus-Debatte an. Von allen Institutionen der internationalen Finanzmärkte besitzen vermutlich Hedge Funds den schlechtesten Ruf, werden häufig als Auslöser für Turbulenzen an den Finanzmärkten betrachtet und mit intransparenten Geschäftsgebaren in Verbindung gebracht. Auf der anderen Seite werden Hedge Funds als Königsdisziplin und als flexibles Anlagevehikel gepriesen, weitgehend frei von Restriktionen und mit dem Ziel, aus dem Auf und Ab der verschiedenen Märkte einen maximalen Profit zu generieren.
Die Grundidee der ersten Hedge Funds entstand bereits im Jahr 1949 in den USA. Alfred Winslow Jones, Journalist und Mitarbeiter beim Wirtschaftsmagazin FORTUNE, stellte bei seinen Recherchen fest, dass keiner der professionellen Aktienanalysten ihm verlässlich prognostizieren konnte, ob die Börsenkurse in Zukunft steigen oder fallen würden. Daraufhin entwickelte er eine Strategie, mit der er aus dieser Tatsache Geld verdienen konnte – unabhängig davon, in welche Richtung sich die Börsen entwickeln. Er verkaufte Aktien leer und kaufte andere. Bei Leerverkäufen (so genannten Short-Positionen) leihen sich Hedge Funds gegen eine Gebühr Aktien oder andere Vermögensgegenstände, um sie sofort weiterzuverkaufen. Damit erfand er die erste Strategie für Hedge Funds (Long-Short), da er Marktschwankungen absicherte (deshalb die Bezeichnung „hedge“, was so viel wie Schutz bedeutet). Analog der Strategie heutiger Hedge Funds kaufte er Aktien von unterbewerteten Unternehmen, denen er Kursanstiege zutraute. Von den weniger performanten Unternehmen verkaufte er Aktien, ohne sie wirklich zu besitzen. Basierend auf diesem gleichzeitigen Kauf und Verkauf von Aktien konnte er einen Teil des Marktrisikos ausschalten.
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[Mit freundlicher Genehmigung der Redaktion der Zeitschrift RISIKO MANAGER, Bank Verlag Medien GmbH]