Bei Risikomanagement und Corporate Governance haben deutsche Unternehmen noch großen Nachholbedarf gegenüber ihren internationalen Wettbewerbern. So zeigt etwa ein Blick in den angelsächsischen Raum, dass dort interne Überwachungssysteme schon seit langem Pflichtbestandteile der Unternehmensgestaltung und -berichterstattung sind.
Ursache hierfür ist vor allem, dass in den angelsächsischen Ländern der "anonyme" Kapitalmarkt eine viel größere Rolle spielt als in Deutschland, wo sich die Unternehmen vorwiegend durch Bankkredite finanzieren (Hausbanksystem). Während beispielsweise in den USA in den 90er Jahren zwischen 55 und 60 Prozent des Kapitals vom Kapitalmarkt stammten, waren es in Deutschland nur etwa 30 Prozent. Um Investoren zu gewinnen, sind internationale Unternehmen also praktisch gezwungen, ihre Wert- und Risikotreiber transparent zu machen – Geheimniskrämerei ist somit kaum möglich. In Deutschland erhält dagegen allenfalls die Hausbank Zugang zu detaillierten Informationen.
Von internationaler Seite wird das intransparente deutsche Vorstands- und Aufsichtsratswesen dann auch immer wieder kritisiert. Und dies zurecht, wie die jüngsten Korruptionsskandale zeigen. So schätzen Experten den jährlichen Schaden, den die deutschen Unternehmen durch Korruption erleiden, auf bis zu 100 Milliarden Euro. Und vermutlich ist dies nur die Spitze des Eisbergs.
Neue Gesetze sind kein Allheilmittel
Ausgelöst durch die zunehmenden Unternehmenskrisen wollen sowohl der Gesetzgeber als auch die internationalen Kapitalmärkte mehr über die Wert- und Risikotreiber von Unternehmen erfahren. Die verschiedenen Gesetzinitiativen (KonTraG, Deutscher Corporate Governance Kodex, Transparenz- und Publizitätsgesetz, Bilanzkontrollgesetz etc.) können zwar als wichtiger Katalysator für das Thema Risikomanagement angesehen werden. Der Anspruch der gesetzlichen Vorgaben einerseits und der tatsächliche Stand des Risikomanagements in den Unternehmen andererseits klaffen in vielen Fällen aber noch eklatant auseinander. Chancen- und Risikomanagement-Systeme werden nach wie vor eher als gesetzlich aufoktroyierte (und damit per definitionem lästige) Pflichtübung verstanden und nicht als sinnvolle und unverzichtbare Komponente der strategischen und operativen Unternehmensführung.
Unterentwickelte Risikokultur in Deutschland
In Anbetracht dieser weit verbreiteten Einstellung kann es dann auch nicht überraschen, dass dem Risikomanagement-System mitunter lediglich eine Art "Feigenblatt-Funktion" zukommt. Überspitzt formuliert wird in manchem deutschen Unternehmen das Risikomanagement nur betrieben, um den formalen gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden und am Jahresende das begehrte "Häkchen" des Abschlussprüfers zu erhalten.
Eine wesentliche Herausforderung (wenn nicht sogar "die" Herausforderung schlechthin), um das Risikomanagement vor einem traurigen Schicksal als "potemkinsches Dorf" zu bewahren, besteht darin, die vorhandenen Systeme auch tatsächlich zum Leben zu erwecken. Risikomanagement muss zu einem Bestandteil des täglichen Denkens und Handelns eines jeden Mitarbeiters gemacht werden – mit anderen Worten: Chancen- und Risikomanagement ist irreversibel in der Unternehmenskultur zu verankern.
Was den Unternehmen hierbei vor allem fehlt, sind klare und transparente Standards. Die Implementierung des Risikomanagements richtet sich vielfach eher an den Anforderungen des Wirtschaftsprüfers oder Regulators als an den eigentlichen Bedürfnissen des Unternehmens aus. Die (Neu- und Weiter-) Entwicklung von Methoden und Instrumenten ist fragmentiert und verläuft in unterschiedliche Richtungen, der wertvolle Austausch von Erfahrungen findet innerhalb der Risk-Management-Community allenfalls zufällig und sporadisch statt.
Risk Management Association e. V. startet durch
Um diese Defizite zu beseitigen und das Thema Risikomanagement weiter voranzutreiben, haben sich nun Risikoexperten zusammengeschlossen und die Risk Management Association e. V. (RMA) gegründet. Die RMA positioniert sich bei allen Fragestellungen rund um das Risikomanagements als Kompetenzpartner für Unternehmen, Politik, Behörden, Gesellschaft und Wissenschaft.
Ziele des Vereins sind unter anderem die Förderung, Weiterentwicklung und Verbreitung des Risikomanagements in Unternehmen und Organisationen, die Unterstützung des Dialogs zum unternehmens-, branchen- und länderübergreifenden Erfahrungsaustausch sowie die wissenschaftliche und praktische Weiterbildung von Menschen, die im Bereich des Risikomanagements tätig sind. Des Weiteren hat sich die RMA die Etablierung von Normen und Standards sowie die Unterstützung von politischen Entscheidungsgremien und Behörden bei der Entwicklung von gesetzlichen und regulatorischen Vorgaben im Bereich des Risikomanagements auf die Fahnen geschrieben. Inhaltlich wollen die Mitglieder unter anderem die Risikomanagement-Forschung fördern, nationale und internationale Konferenzen organisieren, innerhalb spezieller Arbeitskreise unterschiedlichste Themen des Risikomanagements aufbereiten sowie Methoden und Instrumente (weiter-)entwickeln.
Ausführliche Informationen zur Risk Management Association e. V. finden Sie unter www.RMA-eV.org
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