Frankfurt bereitet sich auf die Protesttage der Blockupy-Bewegung vor. Rund um die Europäische Zentralbank rüsten sich Restaurants, Einzelhändler und vor allem Banken auf den Ansturm der rund 13.000 Finanzmarktkritiker. Sie vergittern ihre Fenster, bitten ihre Mitarbeiter, möglichst unauffällig in Freizeitkleidung zur Arbeit zu kommen oder schicken ihre Angestellten gleich ganz nach Hause.
Besonders vorsichtig ist die Commerzbank. Ihre Filiale gegenüber dem Luxushotel Steigenberger wird sorgfältig vergittert. "Der Zugang ist dann nur noch über einen Seiteneingang möglich," sagte Filial-Mitarbeiter Tomic Dimitrija. "Am Freitag ist die Bank komplett geschlossen - auch die Zugänge zu den Geldautomaten," fügte er hinzu.
Damit will die Bank ähnliche Zerstörung wie bei den letzten Protesten vor rund sechs Wochen verhindern. Damals wurden die Fensterscheiben der Filiale teilweise zerstört. Und auch ihr Bürogebäude am Willy-Brandt-Platz schützt das Geldhaus. "Wir verschrauben die Eingangstür gerade mit Holzbalken," erklärt ein Haustechniker der Commerzbank.
Eine Sprecherin des Instituts erklärte, wegen der zu erwartenden Behinderungen werde neben dem Commerzbank-Hochhaus am Kaiserplatz auch das Gallileo-Hochhaus an der Gallusanlage von Donnerstag bis Sonntag geschlossen. Zudem würden die Commerzbank-Filialen innerhalb der Sichheitszone der Frankfurter Innenstadt teilweise und zeitlich begrenzt geschlossen. Die Kunden würden im Einzelfall durch Plakat-Aushänge darüber informiert.
Das Luxushotel Steigenberger dürfte wie bereits bei den letzten Protesten stark von den Demonstrationen betroffen sein. "Wir liegen sehr ungünstig," sagte ein Mitarbeiter, der seinen Namen nicht nennen wollte. "Wir wollen einfach nur durchkommen - letztes Mal haben wir sehr gelitten," fügte er hinzu. "Mein ganzes Bein war blau," erinnert sich ein Mitarbeiter eines privaten Sicherheitsunternehmens, das das Hotel beauftragt hatte.
Das Frankfurter Verwaltungsgericht hat die geplanten Proteste am Mittwoch und Samstag erlaubt, jedoch die angekündigten Demonstrationen am Donnerstag und Freitag untersagt. Die Organisatoren des globalisierungskritischen Netzwerks Attac hatten daraufhin angekündigt, beim Hessischen Verwaltungsgerichtshof in Berufung zu gehen.
Die Demonstranten fordern insbesondere die Abmilderung der strickten Sparauflagen der EZB, der Europäischen Kommission und des Internationalen Währungsfonds in den südeuropäischen Ländern. Statt zu kürzen sollten die europäischen Regierungen mit Konjunkturprogrammen die Wirtschaft wieder anfeuern, lautet eine ihrer Kernforderungen. Zudem will die Bewegung den Einfluss der internationalen Finanzmärkte begrenzen und eine Transaktionssteuer einführen.
Trotz der teilweise untersagten Proteste erwartet das Theaterrestaurant Fundus am Willy-Brandt-Platz hohe Umsatzeinbußen. "Wir verlieren durch die Proteste rund 20.000 Euro," rechnet Restaurantchef Toni Zakaria vor. "Von der Europäischen Zentralbank, deren Mitarbeiter gerne hier essen, wurden bereits fast alle reservierten Tische storniert," sagte er. "Ich musste bereits vier meiner sieben Mitarbeiter nach Hause schicken," fügt er hinzu.
Für Marika Krumes sind die Proteste dagegen nicht ganz so dramatisch. "Wir machen auf jeden Fall auf," sagte die Leiterin des Hapag-Lloyd-Reisebüros in der Kaiserstraße. "Wenn es schlimm wird, schließen wir ab," fügte sie hinzu.
Noch lockerer betrachtet Jack Bailly die Proteste. Der Franzose betreibt direkt gegenüber der EZB ein kleines Kiosk. Er unterstützt die finanzmarktkritischen Proteste. "Ich finde das gut," sagte er. Dabei hat er in den Anfängen der Occupy-Bewegung sogar von den Demonstranten profitiert. "Als das ganze hier begonnen hat, hab ich eine Woche sehr gute Geschäfte gemacht," sagte er.
[Bildquelle: iStockPhoto]