BaFin fordert Ausbau des Risikomanagements

Risikomanagement jenseits von Zahlenfriedhöfen und Powerpoint


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Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) will bei der Kontrolle von Geldinstituten zukünftig einen stärkeren Blick auf das Risikomanagement werfen. Die Exekutivdirektorin im Geschäftsbereich Bankenaufsicht, Sabine Lautenschläger (Foto), sagte im Rahmen der 12. Euro Finance Week in Frankfurt, sie erwarte, dass das Risikomanagement "erheblich" verbessert werde. Anders als die Öffentlichkeit, die sich bei den Lehren aus der Finanzmarktkrise auf die Diskussion um die ausreichende Kapitalausstattung beschränke, müssten die Banken mehrere Bereiche des Risikomanagements ausbauen, sagte Lautenschläger. So müsse, wer als Credit Risk Officer in einem Institut die Liquiditäts-, Konzentrations- und Reputationsrisiken prüfe, mehr Einfluss auf die Entscheidungsfindung der Bank bekommen, forderte sie.

Sabine Lautenschläger, BaFinZugleich müsse das Berichtswesen adressatengerecht werden. Ein adäquates Risikoberichtswesen stelle scheinbar noch immer für viele Institute eine Herausforderung dar. Nicht selten dominierten Zahlenfriedhöfe oder Powerpoint-Präsentation ohne Aussagekraft. Die Aufsicht werde aber auch das Gespräch mit den Geschäftsstellenleitern über das Marktumfeld zukünftig bei der Prüfung eines Instituts wichtiger nehmen, kündigte Lautenschläger an. Viele Banken hätten sich zu kurzfristig refinanziert, weil sie zu lange davon ausgingen, dass der Marktzugang zur Refinanzierung problemlos möglich sei.

"Wir werden agressiver vorgehen. Der Gesetzgeber hat uns die Möglichkeit dazu gegeben und wir werden das nutzen", so Lautenschläger im Rahmen der von der Zeitschrift RISIKO MANAGER moderierten Paneldiskussion "Risk Management nach der Krise".


[Bildquelle: iStockPhoto sowie RiskNET]

Kommentare zu diesem Beitrag

Dominik /17.11.2009 21:53
Ja, Zahlenfriedhöfe und nichtssagende bunte Powerpoint-Präsentation trifft das Thema recht gut. Banken sind von einer gelebten Risikokultur meilenwert entfernt. Die jüngsten Entwicklungen stimmen mich leider auch nicht optimistisch, dass sich das ändern wird. Auch die Finanzaufsicht wird nicht "par ordre de Mufti" eine gelebte Risikokultur umsetzen können. Leider helfen auch die aktuellen Entwicklungen (siehe Novelle MaRisk, Solvency II etc.) nur wenig. Sie wirken leider eher kontraproduktiv, da sie wiederum die Erfüllung von irgendwelchen Formalen in den Vordergrund stellen. Und viele Vorstände sind ein nur allzu schlechtes Vorbild für eine gelebte Risikokultur. In allen anderen Punkten muss ich Frau Lautenschläger recht geben. Bleibt allerdings die Frage, warum die BaFin erst jetzt auf die Idee kommt, dass ohne ein gelebtes Risikomanagement alles nur potemkische Dörfer bleiben. Und die Finanzkrise hat gezeigt, dass es davon eine Menge gab ...
Christian /17.11.2009 22:22
Noch wichtiger als ein adressenadäquates Reporting ist allerdings die Verknüpfung zwischen dem Reporting und einer entsprechenden operativen bzw. strategischen Steuerung. Was nützt das schönste Reporting, wenn sich kein Entscheider dafür interessiert oder gar in den Entscheidungen berücksichtigt. Das ist aus meiner Sicht ein Hauptthema bei der Ursachenanalyse der Finanzkrise.
claudi /18.11.2009 21:56
Die Experten von KPMG haben berechnet, dass 90% aller Spreadsheet-Lösungen fehlerbehaftet sind (wahrscheinlich haben die gleichen Berater die Excel-Sheets vorher gebastelt). Und gleichzeitig planen laut Hackett Group 95% aller Unternehmen noch mit Excel oder Papier und Bleistift! Wenn es denn wenigstens korrekte Zahlenfriedhöfe wären ... aber nicht selten werden fehlerhafte Zahlen in bunter Powerpoint-Slides gepackt ... ;-(
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