Deutsche Versicherer haben Probleme, die Risiken ihrer Kunden richtig einzuschätzen. Besonders Sachversicherer leiden unter ihrer fehlenden Kompetenz in kundenbezogenem Risikomanagement und haben dadurch mit Rentabilitätsproblemen zu kämpfen. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle "Managementkompass Risikomanagement" der Unternehmensgruppe Steria Mummert Consulting und des F.A.Z.-Institutes. Der Publikation zufolge wollen 86 Prozent der Versicherer daher in den kommenden Jahren in die systematische Erfassung, Analyse und Bewertung versicherungstechnischer Risiken investieren. Damit soll die Profitabilität verschiedener Versicherungssegmente optimiert und auf längere Sicht gewährleistet werden.
Jürgen Wulf, Versicherungsexperte von Steria Mummert Consulting, geht im Gespräch mit pressetext davon aus, dass Versicherungen ihre Kunden und Rückversicherer zukünftig stärker in die Pflicht nehmen werden: "Was das Versicherungsrisiko betrifft, werden Versicherer nicht umhin kommen, von Kunden mehr Eigenverantwortung einzufordern." Konkret bedeute dies, dass Kunden in Zukunft wohl damit rechnen müssten, einen Teil ihrer Schadenssumme selbst zu tragen. Dies werde vor allem der Fall sein, wenn das zu versichernde Objekt offensichtliche Risikopotenziale berge, so Wulf.
"Es kann natürlich nicht so sein, dass Versicherungsunternehmen das Versicherungsrisiko im Schadensfall einseitig und pauschaliert an ihre Kunden weitergeben," schränkt Wulf ein. Vielmehr werde das Geschäft individualisiert gestaltet werden müssen, was durchaus wieder einem Teil der Kunden zugute komme. In der Risikobewertung und Prämiengestaltung müsse beispielsweise zwischen einem neu renovierten Haus und einem überalterten Wohnobjekt differenziert werden. Während der Versicherungskunde im ersten Fall seinen Risikominimierungspflichten nachgekommen sei und ihm daher auch entsprechende vollwertige Versicherungsleistungen zustünden, müsse sich der Kunde im zweiten Fall darüber im Klaren sein, dass er im Ernstfall aufgrund des erhöhten Schadensrisikos einen Teil der anfallenden Kosten zu übernehmen hat, so Wulf weiter.
"Die veränderte Risikobewertung wird die Versicherer zum Ausbau ihrer Produktplattformen führen und damit erhebliche Investitionsvolumina für die IT-Systeme erfordern", ortet Wulf hier Nachholbedarf. Der Einsatz moderner teilautomatisierter Datenbanken könne und werde in Zusammenhang mit der erforderlichen individuellen Fachkompetenz der Mitarbeiter aber maßgeblich dazu beitragen, das Risikomanagement der Versicherer zu professionalisieren und damit Kosten zu sparen, so Wulf.