Risikomanager für Regierung


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Beim diesjährigen World Economic Forum (Weltwirtschaftsforum, WEF) in Davos wurde auch über den Umgang mit den globalen Risiken diskutiert. Ob steigende Ölpreise, das veränderte Klima oder eine neue Pandemie: Die globale Risikolandkarte wird durch die Rückkehr geopolitischer Risiken bestimmt.

Vor allem die Destabilisierung im Nahen Osten hat zur neuen Risikosituation beigetragen. Doch auch der Klimawandel ist in den aktuellen Risikodiskussionen allgegenwärtig. Die zahlreichen Naturkatastrophen der letzten Jahre – darunter die Wirbelstürme „Katrina“ und „Rita“ in den Vereinigten Staaten sowie die Hochwasserflut in Europa – und der aktuell milde Winter haben die Risikolandkarte mit bestimmt.

Die globale Risikolandkarte der Zukunft wird bestimmt vom Ölpreis

Ein jüngst veröffentlichtes Papier des Weltwirtschaftsforums beschreibt 23 unterschiedliche Risiken, welche die Welt in den nächsten 10 Jahren in Atem halten werden, und teilt diese in fünf Kategorien ein (Wirtschaft, Umwelt, Technologie, Geopolitik und Gesellschaft). Alle Risiken wurden hinsichtlich der Eintrittswahrscheinlichkeit und des Schadenausmaßes eingeteilt. In dem Ranking ist die Entwicklung des Ölpreises weit vorne zu finden. Ein Angriff auf die Angebotsseite (etwa durch terroristische Anschläge) könnte den Ölpreis rasch in neue Höhen treiben; die Rede ist von bis zu 150 Dollar pro Fass (159 Liter). 

Als weitere Risiken in der Kategorie „Wirtschaft“nennt der Bericht das hohe US-Leistungsbilanzdefizit, die „harte Landung“ der chinesischen Wirtschaft oder die demografische Veränderung und ihr Einfluss auf staatlichen Steuer- und Vorsorgesysteme.

Ein Pandemieszenario

Auch das Pandemierisiko ist ganz oben im Risikoranking zu finden. Die länder- und kontinentenübergreifende Ausbreitung einer ansteckenden Krankheit – letztmals beim Ausbruch der Vogelgrippe breit diskutiert – stellt mit der zunehmenden Mobilität eine gesellschaftliche Herausforderung dar. Im Szenario der Risikoexperten hat das gefährliche Virus seinen Ursprung in Südostasien. Mangelnde Kenntnisse der lokalen Bevölkerung und die schleppende Reaktion staatlicher Stellen lassen die Krankheit rasch ausbreiten.

In den Augen der WEF-Experten hat das Pandemie-Bewusstsein in der Bevölkerung in den letzten Monaten zwar zugenommen – nicht zuletzt wegen der Vogelgrippe. Wichtig sei aber die Erkenntnis: Eine Pandemie sei kein Eintagesereignis, sondern eine immer wieder auftretende Erscheinung, deren Ausbruch nicht vorherzusagen sei.

Risikomanager für Regierungen

Der WEF-Bericht benennt nicht nur die möglichen Risiken und deren Auswirkungen, sondern formuliert auch Lösungsansätze. Voraussetzung ist vor allem ein rationalerer Umgang mit Risiken, so eine vom WEF – gemeinsam mit Citigroup, Marsh & McLennan Companies, Swiss Re und dem Wharton School Risk Center – veröffentlichte Studie (Download siehe unten). Christian Mumenthaler (CRO bei Swiss Re) empfahl den Regierungen, selbst Risikomanager zu beschäftigen. Dessen Rolle sei vergleichbar mit jener eines Risikomanagers in einem Unternehmen. Er beobachte die langfristigen Entwicklungen und arbeite innerhalb der Regierung sowie in regelmässigen Treffen mit Kollegen anderer Länder an Methoden zur effektiven Risikominimierung.

Typischerweise richteten sich Regierungen und die öffentlichen Ausgaben für die Risikovorsorge nicht nach dem tatsächlichen Risiko (also Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadenausmaß), sondern eher nach der öffentlichen Wahrnehmung. Als Beispiel für ein nicht rationales Ausgabeverhalten nannte Mumenthaler den Hurrikan Katrina, ein tropischer Wirbelsturm, der im August 2005 in den südöstlichen Teilen der USA, insbesondere aber an der dortigen Golfküste enorme Schäden anrichtete. Für die Folgen des Sturm zahlte die US-Regierung 107 Milliarden US-Dollar; im Vergleich dazu wurden jedoch nur 5,3 Milliarden US-Dollar im Hochwasserschutz ausgegeben.

Risikolandkarten für Politiker

Risikomanager könnten Risikolandkarten erstellen, an denen die Politiker ihre Entscheidungen ausrichten könnten. Der Umgang mit Risiken würde so rationaler und das Geld der Steuerzahler würde effizienter eingesetzt werden. Die SwissRe fordert weiter, dass Versicherungslösungen gemeinsam von Staat und von Privatunternehmen angeboten werden (Public Private Partnership). In diesem Kontext sei auf die Tsunami-Katastrophe aus dem Jahr 2004 verwiesen, die in Indonesien 220.000 Menschenleben gefordert und einen Schaden von 13 Milliarden US-Dollar verursacht hatte. Versichert waren jedoch nur etwa zwei Milliarden US-Dollar. Die Unterversicherung von Katastrophen wie Hochwasser, Erdbeben, aber auch Terrorismus kann – so die SwissRe weiter – im Ernstfall zum Kollaps der Staatsfinanzen führen.

Download "Global Risks 2007 - A Global Risk Network Report":

[Quelle: Eigene Recherchen, Global Risks 2007, Die Welt]

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