Laut einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung Towers Watson beschäftigen sich multinationale Konzerne in Deutschland nach der Finanzmarktkrise deutlich früher und intensiver mit möglichen Risiken für ihre Pensionsvermögen und strukturieren ihr Risikomanagement grundlegend neu.
Die steigende Bedeutung dieses Themas spiegelt sich auch in der Zuordnung der Verantwortlichkeiten wider: Aufgrund der zunehmenden Volatilität der Finanzmärkte und des Einflusses der Pensionsverpflichtungen und -vermögen auf die Bilanz trägt die strategische Verantwortung für das Pensionsmanagement bei 83 Prozent der befragten Unternehmen letztlich der Vorstand beziehungsweise der CFO.
Sicherheitsgedanke rückt in den Vordergrund
"Nach der Wirtschaftskrise werden Zins- und Inflationsrisiken zunehmend als Kernrisiken verstanden, gegen die immer häufiger Absicherungsstrategien umgesetzt werden", berichtet Nigel Cresswell, Leiter des Investment Consulting bei Towers Watson Deutschland. Der Anteil der Unternehmen, die sich gegen Zinsänderungen absichern, sei auf 38 Prozent gestiegen – gegenüber 25 Prozent in der Vorgängerstudie aus dem Jahr 2009.
Inflationsrisiken sichern inzwischen sogar 31 Prozent ab – im Vorjahr hatten dies nur acht Prozent getan. Dabei setzen die Unternehmen beim Hedging vor allem auf Anleihen mit entsprechend langer Duration und/oder Interest-Rate-Swaps sowie auf inflationsindexierte Anleihen. Zudem setzten die Unternehmen ihre ohnehin schon konservative Anlagepolitik noch konsequenter um und hätten den Aktienanteil in ihren Portfolios weiter reduziert.
Die zunehmende Berücksichtigung von verpflichtungsbezogenen Risiken führt außerdem zu einem verstärkten Einsatz von Liability-Driven-Investment-Ansätzen. 74 Prozent der befragten Unternehmen stimmen ihre Vermögensanlage gezielt auf die Struktur ihrer Verpflichtungen ab, um so die Nettovolatilität zwischen Kapitalanlage und Verpflichtungen zu steuern. Das sich aus einer übermäßigen Nettovolatilität ergebende Bilanzrisiko wird von über drei Vierteln der befragten Unternehmen als zentrales Risiko gesehen.
Risikomanagement gewinnt stark an Bedeutung
Die wohl augenfälligste Veränderung bei einem Vergleich der Studien aus dem Jahren 2009 und 2010 betrifft die Bewertung von Risiken. So hat die Krise insbesondere das Bewusstsein für unerwartete negative Kursveränderungen geschärft, was sich unter anderem in den verwendeten Methoden und Risikokennzahlen widerspiegelt: So werden heute insbesondere Stresstests und Verfahren zur Evaluierung von Short-Fall-Risiken deutlich häufiger eingesetzt als noch vor der Krise.
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