Das Hilfspaket ist geplatzt: Angesichts immer größerer Finanzprobleme bei seiner Tochter Depfa droht der Hypo Real Estate nun die Insolvenz. Der Immobilienfinanzierer hat seine Risikotragfähigkeit massiv überschätzt und befindet sich in einer massiven Schieflage. Über die Größenordung der Liquiditätslücke gab es heute unterschiedliche Angaben. Die "Welt am Sonntag" hatte berichtet, die Deutsche Bank habe bei einer Prüfung festgestellt, dass die HRE deutlich mehr Geld brauche als bisher bekannt. Laut Deutscher Bank fehlten dem Vernehmen nach bis Jahresende bis zu 50 Mrd. Euro und bis Ende 2009 sogar 70 bis 100 Mrd. Euro. Ein HRE-Sprecher wiedersprach dieser Darstellung und wies darauf hin, dass Spekulationen über einen Liquiditätsbedarf von bis zu 100 Mrd. Euro aus heutiger Sicht abwegig sei. Auch andere Quellen wiesen darauf hin, dass die Summe von 100 Mrd. Euro für das Jahr 2009 überzogen sei. Relativ sicher sei allerdings, dass bis Ende 2008 ein Betrag von 50 Mrd. erforderlich sei.
Am Samstag hatte das im DAX notierte Unternehmen das Scheitern des vor einer Woche von Bundesregierung und Banken geschnürten 35 Mrd. Euro schweren Rettungspakets bekannt geben müssen. Zunächst hatte die Finanzbranche ihre Zusage für eine kurzfristige Bereitstellung von Liquidität von 15 Mrd. Euro zurückgezogen. Ursache für den höheren Liquiditätsbedarf sind gravierende Liquiditätsprobleme bei der irischen Tochter Depfa. "Es gibt gar keinen Zweifel, dass sich die Liquiditätslage der Depfa-Bank in der zurückliegenden Woche durch die Spekulationen über eine Abwicklung der Hypo Real Estate Group verschlechtert hat", sagte ein HRE-Sprecher. "Es ist jetzt höchste Zeit, den Märkten Sicherheit über die Zukunft des Unternehmens zu geben. Je schneller und überzeugender das gelingt, desto niedriger wird auch der Liquiditätsbedarf sein." Die irische Tochter hatte systematisch ihre langfristigen Ausleihungen mit kurzfristigen Mitteln vom Geldmarkt refinanziert. Durch die Kreditkrise trocknete der Markt aber aus. Ergebnis war eine riesige Liquiditätslücke.
Vor dem Hintergrund der neuen Hiobsbotschaften aus Irland war am Wochenende Krisenmanagement angesagt. "Wenn es bis zur Öffnung der Aktienmärkte keine Lösung gibt, hält das Unternehmen keine zwei Tage mehr durch", sagt ein Bankenexperte. Nach Angaben des Bundesfinanzministeriums sind Fachleute von Regierung, Bundesbank und Bankenaufsicht beteiligt. Am Samstag hatte Steinbrück unter Verweis auf die HRE einen umfassenden europäischen Bankenrettungsplan abgelehnt. "Es ist schon schwer verkraftbar, dass die deutschen Steuerzahler nun für Kapriolen von Banken in Dublin Docks einstehen sollen, die sich dort vor der deutschen Steuer gedrückt haben," sagte Steinbrück der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung " mit Blick auf die in Dublin ansässige HRE-Tochter Depfa.
Update 06.10.2008/06:15h
Nach Angaben des Finanzministeriums gewährt der Finanzsektor der HRE einen weiteren besicherten Liquiditätskredit von 15 Milliarden Euro. Das Geld kommt zu den 35 Milliarden Euro hinzu, die das vergangene Woche ausgehandelte erste Rettungspaket für die HRE vorsah. "Mit dieser gemeinschaftlich gefundenen Lösung wird das Institut stabilisiert und damit der Finanzplatz Deutschland in schwierigen Zeiten gestärkt", teilte das Finanzministerium mit.
Kommentare zu diesem Beitrag
Vielleicht geht uns ja endlich ein Licht auf und es ändert sich am Ende alles zum Besseren.
Vielleicht versteht man ja am Ende, daß Profitgier schlußendlich allen schadet... Wobei, viele, die die Kriese ausgelöst haben profitieren ja durch die Rettungspake wieder ... ;-(