Die Stabilität des deutschen Finanzsystems hat sich im letzten Jahr erneut verbessert. Der aktuelle Geschäftsbericht der Deutschen Bundesbank weist darauf hin, dass sich der bereits im Jahr 2003 begonnene Festigungsprozess fortgesetzt hat. Die Risikolage der Kreditinstitute war entspannt, während gleichzeitig die Risikotragfähigkeit deutlich gestiegen ist. Die damit verbundene robuste Verfassung des deutschen Bankensystems wird durch Ergebnisse von Stresstests bestätigt. Auch der Versicherungssektor verzeichnete einen Anstieg seiner Finanzkraft. „Das deutsche Finanzsystem kann sich weiterhin auf eine zuverlässige und robuste Abrechnungs- und Zahlungsverkehrsinfrastruktur stützen.“, so die Deutsche Bundesbank.
Konjunktureller Aufschwung als Stütze
Die deutsche Kreditwirtschaft profitierte maßgeblich von dem kräftigen konjunkturellen Aufschwung und den anhaltend günstigen Finanzierungsbedingungen. Die verbesserte Kreditqualität im Unternehmensportfolio wirkte sich ebenso positiv auf die Ertragslage aus wie die beachtlichen Erfolge im Provisionsgeschäft und im Eigenhandel; im internationalen Vergleich besteht allerdings für das deutsche Bankensystem hinsichtlich der Ertragskraft nach wie vor Nachholbedarf. Die anhaltend positive konjunkturelle Grunddynamik im laufenden Jahr dürfte zu einer günstigen Risikolage beitragen. Insgesamt sollte sich hierdurch auch die Widerstandsfähigkeit der Finanzinstitute weiter stärken.
Drei Hauptrisiken verbleiben
Trotz des derzeit günstigen Umfelds verbleiben drei Hauptrisiken für die Stabilität des deutschen Bankensystems: Erstens könnte eine Wende im nationalen und internationalen Kreditqualitätszyklus – für die es einige Anzeichen gibt – den Ertrag stützenden Trend rückläufiger Wertberichtigungen unterbrechen oder beenden. Zweitens resultierte ein wesentlicher Teil des verbesserten Ergebnisses der Banken aus volatilen Ertragsquellen, die sich bei einer Eintrübung an den Finanzmärkten abschwächen würden. Drittens dürfte der Zinsüberschuss der Banken auch im Jahr 2007 unter Druck bleiben.
Makroökonomische Risiken und Finanzmarktrisiken
Die gute makroökonomische Situation prägt nicht nur die erfreuliche Lage der Banken, sondern begünstigt auch die internationalen Finanzmärkte, in die das deutsche Finanzsystem eng eingebunden ist. Diese erwarten überwiegend, dass sich die weltwirtschaftliche Expansion zwar etwas verhaltener, aber in regionaler Hinsicht zunehmend ausgewogener fortsetzen wird. Die weltweit und historisch gesehen niedrigen Renditeaufschläge für eine Vielzahl von Finanzmarktprodukten dürften in gewissem Umfang auch eine erhöhte Risikoneigung der Marktteilnehmer widerspiegeln. Die Ende Februar/Anfang März 2007 zu beobachtende breite Gegenbewegung an den internationalen Finanzmärkten ist vor diesem Hintergrund vor allem als Korrektur einiger vorangegangener Übertreibungen zu sehen. Eine generelle Revision der günstigen Erwartungen könnte jedoch mit Anpassungsproblemen an den internationalen Finanzmärkten einhergehen.
Drei makroökonomische Risiken sollten dabei besonders beachtet werden:
- ein erneuter kräftiger Ölpreisanstieg,
- eine stärkere Eintrübung der Wirtschaftslage in den Vereinigten Staaten
- sowie eine abrupte Korrektur der globalen Ungleichgewichte.
Die Effekte einer Finanzmarktstörung hängen entscheidend von der Widerstandsfähigkeit und dem Verhalten großer Marktteilnehmer ab. Über ihre Geschäftsbeziehungen zu diesen international tätigen Finanzinstituten können von solchen Entwicklungen auch Banken betroffen werden, die lediglich regional tätig sind. Die derzeit hohe Widerstandsfähigkeit großer international tätiger Finanzinstitute deutet aber auf eine eher geringe Wahrscheinlichkeit eines solchen Szenarios hin.
[Quelle: Geschäftsbericht 2006 der Deutschen Bundesbank]