Der aktuelle Klima-Risiko-Index zeigt, wo extremes Wetter die meisten Toten fordert. Die USA liegen wegen der Hurrikan-Rekordsaison 2005 in der Spitzengruppe. Doch arme Länder werden von Stürmen, Dürren und Überflutungen am härtesten getroffen - und der Klimawandel verstärkt sie noch.
Überschwemmungen, Dürre, Hurrikane - jährlich sterben Tausende Menschen bei extremen Wetterereignissen. Am stärksten davon betroffen war im Jahr 2005 Guatemala, wie Berechnungen der Umweltorganisation Germanwatch und der Gesellschaft für bedrohte Völker zeigen. In dem lateinamerikanischen Land starben 2005 fast sechs Menschen pro 100.000 Einwohner bei Wetterkatastrophen - mehr als in allen anderen Ländern der Welt.
Den zweiten Rang im heute in Hamburg vorgestellten Klima-Risiko-Index belegen die USA. Die größte Volkswirtschaft der Welt wurde 2005 deutlich härter von Wetterextremen getroffen als in den vorangegangenen Jahren. Grund war die rekordverdächtige Hurrikan-Saison, die den Vereinigten Staaten 2005 den weltweit größten wirtschaftlichen Schaden durch Wetterextreme bescherte.
"Setzt man allerdings die Schadenssummen ins Verhältnis zur Wirtschaftsleistung eines Landes, so ändert sich das Bild", betonte Christoph Bals (Bild), Geschäftsführer von Germanwatch. Denn trotz der Rekordschäden von mehr als 160 Milliarden US-Dollar sei in den USA der Schaden im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung deutlich geringer als in Guatemala oder Kuba gewesen. Die USA landeten hier nur auf Platz neun.
Abbildung 1: Klima-Risiko-Index 2005: Indien hatte bei extremen Wetterereignissen die meisten Toten zu beklagen.
Rumänien, Indien, Vietnam auf den ersten Plätzen
Die Plätze drei bis zehn im Klima-Risiko-Index 2005 belegen Rumänien, Indien, Vietnam, Haiti, Honduras, China, Bulgarien und Mexiko. Deutschland landete in der Gesamtbilanz 2005 auf Platz 37, mit ähnlichen Schadens- und Opferzahlen wie 2004. Wenn man die Wetterkatastrophen der letzten zehn Jahre betrachtet, sind Honduras, Bangladesch, Nicaragua und Vietnam am stärksten betroffen. Deutschland landet in dieser Auswertung auf Platz 11. Das dürfte vor allem am Elbhochwasser 2002 und am Rekordsommer 2003 liegen, dem in Deutschland rund 7000 Menschen zum Opfer fielen.
Der Klima-Risiko-Index basiert auf Daten der Georisikoforschung des Versicherungskonzerns Münchener Rück: Sie wurden mit anderen Wirtschafts- und Bevölkerungsdaten internationaler Institutionen zu einer Gesamtanalyse kombiniert.
Abbildung 2: Wirtschaftliche Schäden: Bei den absoluten Zahlen liegen die USA wegen der Hurrikan-Rekordsaison weit vorn. Setzt man die Schäden aber ins Verhältnis zur Wirtschaftsleistung, so zeigt sich, dass ärmere Länder wesentlich härter getroffen werden
er Klimaexperte Christian-Dietrich Schönwiese (Bild), Professor an der Universität Frankfurt, warnte vor zunehmenden Wetterextremen: Es zeige sich vielfach "die fatale Entwicklung, dass niederschlagreiche Gebiete noch niederschlagreicher werden und niederschlagarme noch trockener". Der jüngste Bericht des Uno-Klimagremiums IPCC weise deutlich auf die Notwendigkeit hin, den Klimaschutz ernst zu nehmen, um die globale Erwärmung auf zwei Grad Celsius gegenüber vorindustriellem Niveau zu begrenzen.
Im Kampf gegen den Klimawandel hat Germanwatch mehr Hilfe der Industriestaaten für die Entwicklungsländer gefordert. "Arme und reiche Menschen und Gesellschaften sitzen alle im gleichen Boot, aber auf verschiedenen Decks", sagte Klimaexperte Harmeling von Germanwatch. "Die einfachen Passagiere übernachten in den unteren Decks, die Rettungsboote liegen auf den oberen." Im Sinne des Verursacherprinzips stünden daher die Hauptverursacher des Klimawandels in der Verantwortung. Zudem werden die Industrieländer viel besser als die Dritte Welt in der Lage sein, sich dem Klimawandel anzupassen und so die Opferzahlen zu begrenzen.
Download Broschüre "Klima-Risiko-Index 2007":
Download "Gesamtergebnis/Länderrangfolge":
Download "Kerndaten der 10 größten CO2-Emittenten":
[Quelle: Germanwatch, AFP; Bildquelle: Germanwatch, Münchener Rück]