Risikomanager gehören zu den Gewinnern der aktuellen Finanzkrise – wie auch aller Krisen zuvor. Für die Zukunft des Risikomanagements und das Berufsbild des Risikomanagers ist eins sicher: Das Fahrwasser wird für Banken und Versicherungen (und andere Branchen) zunehmend unruhig. Da das Geschäftsmodell von Banken und Versicherungen nun einmal auf dem professionellenManagement von Risiken basiert, werden auch in Zukunft Risikomanager ein reichhaltiges Betätigungsfeld finden. Der zunehmende regulatorische Druck (Solvency II, BilMoG, Basel III) wird diese Entwicklung zusätzlich antreiben. Neben Banken, Versicherungen und Kapitalanlagegesellschaften werden auch Wirtschaftsprüfer, Unternehmensberater sowie Industrie- und Handelskonzerne Risikomanager nachfragen.
Basierend auf der Interdisziplinarität des Themas sind die gesuchten Kompetenzen vielfältig. Der Risikomanager muss zunächst vor allem die Geschäftsprozesse und das Unternehmen aus der "Helikopter-Perspektive" verstehen. Im Bereich der Entwicklung von mathematisch-stochastischen Methoden haben vor allemMathematiker, Physiker und Chemiker exzellente Karrierechancen. Auch Betriebs- und Volkswirte, Juristen und Absolventen geisteswissenschaftlicher Fächer werden ein breites Betätigungsfeld im Risikomanagement finden.
"Dickes Fell" vorteilhaft
Neben fachlichen Kompetenzen (etwa im Bereich der stochastischen Modellierung oder der Analyse von makroökonomischen Trends) sollten Risikomanager vor allem ausgeprägte soziale, analytische und kommunikative Fähigkeiten mitbringen. Risikomanagement ist ohne Kommunikation nur schwer vorstellbar. In dem Kontext ist auch ein "dickes Fell" vorteilhaft, da Risikomanagement nicht selten Entscheidungen konterkariert, die beispielsweise der Vertrieb favorisiert. So muss man sich als künftiger Risikomanager bewusst sein, dass man im Unternehmen nicht nur Freunde haben wird. Die Zahl der Freunde steigt jedoch rasant, wenn man den Klippen in der globalen, stürmischen See erfolgreich ausgewichen ist.
Vorbildfunktion und Empathie
Die Wege ins Risk Management sind vielfältig. Neben reinen Risikomanagement- Studiengängen (beispielsweise das Master-Programm "Risiko- und Compliance-Management" der Hochschule Deggendorf) haben auch Quereinsteiger aus anderen Studiengängen (Natur- oder Geisteswissenschaften) die Möglichkeit, im Risikomanagement tätig zu werden – sofern sie bestimmte Soft Skills mitbringen. Auch für Risikomanager gilt: Der Erfolg basiert zu 50 Prozent auf Fachkompetenz. Über den Rest entscheiden die weichen Faktoren. Gleichzeitig dürfen Risikomanager keine Angst vor quantitativen, mathematischen Methoden haben. Denn Risikomanagement funktioniert nicht ohne Mathematik und Statistik. In Bezug auf die sozialen Kompetenzen sollten beim Bewerber die folgenden Eigenschaften besonders ausgeprägt sein: Teamfähigkeit, Konfliktfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Konsequenz, Vorbildfunktion, Empathie/Perspektivenübernahme, Kompromissfähigkeit, Menschenkenntnis, Sprachkompetenz, Interkulturelle Kompetenz und Emotionale Intelligenz. Wichtig für Risikomanager ist aber vor allem analytisches Denken. Risikomanagement-Profis sollten die Fähigkeit besitzen, Sachverhalte mit der passenden "Wenn-dann-Formel" zu durchleuchten. So müssen sie – etwa bei Szenarioanalysen – Zusammenhänge erkennen, sie richtig strukturieren und resümieren, sowie dann angemessenen Schlüsse daraus ziehen.
Keine "Kunst der Prophetie"
Und in Zukunft? Für künftige Risikomanager ist ein Punkt besonders wichtig: Risikomanagement versteht sich nicht als Kunst der Prophetie, sondern liefert Prognosen zur besseren Steuerung von Risiken. Die Zukunft ist nämlich nur dem vorhersehbar, "der die Begebenheiten selber macht und veranstaltet, die er zum voraus verkündigt", wie Kant zu bedenken gibt.
Den kompletten Text können Sie hier herunterladen:
[Text: Romeike, F. (2009): Risk Manager: Entscheidend sind die Soft Skills, in: staufenbiel Banking & Finance 2009/10, S. 10-13]
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