Die auf die Betreuung von vermögenden Privatkunden spezialisierte Berenberg Bank hat das Ergebnis vor Steuern im vergangenen Jahr um 14 Prozent auf 61,2 Mio. Euro gesteigert. Trotz eines schwierigen Jahres für den Bankensektor sei die Eigenkapitalrendite vor Steuern 2007 auf 56,1 Prozent von 52,5 Prozent gestiegen, teilte das Institut aus Hamburg mit. Berenberg habe im vergangenen Jahr viele Kunden gewonnen und das Geschäft mit bestehenden Kunden ausgeweitet, sagte Partner Hans-Walter Peters. Das verwaltete Vermögen sei um 24 Prozent auf 19,1 Mrd Euro gestiegen, die Bilanzsumme habe sich um 33 Prozent auf 3,6 Mrd. Euro erhöht. Gerade in der gegenwärtig schwierigen Marktphase habe es sich im Private Banking bewährt, das verwaltete Vermögen auf zehn unabhängige Anlageklassen aufzuteilen. "Unser Unternehmen ist über 400 Jahre alt. Wir könnten heute nicht auf eine so lange und erfolgreiche Tradition zurückblicken, wenn wir nicht stets ein besonderes Augenmerk auf das Vermeiden und Beherrschen von Risiken gelegt hätten", so Claus-G. Budelmann, Partner der Bank. Berenberg hat zu keiner Zeit Anlagen in Subprime-Strukturen getätigt.
Balance zwischen Risikotragfähigkeit und eingegangenen Risiken
Im Bericht über das 417. Geschäftsjahr (Foto oben: Johann Berenberg) kann man lesen, dass die strategische Ausrichtung der Bank auf tendenziell schwach risikobehaftete, dienstleistungsorientierte Geschäftsfelder konzentriert ist. Durch den Einsatz moderner, auf das Geschäft des Hauses optimal ausgerichteter Risikomessmethoden, werden Planabweichungen rechtzeitig erkannt.
Nach Ansicht der Risikoexperten der Berenberg Bank erfordert eine moderne Risikosteuerung nicht nur die Identifikation und die Messung sämtlicher sich aus der Geschäftstätigkeit ergebender Risiken, sondern auch einen ständigen Abgleich zwischen Risikoposition und Risikodeckungsmasse. Oder man könnte es auch so formulieren: Ziel ist die permanente Balance von eingegangenen Risiken und Risikodeckungspotenzial, dass sich vor allem aus Eigenmitteln und Liquidität zusammensetzt. Dieses „Grundgesetz des Risikomanagements“ wurde im Kontext der aktuellen Subprime-Krise missachtet. Das im Rahmen des Risikomanagements betrachtete Risikodeckungskapital (ökonomisches Kapital) ist vom regulatorischen Eigenkapitalbegriff abzugrenzen. Im Sinne eines Going-Concern-Gedankens sollen unerwartete Verluste möglichst ohne externe Kapitalmaßnahmen verkraftet werden. Das Risikodeckungskapital wird daher wesentlich durch die der Bank zur Verfügung stehenden, leicht liquidierbaren Reserven geprägt.
Risikoadjustierte Gesamtbanksteuerung
Im Rahmen der bei Berenberg seit mehreren Jahren eingesetzten risikoadjustierten Gesamtbanksteuerung wird zudem eine Optimierung der Ergebnis-Risiko-Relation als zentrales Ziel definiert. Risiken werden nur dann eingegangen, wenn sie in einem angemessenen Verhältnis zu den erzielbaren Erträgen stehen. Neben Adressenausfall-, Marktpreis-, Liquiditäts- und operationellen Risiken wird im Rahmen des Risikomanagements ein besonderes Augenmerk auf das Ergebniseinbruchrisiko gelegt. Über die Steuerung des Ergebniseinbruchrisikos sollen Verluste durch das mögliche Einbrechen einzelner, im Zeitablauf volatiler Ertragskomponenten vermieden werden.
Nach dem Value-at-Risk-Prinzip (VaR) wird getrennt für die verschiedenen Risikokategorien die Höhe der Verlustpotenziale bestimmt, die von den Geschäftsbereichen der Bank eingegangen werden. Das VaR gibt für ein bestimmtes Wahrscheinlichkeitsniveau eine Verlustobergrenze an. Da das VaR-Verfahren die Verlustpotenziale nur unter relativ normalen Marktbewegungen widerspiegelt, ergänzen die Experten bei Berenberg die Risikobewertungen durch die Analyse von Stressszenarien. Auf diese beiden unterschiedlichen Betrachtungsweisen der Risikoposition ist der regelmäßig vorgenommene Abgleich zwischen Risiko und Risikodeckungsmasse ausgerichtet.
Klare Verantwortlichkeiten als Basis des Risikomanagements
Die Geschäftsleitung besitzt die Gesamtverantwortung für das Risikomanagement und definiert die Rahmenbedingungen für die Steuerung der verschiedenen Risikoarten. Ein zentraler Controlling-Bereich, der im Sinne der MaRisk aufbauorganisatorisch unabhängig von den verschiedenen Marktbereichen agiert, entwickelt und betreut die Systeme zur Gesamtbank- und Risikosteuerung und gewährleistet einen stetigen Informationsfluss an die Geschäftsleitung und den Verwaltungsrat der Bank. Über eine monatlich erstellte Gesamtkalkulation wird der Erfolg der Geschäftsbereiche unter Berücksichtigung der eingegangenen Risiken überwacht. Insbesondere werden die Ergebniseinbruchrisiken der Profit-Center analysiert. Darüber hinaus wird der Geschäftsleitung ebenso wie den einzelnen Kundenbetreuern ein Managementinformationssystem zur Verfügung gestellt, das den Adressaten die Analyse der risikoadjustierten Ergebnis- und Risikogrößen (VaR) in sämtlichen Aggregationsstufen von der Gesamtbank bis hinunter zum einzelnen Kunden ermöglicht.
Das Risiko-Controlling überwacht zum einen die Marktpreisrisiken und gewährleistet zudem eine Quantifizierung der operationellen Risiken, deren Höhe durch ein umfangreiches Regelwerk sowie durch Notfallplanungen limitiert wird. Ein von den kundenbetreuenden Bereichen organisatorisch unabhängiger Marktfolgebereich überwacht die eingegangenen Adressenausfallrisiken über eine umfangreiche Limitstruktur. Die Steuerung von Ausfallrisiken auf Gesamtportfolioebene wird durch vielfältige Analysen des Controllings unterstützt. Das Treasury verantwortet gemeinsam mit dem Geldhandel die Steuerung der Liquiditätsrisiken. Die Innenrevision des Hauses kontrolliert basierend auf den im Revisionshandbuch festgelegten Vorgaben regelmäßig die organisatorischen Vorkehrungen zur Steuerung, Überwachung und Kontrolle der verschiedenen Risikokategorien.
[Bildquelle: Berenberg Bank]